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USA: Ein Atomkraftwerk von Flut bedroht, eines überflutet

Nun sind schon zwei Atomkraftwerke in den USA vom immer noch weiter steigendem Hochwasser des Missouri betroffen. Mit Sandsäcken und Wasserpumpen versucht man eine Katastrophe zu verhindern. Auch in Deutschland stellt Hochwasser eine große Gefahr für die Atomkraftwerke dar.

Nach dem Atomkraftwerk Fort Calhoun im US-Bundesstaat Nebraska ist nun auch das Atomkraftwerk Cooper bei Brownville von der ständig steigendem Hochwasser im Missouri-River betroffen. Arbeiter versuchen das noch in Betrieb befindliche Kraftwerk mit Sandsäcken vor der Überflutung zu schützen. Wenn der Wasserpegel noch weitere 90 Zentimeter steigt, will der Betreiber den Reaktor herunterfahren.

Das AKW Fort Calhoun ist bereits vollständig von den braunen Fluten umgeben. Mit Wasserpumpen und Sandsäcken versucht man zu verhindern, dass der Reaktor überschwemmt wird. Käme es dazu, könnten die Wassermassen elektrische Schaltanlagen und Kühlpumpen beschädigen. Im schlimmsten Fall könnten die Kühlsysteme komplett ausfallen und die Kernschmelze beginnen. Genau davor hatte die US-Atomaufsicht NRC bereits vor einem Jahr gewarnt, die Vorsorgemaßnahmen in Fort Calhoun dagegen seien nicht ausreichend.

Atomkraft abschalten!

Merkel, Rösler und Röttgen verleihen dem AKW Grohnde eine Laufzeitgarantie bis 2021. Foto: Ruben Neugebauer

Experten rechnen damit, dass der Pegel des Missouri noch weiter ansteigen wird und das Hochwasser noch für mehrere Wochen andauern kann. Auch eine Flutwelle, ausgelöst durch einen Dammbruch, ist nicht ausgeschlossen. Bereits einige Tage nach Beginn der Flut kam es am 7.Juni zu Rauchentwicklung in einem Schaltraum, dadurch fielen die Kühlwasserpumpen des Brennelementelagerbeckens aus. Die Erwärmung des Beckens konnte erst nach 90 Minuten gestoppt werden. Das Gebäude musste vier Stunden lang evakuiert werden. Der Druckwasserreaktor Fort Calhoun ist aufgrund eines Brennelementewechsels seit April heruntergefahren.

Nicht nur in den USA, sondern überall auf der Welt stellen Hochwasser und Flutwellen eine große Gefahr für die meist an Flüssen gelegenen Atomkraftwerke dar. So ist in die „Kellerräume“ des mittlerweile abgeschalteten Atomkraftwerkes BIblis B immer wieder Wasser eingedrungen. In Deutschland gilt das Atomkraftwerk Brokdorf als besonders hochwassergefährdet, es liegt unterhalb des Wasserspiegels direkt hinter dem Deich. Am vergangenen Wochenende haben Aktivisten der Organisation X-Tausendmalquer mit einer gewaltfreien Sitzblockade gegen den Weiterbetrieb des Reaktors demonstriert. Nach dem schwarz-gelben Atomplänen soll Brokdorf noch bis Ende 2021 weiter betrieben werden.

Das Missouri-Hochwasser zeigt erneut, dass die Atomkraft eine Technologie ist, die nicht beherrscht werden kann. Darum ist es unverantwortlich, das Atomrisiko noch bis mindestens zum Jahr 2022 zu verlängern, obwohl Expertengutachten beweisen, dass ein wesentlich schnellerer Atomausstieg möglich wäre.

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[UPDATE 27.6.]
Wie die AntiAtomPiraten und verschiedene andere Websites berichten, ist am 26. Juni der letzte Schutz des Werksgeländes des AKW Fort Calhoun, ein temporärer Damm, kollabiert. Der Damm bestand aus einem wassergefüllten Schlauch mit 2,4 Metern Durchmesser. Auf dem Kraftwerksgelände stände jetzt das Wasser etwa 60 Zentimeter hoch, sei aber noch nicht in die Gebäude eingedrungen. Die US-Medien spielen die Lage so weit herunter, wie sie nur eben können.

[UPDATE 27.6., 18 Uhr]
Mittlerweile sprechen die Medien davon, dass Wasser ins Turbinenhaus des AKW Fort Calhoun eingedrungen ist.

[UPDATE 28.6., 18 Uhr]
Immer noch sehr beschwichtigend berichtet CNN von der Flutkatastrophe. Das Wasser steht direkt an den Transformatoren, die für die Kühlung des Reaktorkerns unverzichtbar sind.

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Autor*innen

Yves Venedey war Campaigner im Kampagnen-Team 1, verantwortlich für Klima-Themen. Er war schon Marktforscher, Briefträger, Geschäftsführer, Journalist und Pressesprecher. Yves Venedey ist Autor des Buchs "Abschalten", das 2011 im Fischer Verlag erschienen ist. Alle Beiträge

4 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Warten wir mal ab, wie sich die Lage entwickelt – und was die netten Ammis lernen wenn die Katastrophe mal nicht außerhalb ihrer Staatsgrenzen passiert – das ist dann nämlich plötzlich alles so nah (der durchschnittliche Amerikaner kann leider nur bis zur Staatsgrenze denken – so leider meine Erfahrungen im Land der unbegrenzten (Un)Möglichkeiten.

  2. Wir haben ja verstanden, daß der Mensch nicht willens ist aus der Vergangenheit zu lernen so lange kommerzielle Interessen/Gier Vorrang haben.
    Nur kann man sich mit Geld nicht gegen Verstrahlung schützen. Also, wenn uns die Mächtigen nicht schützen wollen & selber nicht weiter denken, als ein Schwein kackt, dann wird Widerstand & Empörung zur Bürgerpflicht!
    Genauso wie ich mich nicht vom Acker machen kann, wenn ich jemanden verletzt oder hilflos am Boden sehe. Da mache ich mich strafbar wegen unterlassener Hilfeleistung.

  3. Da sieht man wieder einmal, daß aus Tschernobyl und Fukushima IMMER NOCH NICHT die richtigen Schlußfolgerun-gen gezogen werden und dementsprechendes konsequent richtiges Handeln angewandt wird, wie im Grunde UNBEDINGT nötig. – – –

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