Campact
Umdenken statt Milch-Dumping
Irgendwann wird Milch sauer. Ein Glück, wer da eine Ilse Aigner hat: Die Bundeslandwirtschaftsministerin war zwar selbst nicht zugegen bei der Aktion gegen Milch-Dumping vor dem Auswärtigen Amt in Berlin. Für die ungeduldige Presse konnte die „Ministerin auf Stelzen“ aber immerhin ein paar Milchkannen mit Füßen treten: Kick it, Ilse! Denn erst mit einer äußerst […]
Irgendwann wird Milch sauer. Ein Glück, wer da eine Ilse Aigner hat: Die Bundeslandwirtschaftsministerin war zwar selbst nicht zugegen bei der Aktion gegen Milch-Dumping vor dem Auswärtigen Amt in Berlin. Für die ungeduldige Presse konnte die „Ministerin auf Stelzen“ aber immerhin ein paar Milchkannen mit Füßen treten: Kick it, Ilse!
Denn erst mit einer äußerst großzügigen Stunde Verzug kam Staatssekretär Gerd Müller vorbei. Der sollte die Unterschriften für Ministerin Aigner eigentlich schon gegen elf Uhr annehmen – war dann jedoch offenbar noch länger mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt.
Es hieß also warten, bis der Staatssekretär Zeit fand für den Appell der Milch-Dumping-Gegner. Dann jedoch polterte der selbstbewusst los: „Sie müssen komplett umdenken!“.
Klar: Mehr als 32.000 Unterschriften waren bis zum Morgen zusammengekommen. Stimmen von Bürgern und Bürgerinnen, die einen Kurswechsel in Sachen Exportsubventionen fordern und wollen, dass Milch wieder einen Wert hat. Etwa 50 Campact-Aktive waren am Donnerstag zum Auswärtigen Amt gekommen, um mit dem Schiffscontainer gegen Subventionen von Milchexporten in Entwicklungsländer zu protestieren und bei der Übergabe des an das Landwirtschafts- und Entwicklungsministerium gerichteten Appells zu helfen.
Wofür Gerd Müller wenig Verständnis hatte: Er fand die Aktion nicht nur „grenzwertig“, sondern auch nicht durchdacht. Nur geringe Mengen Milch gingen überhaupt in den Export: Das sei geradzu vernachlässigenswert, findet der Staatssekretär. Dass es nicht auf die Mengen ankommt, sondern auf die Auswirkungen war bereits zuvor bei den Diskussionen erläutert worden – da saß Staatssekretär Müller jedoch noch im Auswärtigen Amt um sich „fit für global business“ zu machen auf dem Außenwirtschaftstag.
Von den Exportsubventionen profitieren hauptsächlich die großen Lebensmittelkonzerne. Für Bauern in Deutschland haben die Gelder deshalb kaum Nutzen. In armen Ländern des Südens dagegen reißen sie Kleinbauern ihre Lebensgrundlage unter den Füßen weg. Symbolisch wurden deshalb vor dem Auswärtigen Amt Milchkannen regelrecht „plattgemacht“ – mit tatkräftiger Hilfe von Ilse Aigner aus Pappmaschee.
Als am Ende der Aktion der Schiffscontainer wieder verladen wurde, hatten den Appell bereits mehr als 33.000 Menschen unterzeichnet. Einen dicken Stapel Unterschriften trägt Staatssekretär Müller nun ins Landwirtschaftsministerium. Und regt dort hoffentlich zum (Um)Denken an.