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Neujahrsempfang für Mappus: Aktion mit über 500 Menschen in Lauffen

Lauffen am Neckar, ein 10.000-Einwohnerstädchen bei Heilbronn nördlich von Stuttgart, erlebte heute seine vielleicht größte Demonstration. Bei bestem Sonnenschein waren über 500 Menschen aufgebrochen, um ihrem Ministerpräsidenten Stefan Mappus an diesem Sonntag Vormittag einen lautstarken Empfang zu bereiten. Als die lokale CDU stolz ihren Ministerpräsidenten als Hauptredner des Neujahrsempfangs im Ort plakatierte, ahnte sie wohl […]

Lauffen am Neckar, ein 10.000-Einwohnerstädchen bei Heilbronn nördlich von Stuttgart, erlebte heute seine vielleicht größte Demonstration. Bei bestem Sonnenschein waren über 500 Menschen aufgebrochen, um ihrem Ministerpräsidenten Stefan Mappus an diesem Sonntag Vormittag einen lautstarken Empfang zu bereiten.

Als die lokale CDU stolz ihren Ministerpräsidenten als Hauptredner des Neujahrsempfangs im Ort plakatierte, ahnte sie wohl nichts vom Ansturm der Button behängten, Schilder tragenden und trillernden, trommelnden Schwaben, den dies auslösen würde. Und jetzt am Sonntag Vormittag stehen sie Spalier vor der CDU-Veranstaltung, ein Demozug von Stuttgartern kommt noch vom Bahnhof dazu. Jede/r Besucher/in des CDU-Empfangs muss dieses Spalier von Demonstranten passieren, vorbei an „Mappus weg!“, „Oben bleiben!“ und „K 21“-Flaggen für den Kopf- anstelle des Tunnelbahnhofs. Auch Atomsonnen stahlen in der Menge – der Uralt-Meiler Neckarwestheim ist nur wenige Kilometer entfernt. Die Polizei achtet streng darauf, dass niemand die Rasenkante überschreitet. Und endlich erscheint der, auf den alle gewartet haben: der unübersehbare Ministerpräsident beglückt die Menge für wenige Augenblicke. Denn kaum ist er aus seinem Wagen gestiegen, hat ihn schon eine Delegation von CDUlern und Bodyguards schnellen Schrittes durch die Menge geschleust. Herr Mappus hat sein Kindergesicht aufgesetzt und winkt den Demonstranten artig zu. Auf unseren Zuruf, wir würden ihm gerne die fast 100.000 Unterschriften für einen Baustopp und einen Volksentscheid zu Stuttgart 21 überreichen, reagiert der Ministerpräsident nicht. Schon zum vierten Mal lehnt er es damit ab, dieses Anliegen seiner Bürger/innen ernst zu nehmen und den vielen Unterzeichner/innen Rede und Antwort zu stehen. Herr Mappus flüchtet sich lieber zu seinen 300 Parteifreunden in die Stadthalle, draußen stehen hingegen weit über 500 Demonstranten.

Herr Mappus kneifft vor der Unterschriften-Übergabe

Da der echte Herr Mappus die Begegnung mit uns scheute, hatte „Mappus-Schnappus“, das vier Meter lange, bespielbare Krokodil, erneut einen Auftritt. Genüsslich verschlang Schnappus die Geldscheine, die ihm ein Immobilienmakler in den Rachen warf sowie eine gesamte Regionalbahn.

Mappus-Schnappus frisst Milliarden

Lesen Sie den Pressebericht der Heilbronner Stimme.
Der SWR-Bericht zeigt, dass Herr Mappus sogar in seiner Rede auf Campact Bezug nahm. Dabei scheint er noch nicht verstanden zu haben, dass Campact eine bundesweite Organisation ist, die ein Fünftel seiner aktiven Leute in Baden-Württemberg versammelt.

Seit Anfang der Woche wird in Stuttgart wieder gegraben. So schafft Herr Mappus Fakten, während der versprochene Stresstest in weiter Ferne liegt. Dabei hat die Bahnkritik jetzt auch die Verkehrsminister erreicht. Milliarden verschleudern für unsinnige Prestigeprojekte auf der einen Seite – Bahnchaos bei Hitze und Eis und kein Geld für den Regionalverkehr auf der anderen. Es ist eine politische Entscheidung, in welche Richtung sich die Bahn entwickelt.

Im anlaufenden Wahlkampf ist der Protest gegen Stuttgart 21 so stark wie vor der Schichtung. In Stuttgart wird es bis zur Wahl neben den üblichen Montagsdemos drei Großdemonstrationen geben. Im ganzen Ländle sind in den letzten Monaten Bündnisse gegen Stuttgart 21 aus dem Boden geschossen. Am Samstag, den 5. Februar bündeln Campact und der BUND diese Energien in einem landesweiten Aktionstag (Infolink). Manche nennen Mappus Wahlkampf schon jetzt seine große Abschiedstour. Wollen wir uns wünschen, dass bei dieser Tour das Verhältnis von Zuhörern und Demonstranten so sei wie in Lauffen: auf jeden Zuhörer zwei Demonstranten. Tunnelbahnhöfe und Bastapolitik – wer sie noch stoppen will, macht jetzt zur Wahl mobil!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

6 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Nach der Wahl in BW werden wir sehen ob die „Oberen“sich leisten konnten mehr mehr als 100.00 Wählerstimmen zu ignorieren. Leute geht zur Wahl, jeder Nichtwähler fördert das mittlerweile diktatorische System der BRD. Herr Mappus sollte besser in einer Heuschreckenfirma anheuern. Da kann er seine Machtgelüste ausleben. Und wenn er einen Fehler macht ist er sofort weg vom Fenster. Aber als Gallionsfigur in BW ist er mit seinen Trotzanfällen und Basta-Politik fehl am Platze. Und Vertrauen in seine Handlungen kann man nicht haben. Wer mal eben sechs Milliarden am Parlament vorbeischleust hat nie was von Treue und Verantwortlichkeit gegenüber dem Volke gehört. Wählt Mappus ab, er gefährdet die Demokratie.

  2. Eine gute Frage: Warum sind so viele Menschen in Baden Württemberg und dem Rest der Bundesrepublik (weiterhin) gegen S21(+)? Kann der brutale Polizeieinsatz mitten in der Schwabenmetropole als Rechtfertigung für das Kippen eines Bauprojektes sein?

    Hätte sich der eine oder andere Skeptiker mal besser die Schlichtungsgespräche ansehen sollen. Den Ausstieg aus dem Projekt zum jetzigen Zeitpunkt zu befürworten zeugt lediglich von Unkenntnis über die Randbedingungen. Leider folgen jedoch zu viele Mitmenschen gewissen Populisten und „Vordenkern“, die z.T. eine andere Motivation haben als die Gemeinschaft vorran zu bringen.
    Also immer schön die Augen auf halten bevor jede Dagegen-Parole fleißig mitgebrüllt wird.
    Aber: ohne das Mitmarschieren der emotional mobilisierten Massen wäre das Projekt „Heiner-Geißler-Schlichtung“ nicht möglich gewesen! Dem breiten Publikum ein Großprojekt so detailiert zu präsentieren gab es bis dato noch nie! Dieses Modell ist zukunftsweisend und wäre eine exzellente Grundlage(!!!!) für Volksentscheide. Doch müsste das Interesse des gemeinen, Hartz4-TV ge- und verwöhnten Fernsehvolks darin liegen sich tatsächlich zu informieren um SICH SELBSTständig eine fundamentierte Meinung zu bilden!
    Statt gegen Mappus zu wettern lieber dem Herrn deMeziere auf die Finger schauen…oder gleich die Bienen retten. Glücklicherweise gibt es eine unglaubliche Vielzahl an Kampagnen, die tatsächlich die Unterstützung der Menschen brauchen und Themen die die Aufmerksamkeit der Masse benötigen!

  3. Nein, nein – das stimmt nicht … Jetzt geht es erst richtig los!
    Der deutsche Michel scheint im Ländle wie auch anderorts endlich aus seinem Schlaf erwacht zu sein und ist voll da!
    Wir leben doch NICHT MEHR im ABSOLUTISTISCHEN STAAT, wo
    NUR der Herrscher wie z.B. der Sonnenkönig das Sagen hat –
    und das Volk hat LEDIGLICH zu gehorchen, indem es ZU ALLEM ja und Amen sagt. Diese Zeiten sollten ENDLICH zur VERGANGENHEIT gehören – wir leben doch schließlich im 21. Jahrhundert! – – –

  4. Jaja, der Herr Mappus kneift mal wieder. Anstatt die Unterschriftenliste anzunehmen und sich Gedanken darüber zu machen, warum so viele Menschen in B. W. und darüber hinaus dagegen sind, macht er mit seinem sturen „Ich will den Bahnhof haben“-Getue einfach weiter.
    Der 27.3. wartet!!!!

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