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Kippt Brüssel die Nulltoleranz?

Am kommenden Montag, den 13. Dezember stimmen die EU-Mitgliedstaaten über einen Vorschlag der EU-Kommission ab, nicht zugelassene GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) durch die Hintertür in die EU zu holen.

Am kommenden Montag, den 13. Dezember stimmen die EU-Mitgliedstaaten über einen Vorschlag der EU-Kommission ab, nicht zugelassene GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) durch die Hintertür in die EU zu holen. Verunreinigungen und Beimischungen von GVO sollen bei Futtermittelimporten bis zu einem Schwellenwert von 0,1 Prozent zugelassen werden. Bislang gilt die Nulltoleranz, das heißt ein Importstopp ab der Nachweisgrenze. GVO ohne Zulassung in der EU müssen umgehend vom Markt genommen werden, denn es gilt das in der EU-Gesetzgebung verankerte Vorsorgeprinzip.

Doch die Futtermittelindustrie drängt schon lange auf ein Aufweichen der strengen Regelung. Sie versucht Europa seit Jahren weiszumachen, dass eine Futtermittelknappheit bestünde, wenn die EU ihre strengen Regeln beibehält. Dabei mussten in den letzten Jahren nur wenige Chargen zurückgesandt werden, in 2009 waren es 0,2 Prozent der gelieferten Soja. Von Knappheit keine Spur, wohl aber von Lobbyinteressen aus den USA. Denn von einem solchen Gesetz würde nur dortige Futtermittelindustrie profitieren. Die Hauptexportländer für Soja, Argentinien und Brasilien, schaffen es, ihre Transportwege von Gen- und Nichtgenprodukten zu trennen. Die USA sind hingegen für 90% aller Verunreinigungsfälle verantwortlich. Die Nulltoleranz aufgeben hieße die Länder, die Ihre Warenströme nicht ordentlich trennen, für ihre unsaubere Praxis noch zu belohnen. Dabei muss das Warentrennungs- und Rückverfolgbarkeitssystem ausgebaut und verbessert werden.

Eine Verwässerung der Nulltoleranz bei Futtermitteln zöge weitreichendere Forderungen der Gentechniklobby nach sich: auch in Lebensmitteln und Saatgut sollen ihrer Meinung nach größere Verunreinigungen zugelassen werden. Doch ohne gentechnikfreies Saatgut kann auch die Gentechnikfreiheit in den späteren Produktionsschritten wie Anbau und Verarbeitung aufgegeben werden – eine Landwirtschaft ohne gentechnische Kontamination wäre unmöglich.

Jährlich importiert die EU ca. 32 Mio Tonnen Futtersoja aus den USA und Südamerika, der Großteil davon ist gentechnisch verändert. Einheimische Alternativen zur Abhängigkeit von der Sojabohne aus Nord- und Südamerika sind Körnerleguminosen, Rotklee und Gräser als Tierfutter – ohne Gentechnik und ohne die negativen Auswirkungen der Sojamonokulturen wie Vertreibung von Kleinbauern, Abholzung von Regenwald und Vergiftung durch Pestizide. Produkte von mit Gentechnik gefütterten Tieren müssen endlich als solche gekennzeichnet und Alternativen im ökologischen Landbau müssen gefördert werden.

Die Nulltoleranz kippen heißt die eigenen EU-Gesetze zu unterlaufen, denn so kommen verbotene Genkonstrukte auf den europäischen Markt. Damit Europa gentechnikfrei werden kann, darf die Nulltoleranz nicht fallen.

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

6 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ein schönes Wochenende allen…..

    Da das hier ja ein öffentlicher Blog ist, und man ja mal von seinen demokratischen Grundrechten gebrauch machen kann, werde ich auch mal meinen Senf zu diesem Thema abgeben:

    Ja, ich habe schonmal eine „Massentierhaltung“ besucht, mehrmals sogar….
    Ja, ich habe auch schonmal einen Schlachthof besucht…
    Ja, auch die Wurstfabrik hat mich schon auf ihrer Besucherliste….

    Und Ja, ich befürworte Gentechnik……. In den USA wird NUR noch Gentechnisch veränderter Mais angebaut, und noch keine Person hat ernsthafte, festegestellte Schäden davongetragen. Außerdem gibt es keine einzige Studie, die KLAR beweist, das Gentechnik schädlich für Menschen, die menschliche DNA oder sonstiges ist.

    Zu diesem Zeitpunkt befinde ich mich gerade in den USA und werde nun mit unbeschreiblichem Genuss mein gentechnisch veränderten Maiskolben beißen und mir auch die meine Chicken-Wings auch Massentierhaltung schmecken lassen….

    Bon appetit !!!

  2. Zu Brigitte Schlee:
    Ich habe die von Ihnen angeführte Website angeklickt.
    Mein kurzer Fazit: Was für ein verfilzter SUMPF aus Politik und Wirtschaft, wobei letztere die Fäden in ihren Händen hält, während die Politik, insbesondere aber auch Legislative, Exekutive und Judikative sozusagen als deren MARIONETTEN
    fungieren …
    Wer glaubt, mit dem Wahlrecht ist alles getan, der versteht Demokratie falsch …
    Die MEISTEN von uns – STIMMT doch, oder?! – verhalten sich doch wie der DEUTSCHE MICHEL (symbolisch mit Zipfelmütze und im Nachthemd – als Dauerschlafwandler – ausgestattet, typisch Biedermann usw….) und wachen erst dann unsanft auf, wenn es ALLEIN um ihre UREIGENSTEN Belange geht – ALLES ANDERE interessiert sie doch im Grunde GAR NICHT, kochen lediglich ihr EIGENES Süppchen und schauen dabei NICHT über den TELLERRAND hinaus! Haben gewissermaßen einen regelrechten Tunnelblick …
    Wo bleibt der MÜNDIGE Bürger? Er ist in einer Demokratie =
    Volksherrschaft MEHR DENN JE gefragt (siehe GG!) …
    Leider, wie es scheint, leben wir in einer OLIGARCHIE, eine reiche Minderheit SAGT BESTIMMEND der viel weniger betuchten Masse, WO und WIE es LANGGEHT … – und das ist längst NICHT IMMER im Sinne ALLER Bürger … Es herrscht nicht selten Klientelpolitik, nicht wenige Lobbyisten verfolgen LEDIGLICH ihre UREIGENSTEN Wirtschaftsinteressen – also: NICHT für das GESAMTE VOLK …
    Ja, das ist die traurige, bittere Wahrheit – NICHT NUR in
    Deutschland … im Grunde fast ÜBERALL …
    Deshalb NICHT wie die berühmten DREI Affen dahinleben, sondern AUGEN, OHREN und MUND auf und in der Demokratie mitwirken – Möglichkeiten gibt es genug …
    Damit man mich hier NICHT MISSversteht, ich will beileibe NICHT
    AUFRÜHRERISCH tätig sein – DAS liegt mir völlig ferne …
    Zu Campact:
    Ich glaube, ich habe jetzt den Rahmen deutlich gesprengt –
    das wollte ich eigentlich nicht … SORRY! —

  3. Steckt vielleicht das Wirtsachaftsunternehmen MONSANTO dahinter, das auch hier in Deutschland vertreten ist? Betreibt dieses Unternehmen entsprechende Lobbyarbeit – doch nicht aus Sorge vor Futtermittelknappheit, sondern hauptsächlich wegen Profit und Einfluß- wie auch Machtinteressen?!
    Welche Folgen hätte dies für die Agrarwirtschaft o. dgl. in EU und weltweit? – Das würde mich wahrhaftig interessieren! —

  4. ist ja heftig was man sich alles als EU Bürger gefallen lassen soll.
    Schickt Protestbriefe nach Brüssel, damit die sehen das es auch noch Bürger und nicht nur Politiker in diesem EU Land gibt.
    Es geht um unsere Gesundheit und die unserer Kinder. Genprodukte nein Danke. Auch nicht im Tierfutter!!!

  5. Ein schönes Wochenende an Alle!

    Wann kapieren die Österr./Europäer endlich, dass nur ein RAUS
    aus diesem Sauhaufen den Nationen wieder die Selbstbestimmung und somit Freiheit gibt.
    Dieser permanente Kleinkrieg, der von diversen (berechtigt) Gruppen geführt wird, kostet nur dem Einzelnen Kraft/Geld und pers. Einsatz. Dieses Gesindel wird – unterstützt durch unsere Politiker – immer wieder Hintertüren finden/aufmachen um den div.Firmen zu helfen. Nur wenn wir eine direkte Demokratie (konkordanz nach Schweizer Muster) einführen, können wir diese korupte Bagage (auch unsere Politiker gehören dazu) in ihre Schranken verweisen. Es ist daher eine Gruppe im weiteren Partei zu gründen die dieses Ziel nachhaltig anstrebt. Bis dahin raus aus EUro und EU.

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