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Castor-Tour: Auftakt in Karlsruhe

In den kommenden zwei Wochen werden wir in 10 Städten entlang der Castor-Route gegen den geplanten Castor-Transport und den Ausbau des Salzstocks in Gorleben zum Endlager demonstrieren. Den Auftakt zur Tour machten wir gestern mit einer Aktion in der Karlsruher Innenstadt.

Ende November wird der nächste Castor-Transport aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in das wendländische Gorleben rollen. Mit unserem eigenen Castor in Originalgröße sind wir seit gestern zuerst auf der Straße. In den kommenden zwei Wochen werden wir in 10 Städten entlang der Castor-Route gegen den geplanten Castor-Transport und den Ausbau des Salzstocks in Gorleben zum Endlager demonstrieren. Den Auftakt zur Tour machten wir gestern mit einer Aktion in der Karlsruher Innenstadt.

Unser Castor auf einem 40-Tonnen-Sattelschlepper wurde in Karlsruhe wurde trotz des Wochentages von etwa 80 AtomkraftgegnerInnen begleitet. Etwa 50 bis 60 AktivistInnen stellten sich unserem Truck mehrfach entschlossen in den Weg und brachten den Castor mit einer Blockade-Performance von seinem Weg nach Gorleben ab. Mit Erfolg: sowohl am Bahnhofplatz als auch am Rondellplatz in der Karlsruher Innenstadt musste unser LKW-Fahrer den Rückwärtsgang einlegen und seine geplante Route ändern.

Begleitet wurde der Transport der strahlenden Fracht von „StrahlenschutzexpertInnen“ in weißen Schutzanzügen, mit Mundschutz und Geigerzählern. Einzelne Atomfässer wurden gar ungeschützt durch die Straßen gerollt. Die Strahlenschutzexperten forderten die Passanten dazu auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten, weil geringe Dosen an radioaktiver Strahlung austreten könnten. So machten wir darauf aufmerksam, dass jeder Castor-Transport eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt.

Mit der Aktion forderten wir Bundesumweltminister Röttgen auf, den Standort Gorleben als mögliches Endlager für hoch-radioaktiven Atommüll endgültig auszuschließen. Gerade heute trifft sich Röttgen zur Gesprächen über eine Endlagersuchgesetz mit seinen Länderkollegen.
Durch Fukushima ist in der Endlagerfrage viel in Bewegung gekommen: Die Südländer Bayern und Baden-Württemberg haben sich erstmals bereit erklärt, auch nach einem Endlagerstandort zu suchen – denn neben Salz in Niedersachsen kommt Granit und Ton in BaWü und Bayern als Wirtsgestein für Strahlenmüll in Frage. Doch schon kommen die ersten Einschränkungen: Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Kretschmann setzt sich für den Verbleib von Gorleben im Suchverfahren ein, obwohl die jahrzehntelange Position der Grünen war, dass Gorleben aus geologischen Gründen kein geeignetes Endlager ist.

Mit Gorleben als Option würde das geplante Gesetz zum Gorleben-Durchsetzungsgesetz. Denn dort wurden seit 30 Jahren Fakten geschaffen: 1,5 Mrd. Euro sind schon jetzt im „Erkundungsbergwerk“ versenkt, jeden Tag wird dort im Dreischichtbetrieb de facto ein Endlager gebaut. So lange Gorleben bei einem solchen Gesetz mit im Topf bleibt, droht erneut der Standort die Sicherheitskriterien und nicht die Kriterien den Standort zu bestimmen. Dass Gorleben aus rein politischen Gründen gwählt wurde – als Antwort auf das grenznahe DDR-Endlager Morsleben im Kalten Krieg und weil man wenig Widerstand aus dem gering besiedleten Wendland erwartete – hat vor Kurzem der Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestags öffentlich bestätigt. Eine wissenschaftliche Prüfung des Standorts hat es nie gegeben.

Nach mehreren Umwegen aufgrund von Baustellen und Blockaden machte unser Castor-Transport letztlich auf dem auf dem Marktplatz direkt vor dem Rathaus Stopp, wo es zum Abschluss eine Kundgebung gab.

Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz rief in seiner Rede zur Demonstration am 26. November in Dannenberg auf. Renate Grossmann-Kohl von der Karlsruher Anti-Atom-Bewegung prangerte den unverantwortlichen Umgang mit dem Atommüll an, der immer wieder innerhalb der verschiedenen europäischen Länder hin und her transportiert wird. Als dritter Redner berichtete Harry Block vom BUND Karlsruhe von der geplanten Erweiterung der Forschungsgebäude am ITU, dem bei Karlsruhe ansässigen Institut für Transurane, welches mit der Forschung an hochradioaktiven Stoffen für eine weitere Generation von Atomkraftwerken beschäftigt ist. Er forderte ein Umdenken in der Politik der neuen Landesregierung – hin zur finanziellen Förderung von umwelt- und menschenfreundlichen Technologien. Auch Guido Albert vom IPPNW kritisierte den fahrlässigen Umgang von Konzernen und Regierungen mit der gefährlichen Technologie.

Zum Abschluss konnten die TeilnehmerInnen sowie PassantInnen ihren Protest gegen Gorleben Kraft Ihrer Unterschrift auf unserem überdimensionalen gelben „X“ ausdrücken. Auf dem X werden wir in allen Städten Unterschriften sammeln und es am Ende vor dem Bundesumweltministerium aufstellen. Sehr zu unserem Leidwesen haben wir trotz intensiver Bemühungen keine Erlaubnis der Stadt Karlsruhe bekommen, das „X“ aufzustellen. So freuen wir uns bereits auf ein neues Element unserer Aktion heute in Heidelberg.

In Heidelberg sowie in den acht übrigen Stopps auf unserer Castor-Tour werden wir weiter die Werbetrommel rühren für die Aktionen und Demonstrationen rund um den Castor-Transport am 1. Adventwochenende. GORLEBEN ABWENDEN! heißt unser Motto, denn der marode Salzstock in Gorleben darf nicht zum Endlager werden. Machen Sie mit bei der Tour in Ihrer Stadt!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

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