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Was Angela Merkel wirklich im Interview mit LeFloid gesagt hat

Der YouTube Star LeFloid trifft auf die Kanzlerin - seine Fragen dafür hat er im Netz gefischt. Viele wollen wissen: Frau Merkel, wie steht's um die Ehe für alle? Die Reaktion der Kanzlerin ist ein Eiertanz aus dubiosen Gefühlen und leeren Wortphrasen. Wir übersetzen das Merkelsche ins Deutsche und erklären, was sie wirklich gesagt hat.

Screenshot: Interview Le Floid und Angela Merkel. Thema: Ehe für alle.

Der YouTube Star LeFloid trifft auf die Kanzlerin – seine Fragen dafür hat er im Netz gefischt. Viele wollen wissen: Frau Merkel, wie steht’s um die Ehe für alle? Die Reaktion der Kanzlerin ist ein Eiertanz aus dubiosen Gefühlen und leeren Wortphrasen. Wir übersetzen das Merkelsche ins Deutsche und erklären, was sie wirklich gesagt hat.

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Wir haben uns ein paar Minuten Zeit genommen und mal ganz genau hingehört:

Zu einem guten Leben, so sieht es Youtube-Star LeFloid, gehört auch das Recht auf Ehe und feste Partnerschaft. Angela Merkels Antwort darauf: „Ich bin erstmal jemand, der sehr stark dafür ist, dass wir alle Diskriminierung abbauen“. Soweit so gut … doch dann kommt das große ABER, versteckt in einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Rechte von Schwulen und Lesben in Deutschland. So sagt sie weiter: „Wir haben ja viel geschafft – wenn ich denke, vor 25 Jahren, da haben sich viele nicht mal getraut zu sagen, wenn sie schwul oder lesbisch sind. Da sind wir gottseidank darüber hinweg.“ (Wer in diesem Fall mit WIR gemeint ist, bleibt ein Geheimnis – die CDU kann sie damit allerdings nicht meinen.)

Dann folgt ihre Standard-Aussage: „Für mich persönlich ist Ehe das Zusammenleben von Mann und Frau, das ist meine Vorstellung.“ Ihre persönliche Vorstellung also. Und die soll pauschal allen Menschen vorgeben, wie sie zu leben haben? Sie stelle sich ja der eingetragenen Partnerschaft positiv gegenüber und auch die steuerrechtlichen Nachteile möchte sie (mit ordentlich Druck durch das Verfassungsgericht in Karlsruhe) aus der Welt schaffen. Aber wenn Angela Merkel sagt Diskriminierung NEIN und doch „einen Unterschied machen will“, dann ist genau das diskriminierend. Eine Diskriminierung gegenüber Menschen, die das Recht einfordern Sorge für einander zu tragen und Pflichten zu erfüllen. Doch für Merkel, die sich in diesem Interview der jungen Generation als modern und offen präsentieren möchte, scheint es okay, dass sie als Kanzlerin eine andere Vorstellung hat und ihre private Meinung wichtiger als die Liebe zweier Menschen ist.

Übersetzt bedeutet dieses Interview: Die Kanzlerin möchte das ganze Thema einfach aussitzen

Merkel betont, Diskriminierung gehöre abgeschafft ABER: „Ich glaube, dass man es auch akzeptieren muss, dass es dazu verschiedene Meinungen gibt. Ich sage meine. Und für mich ist die Ehe das Zusammenleben von Mann und Frau. Und ich möchte keine Diskriminierung – und eine mögliche Gleichstellung – aber mache dann eben an einer Stelle einen Unterschied. Darüber gibt es halt in der Gesellschaft unterschiedliche Meinungen. […] Das muss man ’ne Weile dann einfach auch aushalten.“ Was soll das bedeuten „eine Weile einfach auch aushalten“? Den öffentlichen Diskurs so lange ignorieren bis wir müde werden, ihre Phrasen unkritisch Schlucken und die Ungleichbehandlung akzeptieren?

Liebe Kanzlerin: Wir haben mehr von Ihnen erwartet!

In diesem Interview scheint sich die Kanzlerin ihrer fehlenden Argumente bewusst zu sein – und lächelt sie mit sturer und inhaltsloser Wiederholung einfach weg: „Keine Diskriminierung – aber Ehe als Zusammenleben von Mann und Frau“. Wir finden, dass ist ein Widerspruch in sich. Dieses Interview zeigt wieder einmal: Angela Merkel stellt ihre Gefühle über ein Menschenrecht und das private Glück vieler Menschen. Sie verpasst den Anschluss an die Gesellschaft. Es werden weder rationale Gründe noch triftige Argumente hervorgebracht – es geht hier einzig und allein um die private Meinung der Kanzlerin. Und diese Meinung verhindert, dass es in Deutschland endlich zu gleichem Recht für alle kommt.

Wir fordern: Gleiches Recht auf Ehe für alle!

Das katholische Irland öffnet die Ehe für lesbische und schwule Paare – und auch in den USA ist die Ehe für alle landesweit durch den Obersten Gerichtshof legalisiert. Streite mit uns für ein Ende des Eheverbots auch hierzulande:

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Autor*innen

Campaignerin- Lara Dovifat, Jahrgang 1990, hat Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin sowie in Russland, Litauen und der Ukraine studiert. Während ihres Studiums war sie u.a bei einer PR Agentur für nachhaltigen Konsum, SumofUs.org, dem ZDF sowie am Institut für Sozialwissenschaften im Bereich Stadtentwicklung und Gentrifizierung tätig. Die letzten Jahre hat sie in der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin und Johannesburg gearbeitet. Darüber hinaus setzt sie sich für Menschenrechte & Pressefreiheit in Osteuropa und Belarus ein. Alle Beiträge

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