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Beginnt nächstes Jahr eine neue Endlagersuche fernab von Gorleben?

Wohin mit dem Atommüll? Die Frage stellt Campact gerade symbolisch auf einer bundesweiten Aktionstour – mit einem rieisgen Castor-Transport gehen wir in Städten auf Endlagersuche. Doch aus dem politischen Straßentheater könnte ab 2010 ernst werden. Seit dem Bau der ersten kerntechnischen Anlagen vor über 40 Jahren ist unklar, wohin mit dem Jahrmillionen strahlenden Müll. Bisher […]

Wohin mit dem Atommüll? Die Frage stellt Campact gerade symbolisch auf einer bundesweiten Aktionstour – mit einem rieisgen Castor-Transport gehen wir in Städten auf Endlagersuche. Doch aus dem politischen Straßentheater könnte ab 2010 ernst werden.

Seit dem Bau der ersten kerntechnischen Anlagen vor über 40 Jahren ist unklar, wohin mit dem Jahrmillionen strahlenden Müll. Bisher hatte man sich seit den 1980er-Jahren auf Gorleben als Endlager festgeschossen – vermeintlich weil der Gorlebener Salzstock als sicherster Standort galt. Doch seit gestern liegen Beweise vor, dass damalige Regierungsstellen ein Gutachten zur Eignung geschönt haben. Jetzt will Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) ein neues Endlager suchen. Schon 2010 könnte eine echte Erkundungssuche nach einem atomaren Endlager in ganz Deutschland beginnen – auch der Süden stände dann in der Verantwortung.

Foto: Herbert Sauerwein/ Arbeiterfotografie

Zur Festlegung auf Gorleben kam es nur, weil Kohls zuständige Minister 1983 ein kritischen Gutachten zur Eignung entschärften ließen. In den jetzt wieder aufgetauchen Beweisen ist es schwarz auf weiß nachlesbar: Die WissenschaftlerInnen haben in ihren Entwürfen bereits vor über 25 Jahren vor gefährlichen Wasserzutritten gewarnt, die den hochradioaktiven Atommüll im 840 Meter tiefen Salzgestein in die Umwelt spülen würden. Von diesen Gefahren und weiteren Bedenken war im Enddokument allerdings kaum noch etwas zu lesen – Kohls Regierung hatte unliebsame Passagen abschwächen lassen. Kohls Minister ignorierten Warnungen und versuchte sie zu verheimlichen.

Bisher haben CDU/CSU und FDP sich stets für ein weiteres Erkunden Gorlebens ausgesprochen. Das Argument: Es sind doch bereits 1,5 Milliarden Euro in die Arbeiten geflossen, da müsse man jetzt weitermachen. Das Kopfschütteln internationeler WissenschaftlerInnen, über das Vorhaben Atommüll in Salz einzulagern scheint angesichts dieser Summen wenig zu zählen – Salz gilt längst als ungeeignet zur Einlagerung von Atommüll.

Dass das Geld zur Erkundung Gorlebens aufgrund falscher Einschätzungen investiert wurde, müsste selbst die Union jetzt eingestehen. Doch das Kanzleramt reagiert schnell: Die Union hält an Gorleben fest – es gebe bis heute keine geologischen Befunde, die gegen eine Eignung Gorlebens als Endlager spreche. Es ist offensichtlich, dass die Union den Atommüllberg schnellstmöglich in Gorleben unter den Teppich kehren will, um kein Problem mit der geplanten Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke zu kriegen.

Wenn jedoch tatsächlich ab 2010 eine neue Endlagersuche beginnt, wie Bundesumweltminister Sigmar Gabriel vorschlägt, dann müssten vier bis sechs neue Standortregionen ausgwählt werden. Auch die Unions regierten südlichen Bundesländer würden dann in die Verantwortung genommen: Die dort vorzufindenen Tongesteine sind auf der Liste der Gesteine in die Atommüll eingelagert werden kann, ganz oben. Über das Sterben oder Weiterleben Gorlebens entscheiden die Wahlen und die Mehrheitsbildungen in den Koalitionsverhandlungen danach.

Unsere Endlagersuche testet schon jetzt aus, wie die Menschen reagieren, wenn Atommüll vor ihrer Haustür gelagert werden soll – morgen geht die Suche in Mainz weiter – Samstag geht es nach Frankfurt und dann noch weiter in den Süden – nach Stuttgart, München, Nürnberg. Mit Münster schließen wir die Tour im Norden ab.

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