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EU-Kommission will zurück zur Atomkraft

Der EU-Wettbewerbskommissar will Subventionen für den Neubau von Atomkraftwerken erleichtern. Campact-Pressesprecher Yves Venedey erklärt, warum das völlig verrückt ist und weshalb sich der Neubau von Atomkraftwerken nur mit Subventionen rechnet.

Ein Interview mit Campact-Pressesprecher Yves Venedey

Am Freitag berichtete die Süddeutsche Zeitung, EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia wolle Subventionen für die Atomkraft erleichtern. Was sagst Du dazu?

Das ist natürlich völlig verrückt, offenbar hat die EU-Kommission aus Fukushima nichts gelernt. Aber es zeigt auch, dass die Atomenergie mehr als 60 Jahre nach ihrer Markteinführung immer noch unwirtschaftlich ist, sonst müsste man sie ja nicht subventionieren. Der Bau von Atomkraftwerken wird sogar immer teurer, während der Strom aus Wind und Sonne immer billiger wird.

Aber die Atomlobby behauptet doch immer, Atomstrom sei so billig, während die Erneuerbaren Energien zu teuer seien?

Die Atomenergie wurde jahrzehntelang mit Milliarden an Steuergeldern hochgepäppelt. Das hat zum Bespiel das Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) in einer vielbeachteten Studie im Auftrag von Greenpeace energy gezeigt. Billig ist Atomstrom nur, wenn die Steuerzahler/innen die Rechnung zahlen und die Atomkraftwerke alt und längst abgeschrieben sind. Der Neubau von Atomkraftwerken rechnet sich auf liberalisierten Strommärkten nur mit massiven staatlichen Subventionen.

Warum ist das so?

Der Bau von Atomkraftwerken ist sehr teuer, es dauert Jahrzehnte bis ein AKW-Betreiber die enormen Anfangsinvestitionen wieder reingeholt hat. Als die (meist staatlichen oder halb-staatlichen) Energieversorger noch ein Monopol hatten, konnten sie sicher sein, dass die enormen Bau- und Kapitalkosten ihrer Meiler von den Stromkunden wieder refinanziert werden – sie hatten ja gar keine andere Wahl. Auf liberalisierten Strommärkten ist das nicht mehr so. Und darum machen die hohen Anfangsinvestitionen und die langen Kapitalrücklaufzeiten den Neubau von Atomkraftwerken zu einem extrem riskanten Geschäft. Das ist auch der Grund, warum die meisten AKW-Neubauten in Ländern geplant sind, wo Staatskonzerne noch ein Monopol haben, wie zum Beispiel in China. Und darum will die Atomlobby jetzt noch mehr Geld von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Es ist das alte Spiel: Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert.

Aber sonst ist die EU-Kommission doch immer für mehr Wettbewerb, warum wollen sie nun eine veraltete Hochrisikotechnolgie nun noch mehr fördern?

Das ist reine Klientelpolitik für die Atomkonzerne. Die Atomlobby ist eben immer noch sehr einflussreich. Übrigens nicht nur in Brüssel, sondern auch in Berlin, wie ständigen Angriffe auf das Erneuerbare Energien-Gesetz zeigen. In der EU werden derzeit nur in Finnland und in Frankreich neue Atomkraftwerke gebaut und diese Neubauprojekte sind alle riesige finanzielle Desaster. Nun soll Brüssel die marode Atomindustrie in Europa retten. Die EU-Kommission will zurück zur Atomkraft. Als ob wir mit der Bankenrettung nicht schon genug am Hals hätten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat gerade vorgerechnet, dass die EU-Kommission die Kosten der Atomenergie systematisch unterschätzt, während sie die Kosten der Erneuerbaren Energien systematisch überschätzt. So sind etwa die Kosten der Photovoltaik heute teilweise schon niedriger, als es die EU-Kommision erst für 2050 erwartet. Die Experten vom DIW stellen fest, das „weder in Europa noch irgendwo sonst auf der Welt jemals ein Atomkraftwerk unter marktwirtschaftlichen Bedingungen erbaut worden ist“.

Und warum schweigt der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) zu Allmunias Atomsubventionen?

Oettinger war schon in seiner Zeit als baden-württembergischer Ministerpräsident ein unbelehrbarer Atomkraftfetischist. Er versteht sich vor allem als Lobbyist der Energiekonzerne, vielleicht hofft er nach seiner Amtszeit auf einen hochbezahlten Job in einem der Atomkonzerne. Daher würde ich auf ihn keine großen Hoffnungen setzen. Er ist eine der schlimmsten Fehlbesetzungen, die Angela Merkel zu verantworten hat.

Was bedeuten Almunias Pläne für die Erneuerbaren Energien?

Der Süddeutschen Zeitung ist da ein Fehler unterlaufen. Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist, anders als die Zeitung schreibt, keine Beihilfe. Das hat der Europäische Gerichtshof im Jahr 2002 entschieden. Daher ist das EEG von Almunias Plänen nicht direkt betroffen. Trotzdem muss sich Europa entscheiden: Auf Atomkraft und Kohle setzen oder die Erneuerbaren Energien massiv ausbauen? Beides gleichzeitig geht nicht. Denn Atomkraftwerke sind genauso wie Kohlekraftwerke viel zu unflexibel und schwerfällig, um die wetterbedingten Schwankungen von Wind und Sonne auszugleichen. Wer Atomkraft und Erneuerbare Energien gleichzeitig fördern will, macht unser Energiesystem nur teuerer und ineffizienter. Stattdessen brauchen wir intelligente Stromnetze,ein intelligenteres Lastmanagement, Schwarmstrom, regenerative Kombikraftwerke sowie innovative Speicherlösungen.

Also droht dem EEG aus Brüssel keine Gefahr?

Doch. Es gibt starke Bestrebungen, das bürgerfreundliche EEG durch ein konzernfreundliches europaweites Ausschreibungsmodell zu ersetzen. Dank des EEG besitzen in Deutschland Bürger/innen, Bauern und Mittelständler über 90 Prozent der Ökokraftwerke, die Energieriesen produzieren hierzulande weniger als 10 Prozent des Stromes aus erneuerbaren Energiequellen. Nur deshalb bekämpfen die Konzernlobbyisten das EEG so massiv, sie wollen den Energiesektor wieder unter ihre Kontrolle bekommen.

UPDATE, 20.7.2013: Inzwischen gibt es Meldungen, die EU-Kommission habe dementiert, dass sie die Atomkraft stärker subventionieren wolle. War also alles nur falscher Alarm?

Wenn man die Aussagen von Almunias Sprecher genau liest, stellt man leider fest, dass das angebliche Dementi gar keines ist. „Die EU-Kommission möchte in keiner Form zu Subventionen für Kernkraft ermuntern“, sagte der Sprecher. Es liege an den Mitgliedstaaten, ihren eigenen Energiemix festzulegen. Das ist natürlich richtig, nach den EU-Verträgen ist die Energiepolitik eine nationale Angelegenheit. Die Süddeutsche Zeitung hatte aber auch gar nicht behauptet, dass die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten zu Atomsubventionen ermuntern oder sie gar vorschreiben wolle. Es geht um etwas anderes: Der Entwurf für die neue EU-Beihilferichtlinie würde es den Mitgliedsstaaten erleichtern, den Bau von Atomkraftwerken zu subventionieren, ohne mit dem EU-Wettbewerbsrecht in Konflikt zu geraten. Und diese Pläne sind keineswegs vom Tisch, mehrere Regierungen drängen ganz massiv darauf.

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41 Kommentare

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  1. Durch die direkte Nutzung der Sonnenstrahlung kann Wärme und Elektroenergie erzeugt werden. Die erzeugbare Leistung und somit die Energiemenge sind abhängig von Größe und Ausrichtungswinkel der Fläche, welche zur Aufnahme der Sonnenstrahlung dient.Für die Nutzung der Sonnenenergie müssen zwar anfangs recht hohe Investitionen getätigt werden, was aber durch entfallende laufende Energiekosten wieder ausgeglichen wird. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Sonnenenergienutzung an den meisten Orten realisierbar ist.Die Sonnenenergie stellt das größte Potential dar, welches einen großen Anteil an der Energieversorgung besitzen kann.Nachteilig erweisen sich allerdings die jahreszeitlichen Unterschiede der Sonneneinstrahlung, welche jedoch mithilfe technischer Lösungen und durch Einbeziehung anderer Energieträger ausgeglichen werden können.

  2. Die „EU-Geldbekommer in Größenordnungen für Fehlleistungen“ sollten im Uranbergbau vor Ort arbeiten müssen, damit sie begreifen, welchen Blödsinn sie verordnen wollen. Rente sollten sie dann auch erst mit 70 erhalten, sofern sie nicht schon mit 50 im Jenseits gelandet sind. Mit der Arbeitsunfähigkeit und irreversiblen schweren Erkrankungen ab ins Versklavungsregime Hartz IV mit diesen ehrenwerten Damen und Herren, damit es weniger Rente für sie wird. Diese EU ist so überflüssig und schädlich wie die Globalisierung, die nichts anderes als Neokolonialismus darstellt.

    In Südafrika suchen die immer „Uranbergleute“, weil die wie die Fliegen sterben oder frühzeitig schwer erkranken. Alle aus der EU rein in diese Bergwerke, damit sie wenigstens einmal richtige Arbeit kennengelernt haben! China sucht außerdem auch immer Bergleute für jeglichen Abbau, man möge sich also auch dort bewerben, anfangs als Hilfsarbeiter vor Ort, denn bis zum qualifizierten, erfahrenen Bergmann ist es ein weiter und beschwerlicher Weg. Glück auf, ihr lieben EU-Boss-Bergleute, macht´s gut! Wenn jemand von den Herrschaften umkommen sollte, dann nehmen wir gleich die Trauereden von O. Gro., die der nach Grubenunglücken in Zwickau gehalten hat – etwas umgeschrieben natürlich.

    Andere Einwendungen habe ich nicht, denn Kernenergie und Nuklearbomben sind so gesund, wie sich am 6. und 8. Aug. 1945 sowie in Tschernobyl, Fukoshima und bei Atomtests aller Art gezeigt hat. Solche Riesenkatastrophen sind nur Motoren der Konjunktur der Krisen, an denen die Reichsten der Reichen immer reicher werden. 😀

  3. Zurück in die Atomkraft? Das geht nicht und wird nicht akzeptiert. Deutschland wird hier eindeutig von der EU runtergezogen. „Während in Deutschland bis 2022 alle Atomkraftwerke den Betrieb einstellen sollen, will die Europäische Union den Bau neuer Atomkraftwerke sogar durch staatliche Finanzhilfen forcieren.“ (Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/produktion-technologie/energiewende-deutschland-auf-isolationskurs/ )
    Was soll man da machen? Die sollen es mal anständig durchrechen, dann wird es sofort deutlich, dass erneuerbare Energien viel billiger sind. Es muss nur alles beachtet werden und nicht so wichtige Komponenten, wie die Entsorgung des Atommülls einfach unter den Tisch kehren.
    Gruß,
    W.

    • Es gibt kein zurück in die Atomkraft, es gab nie einen Ausstieg! Man kann so viel beschließen, wie man will: Der nukleare Abfall ist da und kein Beschluss der Welt wird ihn in Nichts auflösen! Exportieren will ihn keiner, endlagern will ihn keiner, also wohin damit? Die einzige Möglichkeit, ihn los zu werden, ist, ihn als Rohstoff zu verarbeiten. Natürlich sicher und CO2 frei!
      Das Erstaunliche ist, dass es diese Möglichkeit gibt! In China sind die ersten Kernreaktoren der neuen Generation im Bau, in USA, Kanada, Indien und Deutschland (!) wird intensiv über inhärent sichere Anlagen geforscht, in den USA werfen sogar die Umweltschützer einen zweiten Blick auf die Kerntechnik. In unserem Land sollte dies nicht möglich sein? Darüber lacht inzwischen die ganze Welt!
      500 Teilnehmer aus 89 Staaten – darunter 30 Minister – haben sich Ende Juni in St. Petersburg anlässlich einer großen internationalen Konferenz gegenseitig versichert, dass die Bedeutung der Kernenergie weltweit wachsen wird. In der abschließenden Erklärung heißt es: ”Die Elektroenergie, die in Atomkraftwerken gewonnen wird, bleibt die billigste und ungeachtet von allem die ungefährlichste Art der Energie. Sie trägt zur Steigerung der Energiesicherheit bei und hilft, gegen Klimawandlungen auf dem Planeten zu kämpfen.”
      Ich empfehle noch einmal, die “Hundert guten Antworten” http://100-gute-antworten.de/ zu lesen.

    • Sorry Wasi, um die Rechnung nachvollziehen zu können, muss man schon arge Klimmzüge machen.
      Und im Gegenzug bitte in die Kosten für Wind und Sonne auch die Kosten für die notwendigen Backupanlagen, für die erforderlichen Netze mit einrechnen. Dann sieht die Rechnung ganz schnell anders aus – und kommt dem, was wir derzeit erleben, nicht nur näher, sondern es bestätigt den Irrsinn der „Energiewende“ ganz deutlich!

    • Die Atomindustrie, von der Erkundung der Lagerstätten, deren Erschließung, dem Abbau, der Erzaufbereitung selbst und der Verwertung des Urans in verschiedenen Aufbereitungsstufen in unterschiedlichen Reaktoren für unterschiedliche Zwecke, ist die am stärksten und damit unverschämt geförderte und aus Steuergeldern bezahlte Industrie, die sich niemals selbst amortisieren kann. Die durch sie verursachten Schäden an jeglichem Leben, Umwelt und Natur werden jedoch viele Jahrtausende nachwirken.

      Was tut man aber nicht alles für die geliebt gefürchtete Abschreckungs–, Bedrohungs– und Erpressungswaffe „Nuklearsprengkopf“, man schiebt die Energiegewinnung in den Mittelpunkt und verdrängt dabei sogar außer den bekannten Strahlenschäden viele weitere Umweltschädlichkeiten dieser Industrie ins Märchenreich. Was sich einmal als „effektives industrielles Massenvernichtungsmittel“ erwiesen hat, das will man unter keinen Umständen mehr missen. Also benötigen wir für diese schmutzigen Interessen als Tarnkappe unbedingt die Kernenergie. Der „Zauberlehrling“ wird dabei natürlich untergehen!

      Außer gegenseitiger Abschreckung hat allerdings auf dieser Erde noch nichts den Weltfrieden zumindest teilweise zu erhalten vermocht. Deshalb kann es einseitige Abrüstung und auch einseitige Aufrüstung nicht geben, ohne die Spirale des Wettrüstens positiv oder negativ zu beeinflussen. Gorbatschows Ideen werden seit 1990 nur missbraucht, um einseitig sogar zu einer dümmlichen „Erst- und Alleinschlagstheorie mit Nuklearwaffen“ gekommen zu sein. Seit Obama hört man von solch großkotzigem Schwachsinn allerdings nichts mehr.

  4. Das ist eben genauso bescheuert wie Fleisch zu subvenstionieren anstatt gesunde pflanzliche Kost!

  5. In Japan gab es viele, viele Tote, d.h. für Mich –
    “ – DIE EUROPÄISCHE UNION – geht über Leichen !! „

    • Natürlich gab es in Japan viele Tote!

      Tote und Vermißte durch Erdbeben und Tsunami: 18.550.

      Strahlungstote durch den Reaktorunfall: null.

      Tote durch überstürzte, chaotische und mindestens in Teilen unnötige Evakuierungsmaßnahmen: ca. 1.100.

      Hinzu kommen Suizide, Postraumatische Belastungsstörung, Depressionen, Alkoholismus und andere psychiche Erkrankungen – nicht etwa durch die Strahlung, sondern durch die Angst vor der Strahlung, Angst vor den vermeintlichen Folgen der Strahlung und Angst vor vermeintlich unbewohnbaren Landstrichen.

      Wer den Menschen diese Angst einredet, trägt ein erhebliches Maß an Mitverantwortung. Wenn Menschen durch diese Angst zu Schaden kommen und daran zugrunde gehen, liegt das nicht nur am Reaktorunglück selbst. An dieser Angst, die die Menschen fertigmacht, an dieser Angst, die die physischen Folgen um ein Vielfaches übersteigt, sind all diejenigen schuld, die diese Angst schüren. Wer Menschen in Panik versetzt, statt Zahlen und Fakten sachlich und wissenschaftlich zu beurteilen und den Menschen entsprechend zu raten, wird sich hoffentlich irgendwann dafür verantworten müssen!

    • Wie wäre es, Herr Klute, in Fukushima – nicht weit von den dortigen Reaktoren – für ein paar Wochen den Urlaub zu verbringen … Es ist doch jetzt Ferienzeit?!
      Vielleicht kommen Sie ja danach strahlend zurück? –
      Aber bestimmt nicht – vor lauter Glück …
      SORRY,
      ich glaub´ es wirklich nicht, was ich in Ihrem Kommentar zu lesen bekam!
      Da war ich doch tatsächlich geneigt, Ihnen darauf dementsprechend zu reagieren. 😉

    • @Manfred, es wäre sinnvoll, vorher seine Quellen zu überprüfen, bevor man andere Menschen mit falschen Zahlen verunsichert. Der Tsunami forderte viele Menschenleben, nicht der Reaktorunfall. Mittlerweile ist doch bekannt, dass er keine Todesfälle verursacht hat. Man geht auch nicht davon aus, dass man künftig Krebserkrankungen auf den Unfall zurückführen könne.
      Dies ist übrigens eine Einschätzung der Vereinten Nationen (UN). 180 Wissenschaftler aus 27 Ländern haben diesen Fukushima-Bericht erarbeitet. Die meisten Medien berichteten Ende Mai/Anfang Juni 2013 darüber, z.B. hier: http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2013-05/un-fukushima-gesundheitsfolgen

    • Der Nuklearmediziner Christoph Reiners vom Universitätsklinikum Würzburg und seine Kollegen haben 229 Kinder und Jugendliche untersucht, die nach dem Unfall in Tschernobyl Schilddrüsenkrebs entwickelt hatten. Sie haben den Werdegang und die Gesundheit der Kinder 20 Jahre lang, von 1992 bis 2012 beobachtet. Bei den meisten Studienteilnehmern waren die Tumoren zuerst in Weißrussland operativ entfernt worden, danach erhielten die Patienten in Deutschland eine Radio-Iod-Therapie. Alle Studienteilnehmer galten damals als Hochrisiko-Patienten.
      Die Auswertung der Langzeit-Ergebnisse zeigte: Trotz des hohen Risikos bildeten sich bei 64 Prozent der Studienteilnehmer die Tumoren komplett zurück. Bei weiteren 30 Prozent führte die Radio-Iod-Therapie zu einer fast kompletten Rückbildung. Bei ihnen konnte die Tumorerkrankung durch die ohnehin erforderliche Nachbehandlung mit Schilddrüsenhormonen bis heute erfolgreich in Schach gehalten werden. Ein Patient starb an einer Nebenwirkung der Krebstherapie, einer Lungenfibrose. Rückfälle traten nur bei zwei Patienten auf.
      Kinder und Jugendliche müssen nach Strahlenunfällen sorgfältig auf Schilddrüsenkrebs hin beobachtet werden. „Denn die Heilungschancen sind besser, wenn die Krankheit möglichst früh erkannt wird“, so Reiners. Entsprechende Screening-Programme seien in der Region von Fukushima bereits angelaufen.
      Man müsste dem Würzburger Nuklearmediziner und dessen Kollegen ebenso wie den 180 Wissenschaftlern nachweisen, dass sie sich einem „Knebelvertrag“ unterworfen haben, wie dies im Sinne von n-tv (Ihre Quellenangabe) unterstellt werden müsste.
      Andernfalls bleibt m.E. zu Recht der Verdacht bestehen, dass sich die führenden Köpfe bei IPPNW von politischen Zielen haben vereinnahmen lassen.

      Die neuen Reaktortypen, um die es uns im Interesse unserer Zukunft gehen sollte, schließen Risiken wie die in Fukushima aus. Sie sind aufgrund ihrer technischen Besonderheiten inhärent, d.h. unabhängig von der Möglichkeit menschlichen Versagens sicher. Sie nutzen außerdem den vorhandenen Atommüll als Rohstoff zur Stromerzeugung. Neuer Atommüll, der endgelagert werden müsste, entsteht nicht. Auch die weiteren Vorteile sollten jedem Natur-, Tier- und Menschenschützer Grund genug sein, sich mit der modernen Kerntechnik auseinanderzusetzen, um qualifiziert widersprechen zu können, z.B. hier: http://dual-fluid-reaktor.de/technik

      > http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-16015-2013-04-26.html
      > Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2013, http://jcem.endojournals.org/search?fulltext=fukushima&submit=yes&excludeflag=translationalhighlights&x=-375&y=-292)

    • Die EU nimmt nicht nur Leichen hin, sondern auch riesige Massengräber, die innerhalb weniger Stunden entstehen können. Am 6. und 8. August werden wir wieder an den „größten industriellen Doppel-Massenmord aller Zeiten innerhalb kürzester Zeit“ erinnert, denn da erinnern sich auch die Menschen von Hiroshima und Nagasaki an die erlittenen Massenmorde von 1945. Wer aber kann die Toten zählen, die durch Atomtests, militärische Versuche und Übungsgebiete, Kernreaktoren im Normalbetrieb und im Katastrophenfall, durch die Erkundung der Lagerstätten, deren Abbau, den Urantransport, die Uranaufbereitung und die Endlagerung der Abfälle seit fast 70 Jahren Opfer dieses Teufelszeugs wurden?

      Es sind allerdings neue Formen der Kernenergie denkbar, die kaum Umweltschäden und Entsorgungsprobleme mit sich bringen würden. Doch darüber schweigt des Sängers Lied in verdächtiger Weise. Der Ausstieg aus den jetzigen Formen der Kernenergie ist trotzdem richtig und schon lange überfällig.

  6. Das Restrisiko wird immer klein geredet oder verdrängt. Die Menschheit bringt es bis heute nicht fertig Kriege, Revolten und Terrorismus zu verhindern. Wie soll denn garantiert werden, dass die Kernenergie in Krisengebieten wirksam kontrollierbar ist? Ob als Waffen- oder Energielieferant bleibt diese Technologie unkontrollierbar. Wir sind trotz Hightech-Medizin auf dem besten Wege die Vermehrungsrate der Spezies Mensch zu begrenzen durch Umweltverschmutzung wie z. B. u. a. Mikroplastikstoffe in den Weltmeeren, die über die Nahrungskette den Hormonhaushalt beeinflussen. Wenn es weniger Menschen gibt, brauchen wir auch keine Atomkraftwerke. mehr.

  7. Der Feind heißt Atomkraft. Bestimmte Nachrichten kommen dann einfach nicht an, wie beispielsweise die Information, dass Ende Juni in St. Petersburg eine große internationale Konferenz zur Zukunft der Kernenergie im 21. Jahrhundert statt gefunden hat. 500 Teilnehmer aus 89 Staaten – darunter 30 Minister – haben sich gegenseitig versichert, dass die Bedeutung der Kernenergie weltweit wachsen wird. Die Welt schrieb einen Kommentar: “International sind wir die Energie-Exoten”.
    In der abschließenden Erklärung, die von den Teilnehmern der Konferenz heißt es:”Die Elektroenergie, die in Atomkraftwerken gewonnen wird, bleibt die billigste und ungeachtet von allem die ungefährlichste Art der Energie. Sie trägt zur Steigerung der Energiesicherheit bei und hilft, gegen Klimawandlungen auf dem Planeten zu kämpfen.”
    Ich empfehle ebenfalls, „Hundert gute Antworten“ zu lesen. Die Aussagen der Atomkraftgegner und die Quellen stehen ja immer daneben, so kann man bestens vergleichen. Der Vergleich könnte helfen, Angst und Vorurteile zu überwinden, es sei denn, man will sie undingt behalten.
    http://100-gute-antworten.de/

    • … Und der dadurch entstandene Atommüll fällt bei dieser Betrachtungsweise völlig unter den Tisch!
      Da redet KEIN Mensch davon.
      Ich wünsche mehr Transparenz WELTWEIT hinsichtlich dieser Technologie – DAMIT den letzten
      Thomassen dieser Welt die Augen geöffnet werden und ENDLICH AUCH zur Erkenntnis gelangen,
      dass Atomenergie wegen des hohen Gefahrenpotenzials für Leib und Leben ABSOLUT KEINE Option darstellt.
      Schauen Sie doch z.B. mal auf die Webseite von Umweltinstitut München, was über Atom- und Stromlügen gesagt wird.

  8. Einige Kommentatoren nannten hier die Frage nach der Entsorgung des Atommüll als wesentliches Argument gegen die Kernenergie. Diese Frage ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Zum Glück gibt es gute Antworten.

    Die erste Antwort: Der hochradioaktive, langlebige Abfall der Kernkraftwerke steckt in den gebrauchten Brennelementen. Solange es zu keinem Unfall wie in Fukushima kommt, gelangt der Atommüll also weder in die Umwelt noch in die Nahrungskette. Setzen wir keine Kernkraft ein, bleibt uns vor allem Kohle als Energiequelle – im ersten Halbjahr 2013 mit einem Anteil von über 50 Prozent. Und da ist das mit der Entsorgung völlig anders, denn ein Kohlekraftwerk bläst viele Abfälle unkontrolliert in die Umwelt. Vor allem ist das CO2, aber auch Feinstaub, der nicht in Filtern hängenbleibt. Und dazu diesen Emissionen braucht ein Kohlekraftwerk keinen Unfall, sondern das passiert Tag für Tag im Regelbetrieb. Übrigens gibt ein Kohlekraftwerk ein Mehrfaches dessen an radioaktivem Material (Uran, Thorium) in die Umwelt ab, was ein Kernkraftwerk freisetzt. Würde man für Kohlekraftwerke dieselben Emissionsgrenzwerte anwenden, die für Kernkraftwerke gelten, müßte man alle Kohlekraftwerke sofort stillegen. Ach ja, erneuerbare Energien sind keine Alternative, wenn wir eine sichere Stromversorgung wollen. Außer Wasserkraft und Biomasse kann nichts davon zuverlässig liefern. Nur können wir Wasserkraft nicht mehr nennenswert ausbauen, und Biomasse liefert zuwenig. Und hinter die Klimafreundlichkeit von Biomasse mache ich ohnehin ein ganz dickes Fragezeichen.

    Es gibt aber eine zweite, noch viel bessere Antwort auf die Frage nach der Atommüllentsorgung. Wir sind uns vermutlich darin einig, daß niemand für 300.000 Jahre Sicherheit eines Endlagers garantieren kann. Solange brauchen nämlich Plutonium und die übrigen Transurane, um auf das Niveau des ursprünglichen Uranerzes abzuklingen. Diese Transurane machen den »ekligen« Teil des Atommülls aus, eben weil sie solch eine lange Lagerdauer benötigen. Mit den Spaltprodukten hingegen sieht das anders aus: Sie sind sehr viel schneller abgeklungen und bereits nach 300 Jahren auf Uranerzniveau angelangt.

    Die gute Nachricht: Man kann Transurane ebenfalls in Spaltprodukte umwandeln. In konventionellen Kernreaktoren geht das natürlich nicht, wohl aber in sogenannten Schnellen Reaktoren oder subkritischen Transmutationsanlagen. International werden derartige Lösungen diskutiert und erforscht. Weltweit hat man bereits einige hundert Reaktorjahre Betrieberfahrung mit Schnellen Reaktoren. Mit dem BN-800 will Russland 2014 einen Reaktor in Betrieb nehmen, der auf diese Weise das Plutonium aus Kernwaffen vernichtet.

    Nette Sache am Rande: Beim Spalten der Transurane werden große Mengen Energie frei, die man z.B. zur Strom- oder Kraftstoffproduktion nutzen kann. Das macht beispielsweise der Dual-Fluid-Reaktor, ein neues Reaktorkonzept aus Deutschland. Mit dem, was wir an Atom»müll« in Deutschland haben, könnten wir unserer Land beim heutigen Verbrauch 250 Jahre lang komplett aus Atommüll versorgen. Denn in gebrauchten Brennelementen sind noch 96 Prozent der ursprünglichen Energie enthalten.

    Es ist bedauerlich, daß man darüber in deutschen Medien (anders als in internationalen) nur sehr wenig liest und unser Bundesumweltministerium diese Möglichkeit sogar in Unterrichtsmaterialien (!) wohl bewußt unter den Teppich kehrt.

    Mehr Infos und weiterführende Links gibt’s auf der Atommüllseite der Nuklearia.

  9. „GRATULATION EUROPA“ – dann haben Unsere lieben netten UMWELT-LOBBIESTEN,
    ja wieder ganze Arbeit geleistet, das muß doch eigentlich mit riesigen
    „SONDER-PRÄMIEN“ belohnt werden !
    Ich persönlich kann gar nicht soviel fressen, wie Ich „KOTZEN“ könnte !

  10. Solange nicht das Problem der für Mensch und Umwelt hochgefährlichen Lagerung des Atommülls befriedigend geklärt ist gibt es für mich keine Alternative zu den Erneuerbaren Energien– alles andere ist Lobbyistengeschwätz mit Scheinargumenten die nur einem dienen –dem unstillbaren Profithunger der Enmergieversorgungsunternehmen und ihren willigen Lobbyisten in der Politik–denen es auch egal ist wie unsere Enkel mit dem „Strahlenden Erbe “ fertig werden

    • Dem möchte ich zustimmen. Solange es noch keine sicheren Endlagerungsstätten gibt, die wirklich sicher sind, sollten wir nicht über den Neubau von Atomanlagen reden. Wir haben eine Verantwortung für das Erbe unserer Kinder und Enkel. Was werden diese sagen zu unserem Handeln.- oder hat die Welt sich bis dahin selbst verschuldet kaputt gemacht. Wir haben eine Verantwortung für die Natur und für die Schöpfung- damit achtsam umzugehen.
      Wie vielen ja auch bekannt ist, ist die normale Krebsrate im Umkreis von Atomanlagen extremst erhöht. Leider wird dazu von der Öffentlichkeit geschwiegen, weil man es nicht hören möchte, bzw. hinter dem Vorhaben einflussreiche Lobbysten stehen.

    • @Dorota:

      Es wäre wirklich schlimm, wenn die Krebsrate im Umkreis von Kernkraftwerken extremst erhöht wären! Glücklicherweise ist dem nicht so, wie zahlreiche Studien nachweisen. Die wohl genaueste Studie dazu ist erst kürzlich erschienen. Es handelt sich um eine Langzeitstudie (18 Jahre) aus Kanada und berücksichtigt nicht nur die Entfernung vom Kernkraftwerk, sondern die tatsächlichen radioaktiven Emissionen: »Das Kernkraftwerk im Hinterhof: keine große Sache«. Ergebnis: Kernkraftwerke haben keine Auswirkungen auf die Krebshäufigkeit der Menschen in ihrer Nachbarschaft. Wie sollte das auch funktionieren?

    • @Dorota: Die sogenannte KiKK-Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters ist die aufwändigste und exakteste Untersuchung die weltweit zum Thema Krebserkrankungen um Atomkraftwerke durchgeführt wurde. Sie kam zu folgenden eindeutigen Ergebnissen:

      1. Je näher ein Kind an einem Atomkraftwerk wohnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs oder Leukämie zu erkranken.

      2. Das erhöhte Erkrankungsrisiko wird auch in einer Entfernung von 50 km noch nachgewiesen.

      3. Im Nahbereich bis 5 km verdoppelt sich für Kleinkinder sogar das Leukämierisiko.

      Das Bundesamt für Strahlenschutz beauftragte drei renommierte Professoren mit der Überprüfung der KiKK- Studie. Sie bescheinigten den Autoren der KiKK-Studie, methodisch sauber gearbeitet zu haben. Der epidemiologische Befund ist eindeutig. Doch nach der gängigen Lehrmeinung ist die von deutschen Kernkraftwerken emittierte ionisierende Strahlung aber tausendfach zu gering, um die nachweislich erhöhten Kinderkrebsraten in der Umgebung von Atomkraftwerken erklären zu können. Wie ist das möglich?

      Atomkraftwerke emittieren auch im „Normalbetrieb“ radioaktive Stoffe an Luft und Wasser ab – völlig legal. Nur die Atomkraftwerksbetreiber selbst führen regelmäßig Strahlenmessungen durch, die Aufsichtsbehörden machen nur selten stichprobenartige Kontrollmessungen. Die genauen Messprotokolle betrachten die AKW-Betreiber als Betriebsgeheimnisse. Hinzu kommt, dass sich die individuelle Strahlenbelastung einzelner Anwohner eines Atomkraftwerkes gar nicht messen lässt, sondern mit Hilfe komplizierter Rechenmodelle geschätzt wird. Wie hoch die tatsächliche Strahlenbelastung der Anwohner von Atomanlagen ist, weiß daher niemand. Die AKW-Betreiber stellen den Aufsichtsbehörden nur monatlich gemittelte Emissionswerte zur Verfügung. Kurzzeitig wesentlich höhere Spitzenwerte, sogenannte Peaks, wie sie etwa beim Wechsel von Brennelementen regelmäßig auftreten, werden so statistisch eingeebnet. Außerdem existiert keine exakte Kontrolle der Betreiberangaben. So wurden etwa um das Atomkraftwerk Krümmel Kontaminationen festgestellt, die sich durch die vom Betreiber Vattenfall angegebenen radioaktiven Emissionen nicht erklären lassen. Und die Rechenmodelle, mit denen die Verdünnung und die Ausbreitung der von den Atomkraftwerken abgegebenen radioaktiven Stoffe in der Umgebung simuliert wird, könnten falsch sein und die tatsächliche Strahlenbelastung folglich höher sein. Das alles zeigt, dass die radioaktiven Emissionen der Atomkraftwerke sehr wohl für die nachweislich erhöhte Leukämierate bei Kindern in der Umgebung der Atomkraftwerke ursächlich sein könnte. Die gängigen Grenzwerte orientieren sich zudem an männlichen Erwachsenen und nicht an Kleinkindern oder Embryos, obwohl diese besonders strahlensensibel sind. In meinem Buch gehe ich ausführlicher auf dieses Thema ein.
      Leicht verständliche Informationen dazu gibt es auch in der Broschüre des Kinderarztes Winfried Eisenberg: „Atomkraftwerke machen Kinder krank“ http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/atomkraftwerke_machen_kinder_krank.pdf

  11. Die Kostenrechnung stimmt vorne und hinten nicht. Bei der Atomkraft werden die Kosten für die jahrtausendelange Lagerung des Mülls einfach weggelassen. Wenn man dies Berücksichtigt, kommen wir bei Atomstrom in ganz andere Größenordnungsbereiche als bei anderen Arten von Energiegewinnung.

  12. @Stefan, Rainer Klute muss die Quellen um die „Guten Gründe“ zu widerlegen noch nicht einmal im Kopf haben. Man kann sie in Ruhe nachlesen:

    http://100-gute-antworten.de/lesen/

    Da sieht man dann auch, dass die angeblich so guten Gründe genau so verzerrend und unfreiwillig komisch wie die FÖS Studie sind. Abgesehen davon hat Rainer Klute absolut recht, Kernenergie hat von allen Energieformen nun mal die geringsten Todesopfer pro TWh und wer den UNSCEAR-Report ignoriert sollte sich auch gar nicht erst zu angeblichen Strahlenopfern in Fukushima äußern, das wird sonst ganz schnell peinlich.

    • @Marina vielleicht hat man „noch“ kein Endlager gefunden, weil es kein „Endlager“ gibt, das über hunderttausende von Jahren sicher ist – selbst vor „nur“ zehntausend Jahren waren die ersten Hochkulturen gerade mal in den Kinderschuhen, Bischof Usher konnte den Beginn der Welt auf ca. 4000 v. Chr. datieren ohne aus der Archäologie widerlegt zu werden. Wer weiß, ob wir in „nur“ 1.000 Jahren die Stellen, wo jetzt „endgelagert“ werden soll, für etwas anderes brauchen und kostenaufwändig dekontaminieren müssen?

      Die einzige(!) Lösung, die ich sehe, führt über die Transmutation, das Umformen des langfristig hochradioaktiven Mülls in Stoffe, die eine beherrschbare Halbwertszeit haben und in 300 Jahren(!) wieder den Strahlenpegel des Uranerzes haben.

      Das betrachtet noch nicht mal, daß Länder wie Frankreich, Indien, die USA u.a. langfristig nicht aus der Atomenergie aussteigen. Die einzige Möglichkeit, diese Länder davon abzuhalten, störanfällige Kraftwerke zu bauen – teils an der deutschen Grenze! – liegt darin, Kraftwerke zu erforschen, die sich bei Totalausfall „selbst abschalten“ („inhärente Sicherheit“) – wie das in der Generation IV v.a. bei Flüssigsalzreaktoren geplant ist.

      Diese zwei Gründe zeigen, daß Kernenergieforschung auch weiterhin ein wichtiges Thema sein muß. Die EU kann es sich leisten mit vier von sieben G7-Mitgliedern neue Technologien zu erforschen und zu exportieren. Aktuell kann man alle ~25 Jahre mit einem katastrophalen Störfall rechnen (Kyschtym 1957, Tschernobyl 1986, Fukushima 2011), und China und Indien bauen massiv Atomenergie aus.

      Ich werde sehr viel ruhiger schlafen, wenn die bestehenden und neuen Kernkraftwerke mittelfristig durch Kraftwerke mit inhärenter Sicherheit ersetzt werden.

    • Nein Enys,
      dass es kein Endlager gibt, ist leider politisch so gewollt – würde man ein Endlager akzeptieren (und es gibt gute Argumente, dass Gorleben ein sehr gut geeignetes Endlager wäre). Die Kernkraftgegner würden doch mit der Akzeptanz eines geeigneten Endlagers das Faustpfand gegen Kernenergie aus der Hand geben. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu polemisch…

    • Die Störfallrechnung hinkt mächtig. Materialien ermüden unter stark radioaktivem Einfluss schnell und die Laufzeiten aller alten Reaktoren sind am Limit, der Störfall wird also immer häufiger eintreten. Abhilfe könnten nur Module schaffen, die komplett ausgetauscht werden müssten.

      Die neuen Techniken der Kernenrgie sind allerdings noch Träume, deren Erfüllung ungewiss ist. Aber nehmen wird Ihre Rechnung: Alle 25 Jahre ein Tschernobyl? Die Folgen sind noch heute nicht überwunden.

      China, Indien, Iran, Korea, Israel und viele andere mit vielen Reaktoren, das gibt dann alle Jahre wieder eine „Tschernobyll“. Naja, das ist nicht so schlimm, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich sicher auch daran. Die anderen Kreaturen/Geschöpfe sind uns ja ohnehin egal. Gute Nacht Erde, gute Nacht Schöpfung! Ehrfurcht vor dem Leben? So ein Blödsinn.

  13. Dieses Interview hat mich regelrecht wütend gemacht!
    Wie immer geht es wohl nur um die Kostenfrage, dabei ist doch eine Frage grundsätzlich viel wichtiger:
    Inwieweit ist die HOCHGEFÄHRLICHE Atomenergie insgesamt beherrschbar und ist sie es überhaupt?
    Es gibt im Grunde nur eine EINZIGE Antwort darauf: NEIN – ganz und gar nicht!
    Reichen den politisch Verantwortlichen wie hier z.B. Herrn Almunia oder Herrn Oettinger u.a. die zwei großen Atomkatastrophen – Tschernobyl und Fukushima – mit all ihren weitreichenden schlimmen Konsequenzen für Natur und Umwelt auch in ferneren Bereichen denn nicht?!
    SPÄTESTENS seit dem letzten Super-GAU, nämlich in Japan, wurde doch nahezu überall weltweit wie breit und lange dieses schreckliche Thema regelrecht durchgekaut, dass es einem – mit Erlaub – quasi schon aus den Ohren rauskommt!
    Bekommen diese besagten Herren wie auch die Verantwortlichen in der Atomwirtschaft denn
    gar nichts mehr mit, was gerade in den letzten zwei Jahren diesbezüglich in den Medien und in der breiten Öffentlichkeit überhaupt gelaufen ist?!
    Ehrlich, diese oben im Interview genannten EU-Kommissare erinnern mich schon an die berühmten DREI AFFEN:
    NICHTS sehen, NICHTS hören, NICHTS sagen …
    Und WAS sagen sie NICHT?
    Und zwar, dass Atomenergie – seit März 2011 – KEINE Option MEHR darstellen DÜRFTE!
    DIES ABER würde ich von allen politisch Verantwortlichen – nicht nur EU-weit – erwarten.
    Wenn man bedenkt,
    dass in Deutschland IMMER NOCH KEIN Endlager für Atommüll, das noch in WIEVIEL TAUSENDEN von Jahren auf gefährliche Weise für Umwelt und Natur WIRKSAM ist,
    gefunden wurde … Und wie sieht es weltweit damit aus?!
    Ja, diese Energieform kann UNBEDINGT als TOD-SICHER bezeichnet werden.
    WAS ist denn mit den Menschen, die während des GAUs in unmittelbarer Nähe von Tschernobyl gelebt haben, wieviele haben unter den Folgen dieser Katastrophe gelitten und sind dann an den dadurch verursachten Krankheiten elend zugrunde gegangen?
    Und wieviele leiden immer noch? Und die Kinder und Kindeskinder der Betroffenen, deren Erb-
    gut durch die Strahlung geschädigt wurde und somit unheilbare Krankheiten hervorgerufen hat –
    WAS ist mit denen?
    NIEMAND spricht MEHR über diese Menschen und deren Schicksal …
    weil es vielleicht ein TABU-THEMA ist?!
    Ich wünschte wirklich,
    die Politiker wie auch die Verantwortlichen in der Atomwirtschaft WELTWEIT würden nach Tschernobyl reisen und das noch BIS HEUTE (und darüber hinaus!) spürbare Ausmaß der dort vor über 25 Jahren erfolgten Katastrophe mit EIGENEN Augen sehen – und dann
    würde ich DIESE Leute fragen wollen, ob
    sie sich tatsächlich noch ernsthaft überlegen würden, sich für die Atomkraft und für die damit verbundene Technik einsetzen zu wollen.
    Ich denke – aufgrund der in Tschernobyl gemachten bestimmt recht eindrucksvollen Erlebnisse dürften sie sich im Grunde nicht mehr für diese Art von Energie begeistern und auch interessieren,
    es sei denn,
    sie sind so abgestumpft oder sogar abgebrüht, –
    WEIL bei ihnen VIELMEHR Geld und Macht im Fokus stehen –
    als das tragische Leben der Betroffenen von Tschernobyl UND das MÖGLICHE wie auch zu erwartende Schicksal
    der Menschen IN DER ZUKUNFT, falls es die Atomwirtschaft – mit all ihren negativen Konsequenzen bei einem Super-GAU – immer noch geben sollte, da Politik und die betreffende Wirtschaft WELTWEIT aus allem NICHTS gelernt haben …
    Ich hoffe allerdings INSTÄNDIG – für uns hier und heute wie auch für die künftigen Generationen (!),
    dass
    derzeitige wirtschaftlich und politisch Verantwortliche
    NICHT unbelehrbar und unverbesserlich BLEIBEN und dementsprechend handeln werden,
    nämlich
    CONTRA Atomkraft!
    Dies ist ein eindringlicher Appell meinerseits an Herrn Almunia und Herrn Oettinger wie auch an viele andere Politiker:
    Nehmen Sie bitte Ihre Verantwortung RICHTIG wahr!

  14. Nein, was Almunia bzw. die EU-Kommission hier tut, ist überhaupt nicht verrückt. Schließlich ist Kernenergie neben Wasserkraft die einzige Möglichkeit, klimafreundlich und zuverlässig (!) nennenswerte Strommengen zu erzeugen. Insofern ist es schon richtig, alle klimafreundlichen Energieformen auf eine Stufe zu stellen.

    Zum Kostenargument: Es schon scheinheilig, sich einerseits über Subventionen für Kernenergie aufzuregen, andererseits die Subventionen für erneuerbare Energie stillschweigend unter den Tisch fallen zu lassen. Um einen Absatz des Artikels aufzugreifen und etwas umzuformulieren:

    Die erneuerbaren Energien wurde jahrzehntelang mit Milliarden an Geldern aus der Ökostromumlage hochgepäppelt. Billig ist Ökostrom nur, wenn die Stromverbraucher/innen die Rechnung zahlen. Der Neubau von Ökostromanlagen rechnet sich auf liberalisierten Strommärkten nur mit massiven Subventionen.

    Im übrigen würde ich mir zu den abgeblichen Subventionen der Kernenergie mal »Forschungsförderung Kernenergie 1956 bis 2010: Anschubfinanzierung oder Subvention?« zu Gemüte führen und erkennen: Subventionen sind gar nicht geflossen; das war Forschungsförderung.

    Schließlich noch zur angeblichen »Hochrisikotechnologie«. Mit der Kernenergie ist es ähnlich wie mit dem Fliegen: Gefühltes Risiko und tatsächliche Gefahr klaffen weit auseinander. Denn was viele nicht wissen (wollen): Kernenergie hat im Vergleich mit allen anderen Energieformen pro produzierter Terawattstunde die wenigsten Opfer zu beklagen. Photovoltaik beispielsweise hat viermal mehr Oper pro TWh. Damit ist Kernenergie nicht nur ausgesprochen sicher, sondern sicherer als alle anderen Formen der Stromerzeugung.

    Und über Vermeidung von Luftverschmutzung haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen …

    • @Rainer Klute:
      Vielleicht sollten Sie mal alle guten Gründe gegen Atomkraft lesen, verinnerlichen und dann nochmal darüber nachdenken ob sie wirklich für Atomkraft sind:
      http://100-gute-gruende.de/lesen.xhtml
      Oder können Sie alle Gründe anhand von Quellen widerlegen?
      Dass Sie mit Ihrer Meinung ziemlich alleine in Ihrer Partei sind, wissen Sie aber auch, oder? (http://www.piratenpartei.de/politik/lebenswerte-umwelt/energiepolitik/atomkraft/)

      Für alle, die klar gegen Atomkraft sind, habe ich hier mal zwei Links zum unterschreiben und verbreiten:
      http://www.die-buergerenergiewende.de/
      https://www.erneuerbare-jetzt.de/

    • @Stefan:

      Die »100 guten Gründe gegen Atomkraft« der Elektrizitätswerke Schönau kenne ich natürlich.

      Glücklicherweise gibt es dazu auch eine Erwiderung, die sich mit diesen »Gründen« kritisch auseinandersetzt: Hundert gute Antworten vom Verein Kritikalität. Dort gibt es demnächst noch ein paar zusätzliche Bonusantworten.

    • Tut mir sehr leid aber die „Hundert guten Antworten“ haben mich nicht überzeugt zur Seite der Atomkraftbefürworter zu wechseln. Diese „guten“ Antworten verharmlosen Tatsachen und spielen die Nachteile der Kernenergie maßlos herunter. Dabei werden oft identische und von der Atomlobby gesponserte Quellen (u.a. World Nuclear Association, Deutsches Atomforum e.V.) genannt. Manches mag vielleicht richtig sein aber im Großen und Ganzen ist diese Seite doch nichts weiter als ein weiterer Versuch der Atomlobby die Erneuerbaren zu diskreditieren und die Kernkraft schön zu reden.

      Und woher kommt auf einmal dieser ominöse „Verein Kritikalität „? Der ist wohl extra für diese Seite ins Leben gerufen worden? Und das Projekt „Hundert gute Antworten“ entstand in Zusammenarbeit mit dem „Institut für Festkörper-Kernphysik gGmbH“, die anscheinend ihren Dual Fluid Reaktor pushen wollen. Und den findet Herr Rainer Klute ja so richtig toll.

      Da erscheinen mir Gutachten, Studien und Artikel von wirtschaftsunabhängigen Wissenschaftlern und NGO’s doch glaubwürdiger und vertrauenserweckender, denn die haben keine Gewinnerzielungsabsicht (siehe auch Kampagnen-Partner von 100-gute-gruende.de).

      Für einige ist das Für oder Gegen vielleicht eine Glaubensfrage aber allein der gesunde Menschenverstand sollte hier doch ausreichen um nicht den Versprechen und Lügenkonstrukten der Atomlobby zu erliegen. Außerdem sollte man auch aus der Vergangenheit lernen.

      @GrosMinet: Blöd nur, dass der völlständige UNSCEAR-Bericht zu Fukushima erst Ende 2013 veröffentlicht wird und auch dann erst von anderen Wissenschaftlern und Organisationen beurteilt werden kann.
      Hier eine Einschätzung von IPPNW zu Fukushima:
      http://www.ippnw.de/presse/presse-2013/artikel/5c295cd947/gesundheitliche-folgen-von-fukushima-2.html

      Des Weiteren sollte man aus Tschernobyl lernen: http://www.ippnw.de/atomenergie/atom-gesundheit/tschernobyl-folgen/artikel/91b0c77740/nicht-krebserkrankungen-und-genetisc.html

    • @Stefan:

      Niemand zwingt Sie, Informationen zu glauben, die die WNA oder das Deutschen Atomforum veröffentlichen. Es ist ihr gutes Recht und vielleicht sogar die Pflicht, die Glaubwürdigkeit von Quellen anzuzweifeln. Allerdings wird ein Faktum nicht dadurch falsch, daß die »falschen« Quellen darüber berichten. Und Sie sollten auch nicht blind alles glauben, was die »richtige« Seite behauptet.

      Wie wir aus der Psychologie wissen, neigen wir alle dazu, gern solchen Informationen zu glauben, die uns in unserer Meinung bestätigen. Informationen, die unseren Überzeugungen widersprechen, lehnen wir ab. Es wäre also gut, immer ein gewisses Mißtrauen gegen uns selbst zu haben. Wir brauchen die Bereitschaft, uns mit neuen Argumenten wissenschaftlich auseinanderzusetzen und sie vorbehaltlos zu prüfen.

      Nehmen wir die »100 guten Gründe« und die »100 guten Antworten«. Wenn Sie mit einer der 100 guten Antworten nicht einverstanden sind, können Sie ja versuchen, gut begründete inhaltliche Gegenargumente zu finden und sie zum Beispiel über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen.

      Wenn wir nur noch das hören, was wir gern hören wollen, wenn wir alles andere aus unserem Denken ausblenden oder gar anfeinden, dann sind wir nicht mehr wissenschaftlich oder sachorientiert. Dann sind wir Ideologen.

      Ich persönlich habe – nach einem Erstkontakt mit Kernphysik im Studium – erst mit dem Reaktorunglück in Fukushima angefangen, mich gründlich in das Thema Kernenergie einzuarbeiten. Das hatte einen handfesten persönlichen Grund: Seinerzeit lebte mein Sohn in Sendai, nahe beim Epizentrum des Erdbebens und nur 90 km von Fukushima-Daiichi entfernt. Für mich war damals wichtig, ein möglichst realistisches Bild vom Ausmaß des Risikos zu gewinnen. Ich habe meinem Sohn damals davon abgeraten, Hals über Kopf nach Deutschland zurückzukehren, gegen teils erbitterten Widerstand aus der Verwandschaft. Immerhin war die Strahlung in Sendai nach dem Reaktorunglück doch auf das Doppelte angestiegen! Doch ein Blick auf die Zahlen zeigte: Damit lag die Strahlung in Sendai immer noch signifikant unter der Hintergrundstrahlung hier in Dortmund und betrug nur rund die Hälfte der in Süddeutschland. Da die Nachzerfallswärme in den havarierten Reaktoren exponentiell abnimmt, verringerte sich die davon ausgehende Gefahr gerade in der ersten Zeit von Tag zu Tag deutlich.

      Fukushima veränderte auch die Einstellung des britischen Journalisten und Umweltaktivisten George Monbiot zur Kernenergie. Er faßt seine (und meine) Gedanken in diesem Artikel zusammen, den er 10 Tage nach dem Reakturunfall schrieb: Why Fukushima made me stop worrying and love nuclear power. Vielleicht mag der eine oder andere Antiatomaktivist diesen Artikel lesen und zumindest ein klein wenig darüber nachdenken.

      Monbiot steht damit nicht allein da. Im angelsächsischen Raum erkennen immer mehr Umweltschützer, daß Kernenergie das einzig wirksame Mittel gegen Klimawandel und Umweltverschmutzung sehen. Mit dieser neuen Umweltbewegung, bei der es nicht nur um Kernenergie geht, setzt sich beispielsweise Fred Pearce in New Green Vision: Technology As Our Planet’s Last Best Hope auseinander.

      Zu nennen ist vor allem aber der Film »Pandora’s Promise« des ehemaligen Antiatomaktivisten Robert Stone. Der Film ist kürzlich in den nordamerikanischen Kinos angelaufen und wird wohl im November im Fernsehen bei CNN zu sehen sein. Irgendwann wird »Pandora’s Promise« hoffentlich auch den Weg nach Deutschland finden. Und dann werden uns die üblichen Verdächtigen davor warnen, uns diesen gefährlichen Film anzuschauen!

    • Können Sie mal was zu den Gasen erläutern, die Kernreaktoren freisetzen? Möglicherweise sind derartige Erläuterungen unerwünscht.

      Die weichen Strahlungen des Kernbrennstoffs verteilen sich ebenfalls beim Störfall als winzige Teilchen weltweit und dringen sogar ins Grundwasser ein. Weil das so ist, gibt es in Deutschland Gebiete, die durch Teilchen und diffuses Uranoxyd (Pechblende), das aus ehemaligen Wismutgebieten stammt, verseucht sind, in denen Uran aus dem Trinkwasser gefiltert werden muss. Ein Umweltminister wollte deshalb und aus weiteren Gründen hierzulande sogar die Nanofiltration des TW einführen. Das hat sich leider nicht durchgesetzt.

      Abgereichertes Uran wurde außerdem großzügig auf fast allen Truppenübungsplätzen verschossen, um so eine flächendeckende Verseuchung hinzunehmen. In Bayern muss Schwarzwild in einigen Gebieten noch heute als Sondermüll entsorgt werden, weil die Verseuchungen aus Tschernobyl noch nachwirken. Um Sardinien herum befindet sich die Atommüllkippe der NATO im Mittelmeer. Geht´s noch schlimmer und dümmer?

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