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Freiheit statt Angst: Der Tag der 20.000 Geheimdienstkontrolleure

Seht her, da kommen sie kontrollieren! Wer dachte, der Überwachungsskandal interessiere in Deutschland die Menschen nicht, wurde heute eines besseren belehrt. 20.000 Menschen machten heute ihrem Zorn über ausufernde Überwachung, Lügen, Vertuschung und die Untätigkeit der Regierung in Berlin Luft. Lange hatte die alljährlich stattfindende Demonstration „Freiheit statt Angst“ nicht mehr so viele Teilnehmer/innen. Lange […]

Seht her, da kommen sie kontrollieren! Wer dachte, der Überwachungsskandal interessiere in Deutschland die Menschen nicht, wurde heute eines besseren belehrt. 20.000 Menschen machten heute ihrem Zorn über ausufernde Überwachung, Lügen, Vertuschung und die Untätigkeit der Regierung in Berlin Luft.

Lange hatte die alljährlich stattfindende Demonstration „Freiheit statt Angst“ nicht mehr so viele Teilnehmer/innen. Lange war der Unmut nicht mehr so groß.

Demozug aus der Vogelperspektive

Es geht nicht an, dass demokratische Gesellschaften ihr eigenes Volk überwachen. Das Volk kontrolliert die Regierung – und nicht umgekehrt! Bürger/innen müssen die Geheimdienste unter die Lupe nehmen können, und erfahren, was dort mit ihren Abermillionen an Steuergeldern geschieht. Als kleine Anregung führten Campact-Aktive vor wie das geht. Mrs. „Special Agent Ears“, geheime Agentin der NSA, wurde fachgerecht überwacht durch Campact-Aktive – ein echter Hingucker und ein beliebtes Foto-Motiv.

Special Agent Ears

Ein breites Bündnis von 85 Organisationen hatte aufgerufen, auf die Straße zu gehen: Von Gewerkschaften bis zu Verbraucherverbänden, von Amnesty International bis zu Reporter ohne Grenzen, von der Aids-Hilfe bis zum Berufsverband der Psychologen, vom Chaos Computer Club bis zu Campact. Auch Parteien hatten aufgerufen und liefen mit, hatten aber eine Verabredung im Bündnis, den Protest nicht zu vereinnahmen. Parteifahnen und Wagen sollten im hinteren Teil der Demo und der Kundgebung bleiben, im Vordergrund stand der bunte, vielfältige, spontane Protest einfacher Menschen wie Sie und ich.

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Für alle, die nicht dabei sein konnten habe ich hier ein paar Eindrücke von den Menschen, den Transparenten, den Reden und der Musik. Aber eines müssen Sie mir als Gegenleistung versprechen: Das nächste Mal sind Sie dabei, einverstanden?

Katharina Nocum von den Piraten sagt JA Auf dem Foto sieht man die politische Geschäftsführerin Katharina Nocum der Piraten mit einer Idee – die viel Aufmerksamkeit seitens der Presse hervorrief. „Ich sage JA – ich will die Demokratie lieben und ehren bis der Tod uns scheidet.“ In der Hand hält sie eine Ausgabe des Grundgesetzes.

1984 geboren

Auch er protestiert: Der berühmt berüchtigte gläserne Mensch ;)
Auch er protestiert: Der berühmt berüchtigte gläserne Mensch 😉

Edward Snowden, Dank dem Whistleblower wissen wir überhaupt erst um das Ausmaß der Überwachung
Dank dem Whistleblower Edward Snowden wissen wir überhaupt erst um das Ausmaß des Überwachungswahns. „Je mehr Menschen mit Zivilcourage ein Land hat, umso weniger Helden wird es benötigen“ lautete ein Zitat von der Kundgebung. Der Höhepunkt war die Ansprache von Jacob Appelbaum, ein US-amerikanischer Internetaktivist und Spezialist für Computersicherheit, der extra für die Demonstration angereist war und kein Blatt vor dem Mund nahm: „Der deutsche Nachrichtendienst geht ins Bett mit der NSA.“

Banner zur verdachtslosen Überwachung

Jacob Appelbaum meinte in seiner Rede: „Es geht nicht darum, ob wir etwas zu verbergen haben. Es geht um unsere Würde, unsere Integrität und Handlungsfähigkeit.“ Und er machte den Menschen Mut: „Deutschland steht im Zentrum der Aktivitäten der Überwachung. Wenn Deutschland sich dagegen wendet, werden die anderen Länder die Wendung mitmachen.“ Seine Rede auf Englisch wurde auf der Bühne übersetzt. Zu Beginn sagte er „So inspiring to see this place with thousands of people. There is no protest like this in my country.“ Und später noch „I want to apologize for my ashole-government“ – und die Menge jubelte.

Christoph Bautz auf der Kundgebung am Alexanderplatz

Christoph Bautz, Geschäftsführer von Campact, in seiner Rede, die darauf folgte: “Die Freiheit muss nicht am Hindukusch verteidigt werden. Die Freiheit müssen wir alle gemeinsam hier verteidigen!” Und an Merkel und Co gerichtet: „Die Bewegung ist kraftvoll und lebendig – so schnell bekommt ihr uns nicht mehr von der Straße! Klärt endlich auf und legt die Schnüffler an die Kette.“

Pofalla beendet Dinge Kanzleramtsminister Ronald Pofalla hatte ja die NSA-Affäre für beendet erklärt, worauf unter dem Hashtag #pofallabeendetdinge Spott und Häme auf ihn nieder prasselte. Das scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben – jedenfalls sammelte „Pofalla“ auf der Demo ganz demütig Spenden für die „Freiheit statt Angst“-Demo 😀

Daten-Krake von Digital-Courage
Digitalcourage e.V. musste während des Demozuges die Fangarme der Daten-Krake managen. Kein leichter Job bei den Tentakeln.

Gegen Ende der Demo heizte die Gruppe Banda Pacheco den Teilnehmern mit Ska ein und später trat noch die Singer-Songwriterin „Dota – die Kleingeldprinzessin“ vor den Berlinern und vielen Menschen auf, die von weiter mit Demobussen angereist waren. Und nach wie vor demonstrieren Tausende auf dem Alexanderplatz, wie ich gerade bei Twitter gelesen habe – großartig.

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„Wir müssen uns das System wieder zurückerobern. Dafür brauchen wir informierte Bürger und wir brauchen Regierungen, die sich an die Menschenrechte halten. Ich schäme mich für das, was mein Land in meinem Namen tut, aber heute fühle ich mich von meinen wirklichen Landsleuten umgeben. Es sind Menschen, die an die Freiheit glauben und aufstehen gegen die Angst!“ wird Parker Higgins, Aktivist der Electronic Frontier Foundation (USA) in der Pressemitteilung zur Demo zitiert. Nur wenige Tage zuvor hatte Edward Snowden den Whistleblower-Preis von Transparency International verliehen bekommen. Seine Dankesrede hat er Jacob Appelbaum übermittelt, der sie für ihn gehalten hat. Darin sagt er:

„Meine Dankbarkeit gilt all denen, die ihre Freunde und ihre Familie angesprochen haben, um ihnen zu erklären, warum verdachtsunabhängige Überwachung ein Problem ist. Sie gilt dem maskierten Mann auf der Straße an einem heißen Tag und der Frau mit einem Schild und einem Schirm im Regen. Sie gilt den Studenten mit Stickern für Freiheitsrechte auf ihren Laptops, und dem Jungen hinten im Klassenraum, der Internet-Memes erfindet. Alle diese Menschen erkennen, dass Veränderung mit einer einzigen Stimme beginnt, und sie alle überbrachten der Welt eine Botschaft: Regierungen müssen für ihre Entscheidungen Rechenschaft ablegen. Entscheidungen darüber, wie die Welt aussehen wird, in der wir leben.“

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Autor*innen

Appelle, Aktionen und Erfolge: Darüber schreibt das Campact-Team. Alle Beiträge Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

20 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Kucke mal an den Deutsch- Niederländische Grenze !! Da hängen bei jeder etwa grösere grenzubergang Stasiecamera’s. solte angeblich nür für menschenschmukler sein.Wie blöd muss man sein das zu glauben.

  2. hallo team, hallo freunde, ich muß sagen es braucht mutige bürger, den es ist die zeit das politiker nicht mehr tun können was sie wollen, und entscheidungen machen die schwere konsequenzen für uns alle haben, sehe esm…… freunde ich kann aus gesundheitlichen gründen nicht so teilnehmen, aber ich werd zumindest öfter mit kommentaren zu helfen, bitte haltet die ohren steiff und ich verneige mich vor euren mut, weiter so schöne grüße andreas steindl

  3. Ich war zufällig am Rand der Demo, weil ich mich in Berlin aufhielt und dadurch mit dem Taxi nicht zum Hotel durchkam. Natürlich habe ich die Demo gefilmt und die Menschenmenge zu Hause noch einmal grob abgeschätzt. Die Annahme, es seien ca. 20.000 Menschen vor Ort gewesen, erscheint mir durchaus realistisch.
    Um so mehr wundere ich mich darüber, daß ein Magazin wie DIE ZEIT (online Dienst) über nur ca. 1000 Teilnehmer berichtete. Diese Berichterstattung ist eine bodenlose Unverschämtheit.
    Auf Berichterstattungen des Magazins „DIE ZEIT“ werde ich zukünftig verzichten.

  4. Leute ihr kommt immer mit den Herr der sich jetzt in Russland aufhalten muss,aber wisst gar nicht wie ihr selber in euren Land bespitzelt werdet!
    Eine kurze aber wahre Geschichte dies bezüglich.
    Mein Thema ist eigentlich die direkte Demokratie wie in der Schweiz oder dass man auch in den USA seine Richter wählen kann um somit unabhägigkeit herzustellen.
    Dieses wurde mir vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags versichert und auch die Staatsanwaltschaft sah keine Korruption am größten deutschen Landgericht in Mitte wo Richter in Mietsangelegenheit für sich Urteile als Vermieter sprechen dürfen.
    Darauf hin habe ich mal den Hinweis der ARD Sendung „Miete rauf Mieter raus“ gegeben wo eindeutig festgestellt wird dass wir es hier mit Vorteilsnahme im Amt zu tun haben.
    Dass Ergebniss an der Sache war jetzt dass man den Bericht aus dem ARD Archiv entfernt hatte mit der Begründung dass die nach einer Woche gelöscht werden müssen.
    Komischerweise haben ich den Bericht aber meinen Freunden erst nach 2 Wochen gezeigt so dass es gar nicht stimmen kann was mit eine vom Medienpresserat der ARD geschrieben hatte ob wir es hier mit Zensur zu tun haben.
    In diesem Sinne immer aufrecht und ehrlich bleiben
    Mfg
    KandiS

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