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Neue Studie: Wie TTIP uns Pestizide in Babynahrung bringt

Neue Studie zeigt: Die Industrie will das EU-USA-Abkommen TTIP nutzen, um in Europa mehr giftige Pestizide in Lebensmitteln zuzulassen. Selbst in Babynahrung sollen Pestizid-Rückstände erlaubt werden.

Die Industrie will das EU-USA-Abkommen TTIP nutzen, um in Europa mehr giftige Pestizide in Lebensmitteln zuzulassen. Selbst in Babynahrung sollen Pestizid-Rückstände erlaubt werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Eine gefährliche Absenkung unserer Standards  – und die Lobby setzt alles daran sich durchzusetzen.

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Babynahrung pestizid-belastet

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Für die Pestizid-Branche bietet TTIP enorme Chancen. Die CIEL-Studie nennt allein 82 Substanzen, die in der EU verboten, aber in den USA erlaubt sind. Die erlaubten Rückstände von Pestiziden in unseren Lebensmitteln liegen in den USA oft um ein vielfaches höher als in der EU.

Am stärksten ist der Kontrast bei Babynahrung. Die EU verlangt, dass Babynahrung bis zur Nachweisgrenze rückstandsfrei sein muss, weshalb diese in der Regel nur aus Bio-Anbau stammt. Die Lobby verlangt jedoch eine Festsetzung von Grenzwerten nach US-Studien, um Babynahrung mit Pestizid-Rückständen in den Handel bringen zu können.

Die Studie des Center for International Environmental Law (CIEL) mit Sitz in Genf und Washington zeigt: Die Lobby der großen Pestizidproduzenten ergreift die Gelegenheit beim Schopfe. Der Lobby-Verband Crop Life aus den USA und ihr europäisches Pendant European Crop Protection Association (EPCA), in denen auf beiden Seiten des Atlantiks Giganten wie Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer und Dow zusammengeschlossen sind, haben Vorschläge vorgelegt, die es in sich haben. Und sie treffen bei der EU-Kommission auf offene Türen und offene Ohren. Kein Wunder, denn Industrielobbyisten gehen bei der Kommission ein und aus.

Unter dem Vorwand einer angeblich nötigen Angleichung der Regeln beider Wirtschaftsräume zielt das Papier der Lobbyisten darauf ab, den kleinsten gemeinsamen Nenner im Verbraucher- und Umweltschutz auf beiden Seiten des Atlantiks zu etablieren. Die Industrielobby will:

  • EU-Vorschriften lockern, um krebserregende und gesundheitsgefährliche Substanzen in Pestiziden einsetzen zu dürfen,
  • die Beschränkung des Einsatzes hormonell wirksamer Stoffe (endokrine Disruptoren) abschwächen, aufschieben oder verhindern,
  • Einsatzbeschränkungen für Neonikotinoide unterlaufen, die im Verdacht stehen das weltweite Bienensterben zu verursachen,
  • den Zugriff auf Informationen über Pestizide erschweren, womit die Entwicklung weniger schädlicher Alternativen behindert wird,
  • in den demokratischen Prozess eingreifen, indem sie sich die Kompetenz anmaßt, für US-Staaten und EU-Mitglieder die Regeln des Pestizid-Einsatzes zu bestimmen,
  • eine Art “Deckel” für die Pestizid-Regulierung festschreiben, so dass einmal festgelegte Normen und Grenzwerte nicht mehr verschärft werden können.

Titelbild der Studie zu TTIP

Die Beteuerung der EU-Kommission, man werde keine Standards senken und das bestehende Lebensmittelrecht durch TTIP nicht verändern, ist leider wenig wert. Denn die Gefahr von TTIP und der Ansatz der Industrielobbyisten besteht darin, EU-Recht nicht mehr konsequent anzuwenden und Fortschritte in der Rechtsetzung dauerhaft unmöglich zu machen. Durch die wechselseitige Anerkennung der Grenzwerte und durch Vereinbarungen zur „Harmonisierung“ und „Kooperation“ sitzt künftig die Pestizid-Lobby am längeren Hebel, wenn wir nichts dagegen unternehmen.

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17 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ja,
    und wenn schon die kleinsten und schwächsten unter uns
    mit Pestiziden in der der Nahrung vollgestopft werden, dann
    freuen sich natürlich Ärzte, Apotheker und die Pharmaindustrie – wegen entsprechenden Geldsegens – aufgrund der Tatsache, dass jetzt schon für die Patienten von morgen gesorgt wird!
    Und was soll dann die Vorsorge (u.a. bzgl. Krebs), die von den Krankenversicherungen angeboten werden – dann wohl erst recht, weil die Kinder von heute mit veseuchten und vergifteten Lebensmitteln (dank TTIP u.dgl.!) ernährt und groß geworden sind?!
    UND –
    wer genau weiß,
    was das bedeutet, wenn
    man Kinder – oder überhaupt seine Mitmenschen – mit solchen Pestiziden in den Nahrungsmitteln BEWUSST , WILLENTLICH und WISSENTLICH versorgt,
    dann ist es m.E.
    Vorsatz oder man nimmt es billigend in Kauf, dass die betreffenden Kinder (schwer-)krank
    werden, zumindest ist es grob fahrlässig.
    Und dann soll mir die Bundesregierung nicht kommen – und jammern, dass die Gesundheitskosten gestiegen sind!
    Die Schuld sollte man weiß Gott nicht unbedingt bei den Verbrauchern suchen!
    Den Schuh sollten sich lieber bei den u.a. im obigen Artikel genannten Wirtschaftsunternehmen (Bayer & Co) anziehen!
    Und Bayer z.B. verdient sich auf JEDEN Fall eine goldene Nase – durch
    den Erlös aus dem Verkauf der Pestizide UND der Medikamente, die Firma ist so oder so auf der Gewinnerseite …
    Wirklich – toll, was?!
    Sehr geehrte Frau Strasser,
    da ich kaum ein Blatt vor den Mund nehme, sondern ganz offen und deutlich meine Meinung sage,
    könnte es durchaus sein,
    dass mein obiger Kommentar vielleicht nicht freigeschaltet wird – wegen der so genannten politischen Korrektheit (wegen zu viel Rücksichtnahme gegenüber den o.a. Unternehmen wie auch überhaupt)?
    Dann sei es eben drum!
    Schade fände ich es schon,
    ich dachte, es gebe eine vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit,
    von der ich lediglich Gebrauch gemacht habe …

  2. es wäre schön, wenn sich die Politiker für diejenigen einsetzen, die sie gewält haben und net nach der Pfeiffe der Konzerne tanzen.
    Es ist unglaubich wie der normale Bürger von denen da oben verarscht wird.

    Ich hätte noch soooooo viel zu sagen, aber das würde jetzt beleidigend werden

  3. Wie wichtig der Kampf gegen TTIP ist, wird ernbeut deutlich im Beitrag von 3sat am 15.1.2015 zum Thema Umweltgifte und Lobbyismus.
    Endokrin aktive Substanzen sind ein Teufelzeug für unsere Gesundheit, aber die Industrie-Lobby arbeitet kräftig daran, Verbote und gesetzliche Regelungen zu verhindern. Eben auch in Hinblick auf TTIP.
    Ich finde, hier ist unbedingt weitere Aufklärung und Infoemation nötig.

  4. TTIP und CETA sind eine Gefahr für die europäische Wirtschaft, das ist hinlänglich bekannt.
    Wenn die Regierenden, mutmaßlich nicht korrupt und von der Wirtschaft gekauft, auf die Stimmung in der Bevölkerung hören, werden sie alles tun um Schaden abzuwenden.

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