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Pause für den Klimakiller: Aktivisten legen Tagebau lahm

Während tausend Aktivist/innen friedlich den Braunkohle-Tagebau Garzweiler lahmlegen, demonstrieren Campact-Aktive am Tagebaurand. Sie zeigen Solidarität mit einer Aktion, die den Widerstand gegen die Kohlekraft auf ein neues Level bringt.

Was für ein Erfolg: 1.500 Menschen legen den Braunkohle-Tagebau Garzweiler für einen Tag lahm. 

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Sehen konnte man sie nicht, dafür war unsere Demo zu weit weg – aber wir wussten, dass sie da sind. Massenhaft. Friedlich. Entschlossen. Und ein wichtiger Teil der wachsenden Klimaschutzbewegung. Am Samstag demonstrierten wir mit knapp 1000 Campact-Aktiven, Bürger/innen und Anwohner/innen aus der Nähe des Tagebaus Garzweiler bei Köln – während unten etwa 1000 Aktivist/innen mit einer Baggerblockade friedlich für den Kohleausstieg protestieren.

Tausende aus ganz Europa streiten für den Kohleausstieg

Schon als sich früh morgens der Aktionszug von Ende Gelände Richtung Tagebau zu schlängeln begann, wurde klar: Hier sind richtig viele Aktivist/innen dabei. Ihr Ziel: Europas größten Braunkohle-Tagebau für einen Tag lahmzulegen. Und so zu zeigen: Beim Klimaschutz muss endlich was passieren. Wie uns Aktivist/innen berichteten, ging es von der Demo aus dann in kleineren Zügen Richtung Tagebau, durch die Wälder, über die Felder. Und immer wenn die Polizei sie aufzuhalten versuchte, teilten sie sich weiter auf. Die nur scheinbar chaotischen Bewegungen der Grüppchen waren für die Polizei kaum zu stoppen. Und der Weg in den Tagebau war frei.

1000 Aktivist/innen schafften es mitten in den Tagebau

In großen Gruppen bewegten sie sich auf die Bagger zu, die aus Sicherheitsgründen schon jetzt stillstanden. Das Ziel der Aktion war geschafft: Die Produktion des Klimakillers Braunkohle ist für diesen Tag zum Erliegen gekommen.

Die Polizei reagiert mit Pfefferspray und Schlagstöcken

Doch nachdem hunderte Aktivisten das Gelände besetzt haben, reagiert die Polizei auf die gewaltfrei in den Tagebau strömenden Aktivist/innen mit Pfefferspray und Schlagstöcken. 

Der taz-Journalist Malte Kreutzfeldt begleitete Aktivisten in den Tagebau. An die 1200 Polizisten sollen im Einsatz gewesen sein, um den Tagebau zu schützen. Kreutzfeldt berichtete live via Twitter von brutaler Polizeigewalt. Neben gereizten Augen kam es auch zu blutigen Kopfverletzungen bei den Aktivist/innen. Kreutzfeldt und weitere Medienleute wurden des Tagebaus verwiesen und daran gehindert, weiter über die Aktion zu berichten.

Von den Aktivist/innen ging keine Eskalation aus. Der friedliche Aktionskonsens wurde eingehalten. Das Verhalten der Polizei ist dementsprechend skandalös. Gegen friedliche Demonstrant/innen so scharf vorzugehen, ist einfach nur unverhältnismäßig – zumal zu diesem Zeitpunkt schon klar war, dass die Aktion gar nicht mehr aufzuhalten ist. So schreibt die Tagesschau in einem Kommentar zu Recht: „Die Energiewende lässt sich nicht mit dem Schlagstock aufhalten!“

Solidaritäts-Demo für grenzüberschreitenden Protest

In ihrer Solidaritätserklärung zur Aktion schreiben große NGOs wie der BUND, Oxfam und auch Campact: “Wir können angesichts der bedrohlichen Klimakatastrophe nachvollziehen, wenn sich jetzt Menschen zum zivilen Ungehorsam gegen den Kohleabbau gezwungen sehen.” Während die Aktivist/innen die Bagger blockierten, demonstrieren wir gut gelaunt, laut und bunt am Tagebaurand. Und dass fast tausend Menschen sich mitten in der Einöde zu einer Solidaritätsaktion einfinden, zeigt, wie sehr die soziale Akzeptanz der Braunkohle ins Rutschen kommt. Die Demonstrant/innen machen klar: Sie haben es satt, dass die Kohle das Klima ruiniert, Landschaften verwüstet, Quecksilber ins Land bläst. Und sie finden es richtig, dass Ende Gelände rechtliche Grenzen überschreitet – denn die natürlichen Grenzen des Klimas sind schon lange überschritten. Die Beteiligung an der Demo zeigt: Der Widerstand wird breit getragen.

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Baggerblockade in den Schlagzeilen

Das Hashtag #EndeGelaende dominiert an diesem Samstag den Kurznachrichtendienst Twitter. Das Interesse an dieser Aktion zivilen Ungehorsams ist groß – und international. Viele Medien berichten vom Geschehen im Tagebau:

 Wenn die Politik nicht liefert, braucht es eindringlichen Protest

Aufgerufen zu der Demonstration am Rand des Braunkohlereviers hatte Campact zusammen mit Robin Wood, lokalen Bürgerinitiativen und vielen anderen Gruppen, um Solidarität mit der Tagebaubesetzung zu zeigen – die Campact weder organisiert hat, noch dazu aufgerufen. Doch wir finden: Dass Menschen zu zivilem Ungehorsam greifen, ist ein aufrüttelndes Zeichen, dass es braucht. Denn der Klimawandel hat sich schon längst angekündigt: Wetterextreme wie der Taifun Soudelor oder die europäische Hitzewelle zeigen – es muss endlich was passieren bei der Kohle. Und dass die Kohlelobby sich gegen die wachsende Anti-Kohle-Bewegung durchsetzt – das wird immer unwahrscheinlicher.

UPDATE: Dieser Artikel wurde am 19. August 2015 um 10:46 um das Video und aktuelle Medienberichte ergänzt.

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Autor*innen

Campaignerin- Lara Dovifat, Jahrgang 1990, hat Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin sowie in Russland, Litauen und der Ukraine studiert. Während ihres Studiums war sie u.a bei einer PR Agentur für nachhaltigen Konsum, SumofUs.org, dem ZDF sowie am Institut für Sozialwissenschaften im Bereich Stadtentwicklung und Gentrifizierung tätig. Die letzten Jahre hat sie in der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin und Johannesburg gearbeitet. Darüber hinaus setzt sie sich für Menschenrechte & Pressefreiheit in Osteuropa und Belarus ein. Alle Beiträge

42 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Vielen Dank an euch, ihr habt euch auf die Beine gemacht und für eine bessere Zukunft Stellung bezogen. Lasst euch durch die abwertenden Kommentare nicht aufhalten, es gibt sie leider die Menschen, die erst aufwachen, wenn „das Kind im Brunnen schon ertrunken ist“. Es ist nun mal nicht jedermanns Sache über Langfristfolgen nach zu denken oder sich aus der Komfortzone raus zu bewegen. Der Polizeieinsatz erinnert mich an Wackersdorf…….

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