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Online-Appell Antibiotika: Keine Killerkeime auf meinen Teller!

Hähnchen mit Antibiotika vollpumpen – das macht Ställe zu Brutstätten für multiresistente Keime. Jetzt muss der Bundestag den massiven Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung stoppen. Unterzeichnen Sie unseren Appell!

Auf engstem Raum tausende Hühner, Rinder und Schweine zusammenpferchen – das funktioniert nur unter massivem Einsatz von Antibiotika. So werden Megaställe zu Brutstätten für Antibiotika-resistente Keime. Über Fleisch, Eier und mit Gülle gedüngtem Gemüse, landen sie auf unseren Tellern. Eine der Ursachen für eine große Gefahr: Durch Krankheitserreger, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft, sterben laut Weltgesundheitsorganisation in der EU jährlich mehr als 25.000 Menschen!

Den Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung reduzieren – das verspricht Agrarministerin Aigner mit ihrem neuen Arzneimittelgesetz. Doch der heute vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf ist völlig zahnlos. Selbst ein Ziel zur Verringerung der Antibiotika-Vergabe fehlt. Jetzt muss der Agrarausschuss des Bundestags das Gesetz verschärfen. Die Abgeordneten werden sich aber nur mit der Agrarlobby anlegen, wenn sie den Rückhalt von unzähligen Bürger/innen wie Ihnen spüren. Deshalb wollen wir mindestens 100.000 Menschen hinter unserem Appell versammeln.

Wie viel Antibiotika wird in Deutschland jedes Jahr an Tiere verfüttert? 1.734 Tonnen, sieben Mal mehr als in der Humanmedizin und fast doppelt so viel wie bisher angenommen. Diese schockierende Zahl veröffentlichte letzte Woche das Bundesamt für Verbraucherschutz. Aigners Gesetzentwurf zementiert diesen Wert: Als Obergrenze für die jährliche Antibiotika-Vergabe gilt die eingesetzte Durchschnittsmenge des Vorjahres. Zudem werden Tierzuchtbetriebe und Fischfarmen erst gar nicht erfasst, obwohl sie besonders viel Antibiotika einsetzen.

Mit dieser Klientelpolitik für die Agrarindustrie darf Ministerin Aigner nicht durchkommen! Der Agrarausschuss im Bundestag muss jetzt dafür sorgen, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung massiv reduziert wird. Wenn er demnächst über das Gesetz berät, wollen wir mit einem keimspuckenden Riesenhuhn vor Ort sein und den Abgeordneten mindestens 100.000 Unterschriften unter unserem Appell überreichen.

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

8 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass die CDU/CSU eine Versachlichung der Debatte will und deshalb gegen das sogenannte Kampfwort „Massentierhaltung“ eingestellt ist …
    ABER – was bitte schön, ist an dem besagten Wort UNSACHLICH?!
    Es trifft doch HAARSCHARF den Nagel auf den Kopf, oder nicht?!
    … Wenn nämlich tausende oder sogar zehntausende von Nutztieren in solch großen Agrarfabriken – regelrecht eingepfercht, ohne frische Luft im eigenen Gestank und Dreck und ohne jemals das Tageslicht zu sehen – gehalten werden!
    Das ist eben doch MASSENtierhaltung!
    In CDU/CSU-Kreisen zieht man es lieber vor, vielmehr – um wohl wahrscheinlich zu verharmlosen (?!) – den Begriff „moderne Tierhaltung“ zu verwenden.
    Klingt eher nach nichts, während „Massentierhaltung“ vielsagend ist – und jeder weiß im Grunde, was es damit auf sich hat.
    Der forcierte Wortlaut zur entsprechenden Tierhaltung seitens der besagten Schwester-Parteien erscheint für mich als eine Mogelpackung, und damit möchte
    man die gravierenden Missstände in solchen RIESEN-Agrarbetrieben verschleiern
    oder schönreden, was allerdings bei weitem nicht mit CHRISTLICH oder SOZIAL
    zu tun hat, wenn man nämlich es zulässt oder billigend in Kauf nimmt, dass Tierschutzrechte ganz enorm mit Füßen getreten werden!
    Zum Schluss noch einen Satz zum obigen Thema:
    Gebe es diese Massentierhaltung nicht, würden auch diese Medikamente nicht in dem Maße – wie bisher – oder vielleicht kaum noch eingesetzt werden (müssen?) …
    Mit TIERSCHUTZ beginnt der VERBRAUCHERSCHUTZ – es wäre der ERSTE Schritt zum RICHTIGEN Weg … Also, packen wir es an!

    • Übrigens – woher habe ich die Information?
      Ich habe sie aus dem Albert-Schweitzer-Stiftung-Newsletter vom 30.09.2012,
      Rubrik: ein Artikel aus topagrar bzgl.20/21.09.2012 (www.topagrar.com) betreffend.
      … Nach und nach ergibt ein weiteres Puzzleteil immer mehr ein genaueres Mosaik-bild,
      und man weiß – langsam, aber sicher -, was man von derzeitiger Agrarpolitik unter jetziger Bundesregierung zu halten hat …

  2. Für die Mehrheit der Menschen ist es wichtig, dass es leistbar ist. Wenn es auch dann keine (ersichtlichen, direkten) gesundheitlichen Schädigungen aufzeigt, dann wird die Masse auch dabei bleiben, das billigere Fleisch zu kaufen. Der Bio-Hypw ist ja schön und gut, aber in manchen Fällen auch nicht besser:

    http://news.orf.at/stories/2138965/2138947/

  3. Guten Tag Frau Goltz, hallo Campact-Team!

    Völlig unbestritten, dass viel zu viele Antibiotika in der Massentierhaltung eingesetzt werden, um dieses System aufrecht zu erhalten. Und es ist enorm wichtig dieses Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, denn wir Verbraucher tragen durch unser Kaufverhalten dazu bei, dass multiresistente Bakterien, die sich bei Antibiotika-Gabe nahezu konkurrenzlos vermehren können, weiter verbreiten
    1734 Tonnen Antibiotika (AB), erstmals wirklich ermittelt, übertreffen die bisherigen Schätzungen für Tiere um den Faktor zwei. Aber wir Menschen stehen diesem Verbrauch – nach Schätzungen – in nichts nach. 1500 Tonnen Human-AB allein für den ambulanten Sektor (!) schätze 2010 das Wissenschaftliche Insititut der AOK (WIdO). Der von Ihnen ermittelte „Faktor 7“ gibt den schwarzen Peter zwar an die Massentierhaltung, bezieht sich offensichtlich aber auf die 250 bis 300 Tonnen Human-AB, die allein auf Basis von Krankenhausstudien (SARI, MABUSE) für 2008 hochgerechnet wurden, und seitdem als Gesamtverbrauch durch die Presse geistern.

    Nimmt man alles zusammen, würde es mich nicht erstaunen, wenn die ersten „belastbaren“ Daten für den Human-AB-Verbrauch den Veterinärbereich komplett in den Schatten stellen…
    Dennoch: Es muss dringend an der Antibiotika-Schraube gedreht werden!
    Und zwar von uns allen: als Verbraucher, Landwirte, Ärzte und Patienten.

    Beste Grüße,
    B. Hofer

    • Vielen Dank für Ihren Beitrag! Die von uns genannte sieben Mal höhere Antibiotika-Vergabe in der Tierhaltung bezieht sich tatsächlich auf die 250-300 Tonnen in der Humanmedizin, die 2008 errechnet wurde. Es ist ein wirkliches Problem, das bislang über die Menge der Antibiotika in der Humanmedizin nur Schätzungen vorliegen. Eine weitere Schätzung von 2011 sind 2.300 Tonnen für Human- und Tiermedizin zusammen genommen (Schröder, 2011, Zeitschrift „Gesundheit und Gesellschaft). Nach Abzug der 1.700 Tonnen in der Tierhaltung blieben bei dieser Schätzung 600 Tonnen für die Humanmedizin übrig. Die vor Kurzem bekannt gegebene Zahl von 1.700 Tonnen in der Tierhaltung ist ein erster Schritt in Richtung Transparenz. Jetzt müsste die Humanmedizin nachziehen.

  4. Diese Aktion unterstütze ich gerne. Das grundsätzliche Problem sehe ich in der extremen Tierhaltung generell. Die Verbraucher sollten auch dafür sensibilisiert werden, dass Fleisch einen Wert hat und nicht ständig in solchen Massen zur Verfügung stehen muss. Ich bin in den letzten Jahren dazu übergegangen beim örtlichen Bauern oder im Bioladen zu kaufen. Das ist zwar teuer, aber wir kaufen eben weniger. Der Unterschied im Geschmack ist auch unseren Kindern aufgefallen.

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