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Hunderte Frankfurter weisen Spekulanten in die Schranken

Das schlechte Gewissen der Mitarbeiter der Deutschen Bank steht heute in Form von über 300 Wutbürger/innen direkt vor der Konzerntür: „Nahrung ist ein Menschenrecht – mit dem Essen zockt man nicht!“ ruft ein lautstarker Chor zu den Mitarbeiter/innen der Bank herüber.

Das schlechte Gewissen der Deutschen Bank steht heute in Form von 350 Bürger/innen direkt vor der Konzerntür: „Nahrung ist ein Menschenrecht – mit dem Essen zockt man nicht!“ ruft ein lautstarker Chor. Die Demo gegen Nahrungsmittelspekulation zieht durchs Frankfurter Bankenviertel – einen Tag vor dem Welternährungstag. Die Demonstrant/innen schieben zwei bewegliche Gerüsttürme vor die Konzerntür, zwischen denen ein meterlanges Banner gespannt ist: „Welternährung sichern – Spekulanten in die Schranken!“ steht dort in fetten Lettern.

Die Vertreter/innen der Deutschen Bank haben im vergangenen Jahr ein erbärmliches Bild abgegeben. Als sie Josef Ackermann ablösten, hatten die neuen Chefs Jain und Fitschen einen „Kulturwandel“ angekündigt. Doch von einem Ausstieg aus dem Geschäft mit dem Hunger kann keine Rede sein. Zur Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“ verkündeten die Konzernchefs im Januar, dass sie weiter auf preistreibende Spekulationen mit Nahrungsmitteln setzen wollen. Die Begründung: Einen Einfluss der Spekulation auf die Preisentwicklung könnten sie angeblich nicht erkennen. Dabei erklären interne Papiere der Forschungsabteilung der Deutschen Bank genau diesen Zusammenhang als nicht von der Hand zu weisen. Das fand die Organisation foodwatch bei einer Recherche heraus.

Kritik kommt mittlerweile auch von einflussreicher Seite: Kürzlich wurde Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen vom Entwicklungsausschuss des Bundestags in die Mangel genommen. Parteiübergreifend kritisierten die Abgeordneten seine „zynische Argumentation und ein vorsintflutliches Moralverständnis“. Ihr Gewissen scheinen diese Banker an der Konzerntür abzugeben. Das einzige, was ihnen wirklich Angst macht, ist der öffentliche Protest, der ihnen am Image kratzt. Nun denn, heute haben wir daran gekrazt.

Demo Nahrungsmittelspekulation "Spekulanten in die Schranken"

Und weiter zieht die Demo zur Frankfurter Börse, schließlich haben die Rohstoffbörsen sich seit der Liberalisierung um das Jahr 2000 in Casinos verwandelt. Ein dickes Absperrband wandert durch die Hände der Demonstrant/innen und bald hat die Menschenkette den Eingang zur Börse umstellt. „Keine Rendite durch Hungerprofite!“, schallt es über den Börsenplatz. Und ich darf eine Rede halten: „Das einzig wirksame Mittel gegen die exzessive Finanzspekulation sind starke und eindeutige Gesetze. Und jetzt haben wir eine Chance darauf. In den kommenden Wochen einigen sich die EU-Gremien darauf, ob der exzessiven Agrarspekulation zumindest an den europäischen Börsen ein Riegel vorgeschoben wird. Deshalb fordern wir von Finanzminister Schäuble und von Bundeskanzlerin Merkel: Errichtet endlich wirksame Hürden gegen die Zockerei mit Mais und Getreide! Sorgt dafür, dass den Spekulanten das Handwerk gelegt wird – und zwar jetzt!“

Den größten Nahrungsmittelspekulanten besuchen wir zum Schluss: Lautstark zieht die Demo vor den Sitz der Allianz. „Mit mehr als 6,2 Milliarden Euro Anlagevolumen ist die Allianz der größte Nahrungsmittelspekulant in Deutschland“, erklärt David Hachfeld von Oxfam. „Allein im letzten Jahr hat sie daran mindestens 62 Millionen Euro verdient. Obwohl andere Banken diese Hunger-Geschäfte gestoppt haben, macht die Allianz ungeniert weiter.“

Unsere Demonstrationen hinterlässt Spuren – und Kratzer am Image der Profiteure von Nahrungsmittelspekulation. Dutzende Medienvertreter/innen haben gedreht, Fotos gemacht und uns interviewt. Am Ende ist uns klar: stetige Öffentlichkeit kann Deutsche Bank und Allianz am Ende zum Austritt aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zwingen. Auch die Regierung wird die Spekulanten nur mit Gesetzen stoppen, wenn wir hartnäckig bleiben. Bleiben wir also dran – und überlegen, was wir noch tun können: Vielleicht ja die Bank oder die Versicherung wechseln?

Zur Demo gegen Nahrungsmittelspekulation durchs Frankfurter Bankenviertel haben wir in einem breiten Bündnis aufgerufen: Oxfam, Attac, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Medico international, Misereor, Inkota, die katholische Arbeitnehmerbewegung Weed, und die Frankfurter Occupy-Bewegung waren neben Campact-Aktiven auf der Straße. Danke an alle, die mit demonstriert haben und besonders an die Helfer/innen.

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

4 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wer die Nase voll hat von den Spekulationen und der „Abzocke“ – kein morbides System mehr finanzieren, nicht will, dass mit seinem Geld menschenverachtend gehandelt wird sondern sinnvolle, ethische Projekte unterstützt werden sollte seine Geldanlagen entsprechend umstellen und die Bank wechseln.

  2. Es ist mehr wie an der Zeit diese Leute in Ihre Schranken zu verweisen. Es kann nicht sein dass Spekulanten auf Kosten der Allgemeinheit den grossen Reibach machen. Der Verbraucher soll deren Gewinne durch immer höhere Preise finanzieren? FINGER WEG VON LEBENSMITTEL-SPEKULATIONEN!!!

  3. Während Spekulanten, Banken und Investmentgesellschaften mit Lebensmitteln Kasse machen, steigt die Zahl der Hungernden weltweit! Dagegen protestiert die Initiative handle-fair.de

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