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Brisant: Studie von EU-Behörde warnt vor Bienentod durch Pestizide

Gestern veröffentlichte die europäische Lebensmittelbehörde EFSA eine neue Studie zur Gefahr von Pestiziden für Bienen. Brisant ist, dass jetzt sogar die industriefreundliche Lebensmittelbehörde Alarm schlägt. Ein Verbot gefährlicher Pestizide rückt in greifbare Nähe!

Gestern veröffentlichte die europäische Lebensmittelbehörde EFSA eine neue Studie zur Gefahr von Pestiziden für Bienen. Brisant ist nicht nicht so sehr der Inhalt der Studie. Denn dass Pestizide Bienen schwächen oder gar töten können, ist allgemein anerkannt. Auch eine UN-Studie von 2010 belegt dies. (UNEP-Studie zu Ursachen des Bienensterbens)

Brisant ist, dass der Zusammenhang von Bienentod und Pestiziden von Seiten der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA thematisiert wird. Denn die Behörde ist ansonsten bekannt für ihre gentechnikfreundlichkeit – noch keinen Antrag einer Gentech-Firma auf die Zulassung eines Genkonstrukts hat sie bisher abgelehnt – und die Besetzung ihrer Mitarbeiter mit ehemaligen Lobbyisten der Agrarindustrie (Informationsdienst Gentechnik). Umso größer ist der Wirbel, den die kritische Studie jetzt in Brüssel ausgelöst hat.

Ein Sprecher des EU-Gesundheits- und Verbraucherschutzkommissars Tonio Borg sprach von „ziemlich klare[n]“ und „beunruhigende[n]“ Schlussfolgerungen über die Auswirkungen der untersuchten Insektizide auf die Bienen. Mit der Aussage „die Kommission [wird] gemeinsam mit den Mitgliedstaaten die notwendigen Maßnahmen ergreifen“ deutete er sogar auf ein EU-weites Verbot der Pfanzengifte hin. (AFP vom 16.1.2013)

Es handelt sich bei der Untersuchung um Insektizide der Unternehmen Bayer und Syngenta, die zu den hochwirksamen Neonicotinoiden zählen. Einem Insektizid dieser Gruppe, dem Clothianidin, fielen im Jahr 2008 am Oberrhein zehntausende Bienenvölker zum Opfer. Mit dem Gift gebeiztes Maissaatgut sorgte damals dafür, dass die Giftstoffe auf benachbarte Äcker verweht wurden – und die Bienen an ihnen zu Grunde gingen.

Nun sind wir gespannt, wie ernst es dem EU-Verbraucherschutzkommissar ist und ob er ein Verbot umsetzen kann. Er wird Bayer und Syngenta jetzt schriftlich zu einer Stellungnahme auffordern und das Thema Ende Januar mit den EU-Ländern diskutieren. Doch die Lobbyindustrie rüstet schon zum Gegenangriff: Ein Verbot von Neonicotinoiden würden einer von Syngenta und Bayer CropScience finanzierten Studie zufolge Verluste von 17 Milliarden Euro für die EU bedeuten sowie den Verlust von 50.000 Jobs. Das Höfesterben durch die Industrialisierung der Landwirtschaft sowie die Gefahr, die durch die fehlende Bestäubung ausgeht, wenn zu wenig Bienen übrig bleiben, haben die gesponserten „Forscher“ bei ihrer Rechnung wohl bewusst außer Acht gelassen.

Mit unserem Appell gegen das Bienensterben haben wir genau zum richtigen Zeitpunkt gestartet, jetzt wo auch die Diskussion um Verbote von Pestiziden losbricht. Anfang Februar wollen wir den Appell an Landwirtschaftsministerin Aigner öffentlich überreichen. Wir fordern ihren Einsatz für eine bienenfreundliche Landwirtschaft bei den Verhandlungen der europäischen Agrarreform. Bis dahin wollen wir die 200.000 Unterschriften erreichen. Helfen Sie uns, den Appell im Netz zu verbreiten!

Und am Samstag will ich Sie alle auf der Demo „Wir haben Agrarindustrie satt!“ in Berlin sehen! Auch wenn es recht kalt werden soll, lassen Sie sich nicht schrecken. Mit Musik und heißem Tee trotzen wir dem Wetter. Demostart ist 12 Uhr am Hbf. Demonstrieren Sie mit!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

6 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Die Mittel mit den kritisierten Wirkstoffen haben eine Zulassung erhalten obwohl Untersuchungen zur Bienenschädlichkeit noch ausstehen. Hier heisst das Zauberwort Guttation und betroffen sind mitnichten nur die Honigbienen sondern ein breites Spektrum an Tierarten, die ihren Wasserbedarf auch auf diese Art und Weise decken.
    Da es zu diesem Thema seit Jahren keine abschließende Untersuchung gibt beruft man sich gern auf Studien, deren Inhalte genehmer sind.
    Was mich an dem Thema allerdings etwas stört ist der Umstand das man nur die Landwirtschaft im Blick hat, was sich vielleicht auch daraus ergibt, dass der Mitteleinsatz hier einer Dokumentationspflicht unterliegt. Verlässliche Zahlen über den Einsatz der selben Wirkstoffe im privaten bzw. häuslichen Bereich könnten unter Umständen zu einem bösen Erwachen führen was die Menge/Fläche anbelangt.

  2. Der Agrarlobby geht es doch nur um Profit,
    und wieder einmal WIE SO OFT muss das Argument der sicheren Arbeitsplätze herhalten – was nützen mir DIESE, wenn es SO GUT WIE KEIN Obst, Gemüse MEHR gibt, weil die Bienen, Hummeln o.dgl. fehlen, welche die entsprechenden Pflanzen hätten bestäuben können?! Was sollen denn Tiere machen, die sich bevorzugt von Pflanzenkost ernähren, oder Vegetarierer und Veganer? Die ganze Ernährung stände auf dem Kopf, wenn Obst und Gemüse o.dgl. fehlen würden!
    Ich glaube WIRKLICH, die PROFITGIER nicht weniger Lobbyisten macht regelrecht DUMM, sonst würden sie nämlich ANDERS argumentieren!
    Und gegen diese Dummheit im Besonderen wie im Allgemeinen gibt es leider wohl noch KEIN Kraut!
    ODER wollen sich die besagten Lobbyisten NUR von Fleisch ernähren?!
    Das ist beileibe NICHT GESUND, wie man wissen sollte …

  3. Es macht einen erheblichen Unterschied u.a. auch für Bienen, Hummeln und Co. und überhaupt für das ganze Ökosystem ob 7% der Ackerflächen im Rahmen des geplanten greenings ökologisch bewirtschaftet werden, oder nur äußerst fragwürdiger (Biogas)Mais ohne Fruchtfolge in riesigen Monokulturen mit chemisch-synthetisch Pestiziden (u.a. ggf. Neonicotinoide) angebaut wird.
    Der Clou bei den Energiemaisfeldern ist dann noch, dass u.a. immer mehr Experten auch in den Naturschutzverbänden von einer bestenfalls ausgeglichen Energiebilanz sprechen. D.h. im Klartext, dass die selbe Energiemenge die in Biogasmais-Anbau, Düngung, Pflanzenschutz, Ernte, Transport, Verarbeitung und Förderung im bestem Falle hinterher als „Biogas“ heraus fliesst – wenn überhaupt.
    Da wäre es wohl sinnvoller aus vielerlei Gründe nicht nur wegen der viel besseren Energiebilanz auf artenreichere 7% der Ackerflächen ökologisch erzeugte Nahrungs- oder Futtermittel zu erzeugen.

  4. Ich fürchte, die 7%-Aktion in Bezug auf die Bienen verfehlt ihr Ziel, da die Bienen ja nicht unterscheiden können, ob nun eine Pflanze frei von Pestiziden ist oder nicht. Ob nun 0% oder 7% macht keinen Unterschied.

  5. die neonics müssen sofort vom markt genommen werden da sie das leben zerstören
    “ stirbt die biene stirbt der mensch “ bekommt hier eine ganz neue bedeutung.
    bienen sind wesentlich empfindlicher aber durchs anreichern in den böden wird auch unsere gesundheit sehr bald leiden also stoppt die neonicotinoide !

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