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Wer ist der Mensch, der weltweit Online-Kampagnenorganisationen miteinander vernetzt?

Zugänglich, skalierbar, reaktionsfähig – drei Merkmale, die den Bürgerbewegungen mit Kampagnen aus dem Internet Auftrieb geben. Auf unserem Kongress „Demokratie braucht Bewegung“ diskutieren wir mit namhaften Gästen über Online-Kampagnen. Ben Brandzel, ein Online-Campaigner der ersten Stunde, wird dabei sein. Im Interview verrät er, wie für ihn alles anfing.

Zugänglich, skalierbar, reaktionsfähig – drei Merkmale, die den Bürgerbewegungen mit Kampagnen aus dem Internet Auftrieb geben. Auf unserem Kongress „Demokratie braucht Bewegung“ diskutieren wir mit namhaften Gästen über Online-Kampagnen. Ben Brandzel, internationaler Online-Campaigner der ersten Stunde wird dabei sein. Er ist der Gründer und Leiter von OPEN (Online Progressive Engagement Network), einem neuen und wachsenden Netzwerk von weltweit führenden, nationalen, Online-Kampagnenorganisationen. Im Interview verrät er, wie für ihn alles anfing.

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Wie bist du zum Online Campaigning gekommen und warum bist du dabei geblieben?

Ben Brandzel: Meine ersten Erfahrungen habe ich 2001 in der Uni gesammelt. Dort habe ich mit einer Gruppe Freiwilliger einen Online-Fundraising-Wettbewerb aufgezogen, bei dem es darum ging, Kleinstkreditprogramme auf der ganzen Welt zu unterstützen. Der Wettbewerb war von uns liberalen Juden aus Massachusettes organisiert worden – am Ende gewonnen hat eine kleine, christlich-konservative Schule aus Texas. Dadurch habe ich das Potenzial des Internets erkannt, Brücken zwischen ansonsten durch räumliche und kulturelle Distanz getrennten Menschen zu bauen und damit auch noch etwas fürs Gemeinwohl zu tun – das hat mich total begeistert.

Online klicken anstatt offline Aktionen zu starten – ist das ein nachhaltiges Modell?

Ben Brandzel: Natürlich nicht! Es ist gut, dass wir das Internet nutzen, um Menschen zu mobilisieren, weil wir dadurch politisches Engagement a.) leichter zugänglich b.) einfacher skalierbar und c.) reaktionsfähiger machen können als es uns sonst möglich wäre. Aber wir nutzen das Internet, um gemeinsam Menschen online UND offline zu helfen, je nachdem was den Unterstützern mehr liegt und was in dem Moment die größere Wirkung erzielen kann.

Zum Beispiel hat die Bürgerrechtsbewegung in den USA während der 1960er Jahre Telefonketten verwendet, um Teilnehmer für die Demonstrationen zu mobilisieren. Heute benutzen wir E-Mails und die sozialen Netzwerke. Wir nutzen also die Möglichkeiten, sich online anstatt offline zu engagieren, nicht mehr als die Bürgerrechtler damals die Möglichkeit, Menschen telefonisch zum Demonstrieren aufzurufen. Wir nutzen schlicht das modernste, weitreichendste und flexibelste Instrument das es momentan gibt, um Informationen zu verbreiten und Aktionen zu koordinieren, genau wie jede andere Generation von klugen Aktivist/innen vor uns.

Wie würdest du die Internationalisierung der Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die online Kampagnen durchführen, bewerten?

Ben Brandzel: Ich denke, dass das weitestgehend ein positive Entwicklung ist, da die großen Herausforderungen, die auf uns zukommen – wie der Klimawandel, undemokratische Handelsabkommen, Steuerhinterziehung durch Großkonzerne oder die Einkommensungerechtigkeit, eigentlich auch globale Probleme sind, die nur auf verschiedenen nationalen Schlachtfeldern ausgetragen werden. Andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass die Menschen in jedem Land am besten wissen, wie man eine Bewegung initiiert, die ihr Land vorwärts bringt. Das ist auch der Grund warum ich das OPEN Modell so gut finde; weil es Organisation wie Campact mit einander verbindet, dabei aber ihre vollständige Unabhängigkeit und die Verantwortlichkeit gegenüber ihren einheimischen Mitgliedern beibehält.

Wo liegt die Herausforderung bei der Arbeit mit Petitionen?

Ben Brandzel: Es kann sehr schwierig sein, für jede Petition wieder eine starke thematische Umsetzung zu finden – obwohl wir natürlich niemals aufhören dürfen, es zu versuchen. Das Recht seine Meinung zu äußern, ist in jeder Demokratie für jeden grundlegend. Auch wenn eine Petition vielleicht nicht immer sofort ihr Ziel erfüllt, ist die Petition nicht „umsonst“ – als würde man einen Partei wählen, die dann doch nicht die Regierung stellt. Die Teilnahme am politischen Prozess selbst ist das entscheidende für eine Demokratie und auch der einzige Weg, kurzzeitige Verluste in langfristige Gewinne zu verwandeln.

Ein anständiger Campaigner ist immer und unter allen Umständen ehrlich mit seinen Mitgliedern über die Hintergründe seiner Petition und lässt sie ihre eigenen gut informierten Entscheidungen darüber treffen, welche Form politischer Teilhabe sie wählen.

Ben Brandzel wird am 15. November auf dem großen Campact-Jubiläumskongress „Demokratie braucht Bewegung“ mit Hanna Poddig und Jochen Stay über Online-Kampagnen diskutieren.

Mehr Informationen zum Kongress-Programm und den Tickets:

Zur Person

Ben Brandzel ist der Gründer und Leiter von OPEN (Online Progressive Engagement Network), einem neuen und wachsenden Netzwerk von weltweit führenden, nationalen, Online-Kampagnenorganisationen. Campact ist ein OPEN-Gründungsmitglied. Nachdem Brandzel als erster Advocacy Director bei MoveOn.org in den Vereinigten Staaten tätig war, ist er um die Welt gereist, um die Gründung von weiteren OPEN-Mitgliedsorganisationen zu unterstützen, darunter 38 Degrees in Großbritannien, LeadNow in Kanada und Jhatkaa in Indien.

Außerdem hat Brandzel die „Neue Medien“ Kampagnen und das Fundraising für Präsident Barack Obama geleitet. Dort war er unter anderem für die Einbeziehung der Basis während der Kampagne für die Gesundheitsreform 2009/10 verantwortlich.

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