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EU-Abgeordnete in die Pflicht nehmen – quält uns!

Was für ein wahnsinn's Wochenende! Zwei Tage mit vielen Vorträgen, Kontroversen und Überraschungen. Der Campact-Kongress „Demokratie braucht Bewegung“ brachte rund Tausend Teilnehmer zusammen. Ein Bericht über Programm-Highlights, eine neue Campact-Plattform, die an den Start geht – und einen ganz besonderen Geburtstagsgruß.

Heribert Prantl hielt zur Eröffnung unseres Jubiläums-Kongress „Demokratie braucht Bewegung“ vor rund tausend Teilnehmer/innen eine Rede, die in Mark und Bein ging. Sätze des Juristen und Journalisten Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung wie „Innere Sicherheit gibt es auch in einer Diktatur. Inneren Frieden gibt es nur in der der Demokratie“ verbreiteten sich über Twitter wie ein Lauffeuer.

Live-Tweets zu den Keynotes von Heribert Prantl

Berlin: Rund 1.000 Gäste kamen zur Campact-Gala und nahmen am Kongress „Demokratie braucht Bewegung“ vom 14. bis 15. November im Berliner „Kosmos“ teil. Insgesamt mehrere Tausend verfolgten das Programm via Livestream und diskutierten über Twitter mit. Hier ein paar der Highlights und Impressionen:

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Heribert Prantl beim Campact-Kongress

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Die wichtigsten Personen des Abends: Die Aktiven

Die wichtigste Rolle spielten an diesem Abend jedoch die Menschen selbst: Moderiert von Britta Steffenhagen und Daniel Unsöld zeigten mehrere Videos, was Campact-Aktive in den vergangenen zehn Jahren zusammen mit vielen anderen bewegt haben: das Verbot des Genmais Mon 810, den Atomausstieg, härteres Durchgreifen gegen Steuersünder. Was im Jahr 2004 mit drei Freunden und einer Idee für mehr demokratische Teilhabe über Online-Kampagnen anfing, ist 10 Jahre später zu einer Bürgerbewegung mit 1,5 Millionen Menschen geworden.

Trägerin des Alternativen Friedensnobelpreises macht Mut

Die Journalistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Amy Goodman von Democracy Now!, wies in ihrer Keynote auf die Rolle der Medien und die Verantwortung jedes Einzelnen: Die Presse könne Friedenswächter sein, indem sie echte Geschichten erzähle. Aber sie würde nur allzu oft als Kriegswaffe missbraucht, so Goodman. Neben unabhängigen Journalismus sollten auch Bürgerbewegungen dort ansetzen, wo Massenmedien es verpassen, Öffentlichkeit zu schaffen.

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Amy Goodman beim Campact-Kongress

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Wer Einfluss auf die Politik in Europa nehmen will, muss EU-Abgeordnete nerven

Die Podiumsdiskussion mit Goodman und Prantl führte zu einer Debatte zur Flüchtlingspolitik und zur Frage: Wie können Menschen für die Rechte von Asylsuchenden in Deutschland begeistert werden? Prantl sagte, es gebe in der Bevölkerung eine große Hilfsbereitschaft, gute Flüchtlingspolitik mit der Beteiligung der Menschen sei machbar.

Anschließend  saß der Europaabgeordnete Sven Giegold (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Bühne und diskutierte mit Claudine Nierth von Mehr Demokratie e.V. und Franziska Achterberg, Campaignerin bei Greenpeace Europe darüber, wie Bürger in Brüssel Einfluss nehmen können. Claudine Nierth ist überzeugt, dass mehr europäische Demokratie und mehr Volksabstimmungen möglich sind. Giegold rief die Bürger/innen auf, Abgeordnete regelrecht zu nerven:

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Sven Giegold

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Demokratie in Bewegung: Mit WeACT selbst Kampagnen starten

Ein besonderes Kongress-Highlight war der Launch der Beta-Version von WeAct– eine von Campact initiierten Bürger-Plattform für Online-Petitionen. Ein neues Online-Tool, mit dem jeder Kampagnen einfach selbst starten kann – und zwar nach hohen Datenschutzstandards und mit Unterstützung von Campact. Egal ob lokal, regional, national oder darüber hinaus: Auf WeAct können Bürger/innen Petitionen zu Themen starten, die ihnen am Herzen liegen. Susanne Jacoby, ehemalige Campaignerin bei Campact, die die Protest-Plattform betreut: „WeAct ist Campact zum Selbermachen. Ich hoffe, dass viele Campact-Aktive mit WeAct ihre eigenen Kampagnen starten – und wir sie dabei unterstützen können!“

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Bürgern in Europa Einfluss auf die EU-Politik ermöglichen

Und noch eine weitere Plattform soll es bald geben: Campact unterstützt den Aufbau einer EU-weiten Plattform für Online-Appelle. Im Gegensatz zu Campact zielt diese Organisation ab auf Entscheidungen, die auf europäischer Ebene gefällt werden. »Viele Organisationen machen gute Lobbyarbeit in Brüssel, europaweite Mobilisierungen gelingen aber kaum«, sagt Oliver Moldenhauer, der die Pläne vorstellte. Mittlerweile erschien auch der erste Presseartikel zu diesem Vorhaben.

Kontroversen auf den Podien und im Netz

Spannung lag bei der Diskussion in Saal 6 in der Luft. Hier stritten Ben Brandzel, Online-Campaigner aus den USA, der 2008 an der Online-Kampagne von Barack Obama im Wahlkampf beteiligt war mit Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt sowie Hanna Poddig, Umweltaktivistin und Autorin, ob Online-Kampagnen nachhaltig wirken können. Poddig kritisierte, Menschen könnten bei Online-Aktionen zwar mitmachen aber nicht selber gestalten. Das Reflektieren des eigenen Handelns bliebe auf der Strecke. Laut Stay führe diese Aktionsform zu mehr Entfernung zu den Aktiven – der Einzelne sei weniger beteiligt. Brandzel führte dagegen an: Um Wandel zu erreichen sei es notwendig, genau dann viele Menschen zu versammeln, wenn konkrete Entscheidungen anstehen. Online-Appelle machten genau das möglich – und wirkten vor allem dann, wenn sie für die Menschen der Einstieg in weiteres Engagement seien.

Live-Tweet zum Streitgespräch über Online-Kampagnen

Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar diskutierte bei der Session zur Überwachung von NSA und Co. mit Constanze Kurz vom Chaos Computer Club (CCC) und Stephanie Hankey auf dem Podium. Als der Moderator Martin Kaul fragt, wer sich im Saal eigentlich unsicher im Internet fühle, heben circa 90 Prozent den Arm.

Live-Tweets zur Diskussion zur Überwachung

10 Jahre Campact – Edward Snowden bedankt sich mit einer persönlichen Botschaft

Der Kongress startete mit der Jubiläumsgala am Freitagabend. Der aufregendste Moment stand nicht im Programm: eine persönliche Nachricht, die der NSA-Whistleblower Edward Snowden an seine Unterstützer in Deutschland geschickt hatte. Als Campaignerin Katharina Nocun Snowdens Brief vorliest, verstummt der ganze Saal. Snowden dankt den 225.000 Appell-Unterzeichnern für die andauernde Unterstützung. Und er nutzt die Gelegenheit um etwas klarzustellen:

„Medienberichte die behaupteten, ich wäre nicht länger interessiert daran nach Deutschland zu kommen, liegen falsch.“ Edward Snowden

Es gäbe noch viel mehr zu erzählen: Vom Markt der Möglichkeiten unserer vielen wundervollen Partner-Organisationen, von den Kampagnen-Workshops mit vielen praktischen Beispielen der re:campaign, von den Gesprächen und der phänomenalen Party am Ende des Kongresses, die dem Ausdruck „grooven“ eine ganz neue Bedeutung verlieh. Einen ganz herzlichen Dank an alle, die mitdiskutiert haben, die Veranstaltung mittelns Livestream mitverfolgt haben oder auch nur in Gedanken bei uns waren. Wir im Team sind immer noch geflasht von der Energie und dem Zusammenhalt dermaßen vieler engagierter Menschen, die bereit sind, sich einzumischen, wenn es notwendig ist. Und wenn Ihr auch Euren Freunden, Bekannten, Kollegen oder Familien-Mitgliedern Lust aufs Einmischen und Politiker-nerven machen wollt, dann teilt doch diesen Blogbeitrag!

 

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Autor*innen

Janine studierte Journalistik und Kunst-und Medienwissenschaft mit Fokus auf Medienpolitik und neue Technologien. Als Journalistin arbeitete sie für TV, Radio und Online-Redaktionen und engagierte sich für Reporter ohne Grenzen e.V. 2011 wechselte sie zu einer Online-Agentur und entwickelte als User-Experience Designerin nutzerfreundliche und nutzerzentrierte Web-Konzepte. Bei Campact war sie von 2014 bis 2021. Alle Beiträge

9 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ganz herzlichen Dank für diese “ Nachleser „.
    Der Kongress, die Redner/innen und die Inhalte waren hervorragend,
    eine Mahnung auch an die Politik : „Every breath you take and every move you make……………………..,We’ll be watching you!! ( The Police/Sting „I’ll be watching you “ )

  2. Ich freue mich auf den heißen Sommer, wenn wir alle zusammen auf der Straße sind und dafür sorgen, dass CETA nicht durchs Parlament kommt.
    Vielen, vielen Dank für den ermutigenden Kongress. Auch der Kohl vom Spandauer Feld war köstlich – wunderbar konsequent. Danke

  3. Ich bin wirklich froh, dass es Euch gibt. Fernab von den gleichgeschalteten Informationsträgern, die uns für dumm verkaufen und uns Ängste als die eine Wahrheit verkaufen wollen.
    Macht weiter so!!! Ich bin und bleibe dabei!!
    Danke

  4. Mein Dank an all die Macher von Campact!

    Ich habe mich sehr gefreut dabei sein zu dürfen und werde gerne mein Möglichstes dazu beitragen, dass Demokartie weiterhin in Bewegung kommt und bleibt 🙂

    Mit bestem Gruß

  5. Die Gedanken und die Aufrufe sind gut und schön aber die Praxis hat gezeigt, dass sich die Obrigkeit davon nicht beeindrucken läßt. Die Artikel von Herr Prantl sind alle bestens, verändert haben sie gar nichts. Der Bürger wird flächendeckend verarscht und er hat keinerlei Einfluss, sich dieser Verarschung zu entziehen.

    • Lieber Herr Schmitz, unsere Erfahrung bei Campact ist eine andere. Bürgerprotest wirkt! Angefangen mit dem Atomausstieg, der nur Aufgrund des Drucks von Hunderttausenden durchgesetzt wurde, über den Stopp des Steuerabkommens mit der Schweiz, oder der Nicht-Zulassung von Gen-Mais MON810 – immer wieder haben wir kleinere oder größere Erfolge erzielt, wenn wir gemeinsam der Politik Druck machen. Also: Nicht resignieren, sondern protestieren!

    • Lieber Herr Schmitz, unsere Praxis hat uns gezeigt: Bürgerprotest wirkt! Die TTIP-Verhandlungen sind ins Stocken gekommen, und auch das CETA-Abkommen mit Kanada ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Das Steuerabkommen mit der Schweiz konnte gestoppt werden, der Atomausstieg durchgesetzt, und Gen-Mais spielt in Deutschland bis heute keine Rolle. Auch das erste Fracking-Ermöglichungsgesetz von Altmaier kam nicht durch, usw. usw.
      Nein, es lohnt sich wirklich sich gemeinsam mit anderen zu engagieren, auch wenn es manchmal einen langen Atem braucht.

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