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Kein Atommüll in Gorleben? Endlager vielleicht bald schon vor dem Aus

1 Million Jahre müsste Atommüll von der Umwelt abgeschirmt werden. Geplant ist ein solches Endlager in den Tiefen der dünn besiedelten Region um Gorleben, im Wendland. Jetzt wird bekannt, dass sich die Bundesrepublik die Rechte zur Erkundung des Atommüllagers nur bis 2015 gesichert hat. Ist das das Aus für das Endlagerprojekt? Seit mehr als 30 […]

1 Million Jahre müsste Atommüll von der Umwelt abgeschirmt werden. Geplant ist ein solches Endlager in den Tiefen der dünn besiedelten Region um Gorleben, im Wendland. Jetzt wird bekannt, dass sich die Bundesrepublik die Rechte zur Erkundung des Atommüllagers nur bis 2015 gesichert hat. Ist das das Aus für das Endlagerprojekt?

Seit mehr als 30 Jahren wird in Gorleben getestet, ob sich tief in der Erde Atommüll verbuddeln lässt. Um die Region erkunden zu können, musste die Bundesrepublik in den 1970er-Jahren die Besitzer der Ländereien davon überzeugen, ihre Rechte zu verkaufen. Einige nutzten die Chance, verkauften und gaben so grünes Licht für das Endlagerprojekt – andere stellten sich quer und sind bis heute im Widerstand. Was damals die WendländerInnen tief spaltete, könnte sich heute als ungeahntes Glück herausstellen: Bei Recherchen im Archiv fand eine Anti-Atom-Aktivistin heraus, dass die Pachtverträge bereist 2015 auslaufen. Doch Atommüll muss 1 Millionen Jahre von der Umwelt isoliert werden. Mit Patchverträgen, die nach weniger als einem halben Jahrhundert auslaufen, hatte da niemand gerechnet.

Das ehemalige Salzbergwerk in Gorleben sei ideal zur Endlagerung von Atommüll geeignet, so die BefürworterInnen des Endlagers. Tatsächlich jedoch gibt es seit Beginn der Erkundungen erhebliche Bedenken: Internationale ExpertInnen sagen damals wie heute, dass das Gorlebener Salz zur Einlagerung von Atommüll weniger gut geeignet ist, als andere Gesteinsformationen wie Ton oder Granit im Süden der Bundesrepublik. Das Atommüllager im Salzstock Asse, wo im Gegensatz zu Gorleben bereits Atommüll unterirdisch einlagert belegt, belegt, dass es ehrebliche Probleme bei der Einlagerung von ATommüll in Salz gibt. Seit Jahren dringt in die Asse Wasser ein. Das Atommüllager droht einzustürzen.

Dass Gorleben ein ebensolcher Einsturz drohen könnte, hat bisher nicht dazu geführt, dass das Endlagerprojekt aufgegeben wurde. Im Gegenteil: Seit Jahren wird schon mal fleißig Atommüll geliefert: Derzeit lagern 92 Castor-Behälter Atommüll oberirdisch auf ihre Einlagerung im Gorlebener Salz. Die Atomkonzerne Vattenfall, EnBW, E.on und RWE drängen darauf, Gorleben endlich als Atommüllendlager frei zu geben. 450 Tonnen Atommüll produzieren sie pro Jahr. Sie wollen diese strahlende Fracht so schnell wie möglich los werden und brauchen dafür ein Endlager. Momentan müssen sie den Atommüll oberirdisch, neben ihren AKW lagern – doch der Platz hier ist nicht unbegrenzt. Der Verdacht liegt nahe, dass eine Vorfestlegung auf Gorleben als Endlagerstandort schon längst statt gefunden hat. Eine Such nach einem besser geeigneten Endlager fand nicht statt.

Der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, die seit den 1970er Jahren gegen die Versenkung von Atommüll im Gorlebener Salz massive Proteste auffährt, könnte jetzt durch den juristischen Faux Pas der Bundesrepublik aus den 1970er-Jahren Erfolg haben.

„Vielleicht gibt es mittlerweile den ein oder anderen Landbesitzer, der seine Meinung geändert hat,“ so Monika Tietke, die seit über 30 Jahren in der Bäuerlichen Notgemeinschaft gegen das Endlager vorgeht. Sie denkt, dass es für die Endlagerbetreiber erst mal schlecht aussieht.

Selbst wenn eine schwarz-gelbe Regierung aus FDP und CDU/CSU nach den Bundestagswahlen das Gorlebener Endlagerprojekt weiter durchdrückt, gibt es also jetzt Hoffnungen. Denn die Eigentumsrechte am Gorlebener Salz müssen in den nächsten Jahren neu verhandelt werden. Dennoch warnen die Wendländer, vor voreiliger Freude. Denn eine Enteignung ist immer noch möglich.

Um noch vor der Bundestagswahl ein Zeichen gegen Atomkraft zu setzen, rufen die AtomkraftgegnerInnen aus dem Wendland gemeinsam mit Campact und einem breiten Bündnis aus Umwelt- und Anti-Atom-Gruppen zur größten Anti-Atom-Demonstration des Jahrhunderts auf. Am 5. September zeigen Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet in Berlin: „Atomkraft – Nein Danke.“

In den nächsten Wochen vor der Demonstration mobilisiert Campact in fünf deutschen Städten massiv für die Demonstration. Mit einem selbstgebauten Castor samt 40-Tonner Truck rollen wir durchs Land. In Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover und Leipzig übernehmen wir, was die Bundesregierung in über 40 Jahren Atomkraftwerke nicht geschafft hat: Wir gehen auf Endlagersuche für Atommüll. Damit tragen wir die Debatte um Gorleben und Asse direkt in die Städte hinein. Finden wir kein Endlager bleibt nur eins: Atomkraftwerke abschalten!

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