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Herr Mappus, bewegen Sie sich!

Da der echte Mappus es ablehnte, die bereits über 90.000 Unterschriften für einen Baustopp und einen Volksentscheid entgegenzunehmen, haben wir unseren eigenen Mappus mitgebracht. Das Krokodil "König Mappus-Schnappus" zeigt, wie der bissige Monarch mit den Argumenten seiner Bürger/innen umzugehen pflegt.

… wollen wir dem Ministerpräsidenten entgegenrufen, aber dafür müssen wir erst einmal einiges zum Ort unserer Versammlung bewegen: ein vier Meter langes Krokodil aus Schaumstoff, hundert Schilder und Plakate und ein Podest plus Soundanlage. Derweil treffen die ersten Stuttgarter/innen ein, fast alle tragen einen Button: „Oben bleiben!“ ist dort zu lesen, „Friedlich gegen S21“ oder „Berufsdemonstrant“. Seitdem Herr Mappus seine seit Monaten unermüdlich demonstrierenden Bürger/innen so tituliert hat, findet sich die Bezeichnung an vielen Jacken wieder.

Das kreative Potential der Stadt ist in diesen Tagen unbeschreiblich groß, davon konnte ich mich während der zwei Tage meines Besuchs in der Schwabenmetropole überzeugen. Am Bauzaun zum Nordflügel, im Stadtpark, wo in der Nacht vom 30. September die Bäume fielen, überall hängen Plakate, gegen den Regen laminierte Zeitungsausschnitte, gemalte Sprüche und Zeichnungen. „I survived Stuttgart 21“ steht auf einem T-Shirt, „Keine Laufzeitverlängerung für Mappus“ hängt am Bauzaun, ein Mann verkauft klitzekleine Kastanien als „Stuttgarter Pflastersteine“ zum Noteinsatz gegen die Polizei.

Um 9:30 Uhr haben sich am Haus der Abgeordneten, gegenüber des Stuttgarter Landtags, 200 Menschen versammelt. Direkt vor de Landtag durften wir uns nicht stellen, das gesamte Gebäude ist mit Hamburger Gittern abgesperrt und gilt als „Bannmeile“. Da der echte Mappus es ablehnte, die bereits über 90.000 Unterschriften für einen Baustopp und einen Volksentscheid entgegenzunehmen, haben wir unseren eigenen Mappus mitgebracht. Das Krokodil „König Mappus-Schnappus“ steigt auf das Podest und zeigt, wie der bissige Monarch mit den Argumenten seiner Bürger/innen umzugehen pflegt: kaum ist eine Sprechblase mit den Worten „Baustopp“ oder „Volksentscheid“ in seiner Nähe, schon schnappt er mit seinem riesigen Krokodilsmaul danach. Nun ist „König Mappus-Schnappus“ seit einigen Tagen milder gestimmt, er nimmt an Gesprächen zur Schlichtung des Konfliktes um Stuttgart 21 teil. Die Fakten sollen endlich auf den Tisch. Daher fordern die Menschen Mappus-Schnappus auf, sich zu bewegen: hin zu einem echten Baustopp anstelle des jetzigen „Baustöpples“, hin zum Volksentscheid am Ende der Gespräche. Doch der Monarch dreht dem Volk den Rücken zu und will sich unter dem lauten Tröten und Pfeifen ihres Schwabenstreichs hindurchducken.

Der echte Stefan Mappus kann sich ein solches Verhalten nicht mehr leisten. Nach dem massiven Polizeieinsatz, nach dem arroganten Wegschütteln der Belange seiner Bürger/innen, müssen in den nun folgenden Schlichtungsgesprächen die geheim gehaltenen Zahlen, die Fakten über Sicherheit, Finanzierbarkeit und Folgen für die Entwicklung von Stadt und Bahn auf den Tisch. Am Ende muss das Volk entscheiden.

Am Abend treten wir mit „König Mappus-Schnappus“ auf der Montagsdemo auf. Die Stuttgarter/innen werden die Schlichtungsgespräche mit weiteren friedlichen Demonstrationen begleiten. Am 26. Oktober fährt ein Protest-Kultur-Zug von Stuttgart nach Berlin, um in der Hauptstadt noch mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu fordern. Auch online können Sie demonstrieren: besuchen Sie die Gruppe „KEIN Stuttgart 21“ auf facebook und machen Sie mit beim „Onlineschwabenstreich“. Der kreative, friedliche Protest gegen das Milliardenprojekt geht weiter – seien Sie dabei!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

14 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Hallo Bloguser;

    advokat hat VOLLKOMMEN Recht.

    Die Vorteile überwiegen deutlich, man könnte jedes von euren idiotischen Argumenten wiederlegen:

    – Es ist zu teuer:

    Es ist teuer, aber nicht für uns, Bahn, EU zahlen weite Teile und Aktvisten sorgen für ständig neue Kosten. (Juchtenkäfer, seid ihr vollkommen verdummt???)

    – Die armen, armen Bäume…

    Es werden eine geringe Zahl Bäume gefällt, und eine deutlich höhere Zahl gepflanzt, interessiert nur keinen, da alle auf Demo sind und vollkommen emotionsgelenkt die Fakten vergessen

    – Abriss des Bahnhofs

    Dieser hässliche, alte Bahnhof wird ja nicht mal abgerissen. Nur die Flügel.
    Demletzt hat mir ein Immigrant erzählt, wie erstaunt er über den „scheiss Bahnhof“ bei einer solchen Stadt war.

    Das sind nur Wiederlege der Argumente der Contra Seite.

    Der frei werdende Platz und die Tatsache, dass das Geld wieder reinkommt, will ich noch gar nicht näher ansprechen.

    Es kann nicht sein, dass einige Leute wegen einem simplen Bauprojekt Stress machen, auch im Auslang fällt auf: Dieses Verhalten ist schwäbisch, denn nirgendwo sonst fürde wegen so etwas so demonstriert werden.

    Hört bitte auf, Kosten zu verursachen, mit eurer rumdemonstriererei, sonst komme ich bei eurem nächsten Garagenbau, und demonstriere auch davor, nur weil ihr dafür einen Baum fällen müsst.
    Jetzt zu demonstrieren ist lachhaft, Herr Mappus kann da auch nichts dafür.

    Bevor ich Grüne wähle, würde ich mir überlegen, ob ich mich von meinen Emotionen für EIN Thema leiten lassen will, oder einen Überblick haben möchte, was das wirklich für die WICHTIGEN Dinge bedeutet.

    MfG
    Ungenannt

  2. wie die Altfasnacht kommen sie daher. Ein Projekt, das schon vor fünfzehn Jahren gestoppt werden konnte und das schon durch viele Instanzen mit viel Einsatz und Geld gegangen ist, soll jetzt wegen ein paar Befindlichkeiten einiger Ignoranten gestoppt werden. Für viele Betriebe wird dieses Projekt vom Bund bezahlte Arbeit bringen. Nur ein Idiot (auf griechisch: Privatmann) kann ein solches „Geschenk“ abschlagen. In Wirklichkeit geht es bei dieser Stimmungsmache um eine vorgezogene Wahlschlacht und um eine zusätzlich verursachte Beschäftigung der Polzeibeamten, womit unsere Steuergelder verschleudert werden sollen.

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