Europa Klimakrise Soziales WeAct CDU Feminismus Demokratie Verkehr Campact AfD

Im August ist Ende Gelände für Kohlebagger

"Wenn die Kohlelobby den Klimaschutz blockiert, legen wir die Kohle lahm.” Mit einer großen und friedlichen Aktion wollen hunderte Aktivist/innen für einen Tag einen Braunkohle-Tagebau lahmlegen. Im Interview erklärt Martin Weis, der Sprecher von der Aktion Ende Gelände, warum es nötig sei, dass gerade jetzt die Bagger blockiert werden.

“Wenn die Kohlelobby den Klimaschutz blockiert, legen wir die Kohle lahm.” Mit einer großen und friedlichen Aktion wollen hunderte Aktivist/innen für einen Tag einen Braunkohle-Tagebau lahmlegen. Im Interview erklärt Martin Weis, der Sprecher von der Aktion Ende Gelände, warum es nötig sei, dass gerade jetzt die Bagger blockiert werden.

zitatgrafik_Naomi_Klein_c

Was genau habt Ihr für den August geplant?

Martin Weis: Vom 14. bis 16. August werden wir mit vielen hundert Menschen die Kohlebagger von RWE stoppen. Unter dem Motto “Ende Gelände – Kohlebagger stoppen, Klima schützen” wollen wir einen Tagebau in der Nähe von Köln für einen Tag lahmlegen. Hunderte Aktivist/innen werden in den Tagebau gehen, dort die Bagger blockieren und symbolisch zeigen: Sie nehmen es nicht länger hin, dass die Energiekonzerne für ihren Profit Umwelt und Klima zerstören, sondern fordern den Ausstieg aus der Kohle.

Warum gerade jetzt?

In diesem Sommer fallen wichtige Entscheidungen, in die wir eingreifen müssen. In der Bundesregierung wird heftig um die Drosselung der Braunkohle gerungen. Nordrhein-Westfalen diskutiert über die Verkleinerung von Tagebauen. Und die Vorbereitungen für den Klimagipfel in Paris laufen auf Hochtouren. Überall hat die Kohlelobby ihre Finger im Spiel. Und es braucht jetzt Gegendruck, sonst räumen RWE, Vattenfall und Co. den Klimaschutz eiskalt ab. Wenn die Kohlelobby den Klimaschutz blockiert, legen wir die Kohle lahm.

Was sagt Ihr zu dem Vorwurf, dass Ihr zu einer illegalen Aktion aufruft?

Vielleicht ist die Aktion nicht ganz legal, aber ganz sicher ist sie legitim. Weltweit verlieren Menschen schon heute ihre Existenz durch steigende Meeresspiegel, längere Dürre-Perioden und heftige Überschwemmungen. Auch in Deutschland sind die ersten Folgen des Klimawandels schon zu spüren. Und die Kohlelobby blockiert jedes Bisschen echten Klimaschutz. Dagegen müssen wir uns stellen, auch mit zivilem Ungehorsam – einer Aktion, bei der symbolisch Regeln übertreten werden, um auf Unrecht hinzuweisen. Die Zeit, in der wir die Klimakatastrophe noch aufhalten können, rennt uns davon. Und es gibt einen himmelschreiende Lücke zwischen dem, was die Politik tut, und dem, was notwendig wäre, um die Klimakatastrophe noch aufzuhalten. Jetzt müssen wir entschieden für unsere Zukunft kämpfen.

Und warum macht Ihr dann nicht nur eine Demo?

Es entsteht gerade eine beeindruckende Bewegung gegen die Kohlekraft. Teil davon sind die großen Aktionen wie die Menschenketten in der Lausitz im letzten Sommer und im Rheinland in diesem Frühjahr. Daran nahmen jeweils tausende Menschen teil. Doch die Kohlelobby bleibt wahnsinnig mächtig. Wir müssen jetzt einen Schritt weitergehen und uns mit den RWEs, Eons und Vattenfalls dieser Welt massiv anlegen. Wir haben das schon mal getan, bei der Atomkraft, wenn im Wendland Tausende Castor-Transporte blockierten. Auch dort war ziviler Ungehorsam nötig, um die Konzerne in die Schranken zu weisen. Und jetzt geht es der Kohle an den Kragen. Weltweit stellen sich Menschen entschlossen gegen die fossile Industrie. Naomi Klein nennt diese weltweite Bewegung Blockadia. Und wir holen Blockadia jetzt ins Rheinland.

Ist das nur etwas für erfahrende Aktivisten?

Nein, jeder und jede ist eingeladen mitzumachen und kann sich im Vorfeld auf die Aktion gut vorbereiten. Und es gibt verschiedene Aktionsorte, je nachdem wie weit man gehen möchte. Viele werden bis zum Rand des Tagebaus mitkommen und sich dort mit der Aktion solidarisch erklären. Andere gehen nur ein Stück rein in den Tagebau – auf sicheren Wegen. Und wieder andere gehen langsam zu einem Bagger hin, so dass er die Kohle nicht weiter abbaggert. Für uns ist zentral: Die Aktion ist etwas für ganz viele Menschen – und das niemanden etwas passiert, hat für uns oberste Priorität.

Vielen Dank für das Interview!

Sehr gerne. Ich würde mich freuen, viele von Euren Leser/innen im Sommer im Rheinland zu sehen. Dann heißt es Ende Gelände für die Kohle. Damit die Aktion ein Erfolg wird, müssen wir richtig viele werden.

Campact ist nicht Mitveranstalter der Aktion von Ende Gelände und ruft als gemeinnützige Organisation auch nicht dazu auf. Wir streiten aber schon lange gegen Kohlekraft und berichten daher über die Aktion.

Auch wenn man noch nicht entschlossen ist, sich an der Aktion von Ende Gelände zu beteiligen, lohnt sich die Fahrt ins Rheinland. In der Woche vor der Aktion findet ein großes Klimacamp und eine Postwachstums-Sommerschule statt, die Campact unterstützt.

Teilen
E-Mail senden
TEILEN

Autor*innen

Dr. Chris Methmann ist Geschäftsführer von foodwatch Deutschland. Vorher hat er bei Campact Kampagnen geleitet. Als langjähriger Aktivist und Campaigner in der Klimabewegung streitet er für ein Ernährungssystem, das die Grenzen unseres Planeten endlich respektiert – und setzt sich dafür ein, dass nur ehrliches, gesundes und zukunftsfähiges Essen auf unseren Tellern landet. Alle Beiträge

77 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. demokratie, volksvertreter etc sind für mich worthülsen.
    sog. volksvertreter vertreten nicht das volk, sondern die interessen der industriellen. arm bleibt arm, reich bleibt reich. die lösung ist enteignung und sozialismus.

  2. Es wird Zeit, daß die Braunkohle als das angesehen wird was es ist: unsere Vergangenheit. Keine trauert dieser Zeit hinterher!

  3. … vielversprechendes Aktionsszenario, dürfte den sechs anhängigen Klagen gegen den Tagebau Hambach und dessen Begleiterscheinungen eine gehörige Rückendeckung verschaffen!

    Kurt Claßen
    24.06.2015

  4. Was kann man heute noch von unseren Politikern erwarten .
    Ob Grün ,Rot, Schwarz. Ach bloß nicht die Posten gefährden . Bizarr ;Auch Ihr Grünen wie Unterwürfig seit ihr geworden. Nichts mehr hören, sehen ,sagen. .Früher gegen den Tagebau .Heute dafür. Schämt Euch

  5. In Köln-Junkersdorf aufgewachsen mit Blick auf Frechen und die Schornsteine der Braunkohlewerke hab ich als Kind und Jugendliche erlebt, wie immer wieder Dörfer umgesiedelt, Kirchen und Friedhöfe platt gemacht wurden.
    Wir wurden zum grenzenlos sich erhöhenden Elektrostrom-Verbrauch verführt.
    Warum das Licht ausmachen, wenn man ein Zimmer verläßt? Lohnt nicht – Strom ist ja so billig.
    So fing es an – ich bin Zeitzeuge.
    Nun bin ich zu alt zum demonstrieren – wünsche Ihnen Allen aber Erfolg.
    Noch ein guter Rat:
    Geht zu allen Wahlen und entscheidet Euch mehrheitlich für die richtigen Politiker und damit Entscheidungsträger.!!!
    Werbt auch für Wahlbeteilung – Es hat Wert! Und wie, wir Alten haben doch mehr erreicht und voran getrieben, erst fürs Brot, dann für die Butter drauf , dann fürs soziale Sicherheit … alles noch mit der 48-Stunden-Woche. Und was passiert nun?

    • Selbst in müngersdorf hat es sich in den letzten Jahren stark verändert. Stadion Parkplatz eine riesige orange Farbene Brücke der Wald und Industrie Gebiet verbindet. Massenweise freistehende Flächen wo irgendwann ein betongklotz namens Haus hin soll Und überteuerte Luxus Wohnungen in ein ehemaliges „Waldgebiete“welches an ein Naturschutz Gebiet angrenzt. Was soll das Frage ich mich? Wählen war ich das letzte mal Mit dem Kommentar leider bin ich noch keine 18 dann hätte ich mehr Einfluss. Dafür bin ich schräg angeguckt worden von den älteren Leuten ( ü 50) Jugendliche waren da nur die wahlhelfer weil ihre Eltern das wollten oder wegen dem Geld.

  6. Der Permafrost schmilzt, setzt Teratonnen Methan frei, macht die Erderwärmung zur irreversiblen Eskalation. Ab welchem Erwärmungsgrad stirbt Flora und Fauna, welche Galgenfrist haben wir? Macht es Sinn, die Galgenfrist profitborniert zu verkürzen? Wo wollen die Energieoligarchen mit ihren Kindern ihre letzten Tage verbringen, im Eisschrank am Nord- oder Südpol?

  7. Früher gab es den weisen Spruch, wenn einer einen Fehler machte, “ Er gräbt sich sein eigenes Grab !“ Wenn man den riesigen Bagger sieht und an die auf uns zu kommende Klimakastrope bedenkt , kann man sich auch vorstellen was noch Klima mäßig auf uns zukommt, wenn nicht gegen gesteuert wird. An die Titanic denkend, muß man leider auch traurig hinzufügen, daß es für ein fast unsinkbares Schiff auch zu spät war zu bremsen,
    als der Eisberg gerammt war !

  8. Stoppt den Kohleabbau! Wir sollten umweltfreundliche Energien ausbauen bzw. diese fördern!

Auch interessant

Klimakrise, Kohle, Poesie Limerick zu Lützerath (✝️) Klimakrise, Kohle, Montagslächeln Montagslächeln: Lützerath Klimakrise, Klimawandel Greta Thunberg sollte nicht hier sein CDU, Energie, Kohle, WeAct Einzug bei der CDU Energie, Klimawahl, Kohle Menschenkette am Tagebau Garzweiler: Laschet geht hoch Klimakrise, Klimawandel Laschet lügt Kohle, WeAct Marita am Abgrund Bundestagswahl, Klimawandel Verfassungswidrig Bundestagswahl, Klimawandel Laschet im Sturzflug Klimakrise, Klimawandel Bunt, bunter, Klimastreik!
Campact ist eine Kampagnen-Organisation, mit der über 3 Millionen Menschen entschlossen für progressive Politik eintreten und unsere Demokratie verteidigen. Wenn wichtige politische Entscheidungen anstehen, starten wir Kampagnen - digital und auf der Straße. Wir schmieden breite Bündnisse und mobilisieren eine starke Bewegung für die gemeinsame Sache. NewsletterHilfe und FAQKontaktDatenschutzImpressumCookie Einstellungen