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Danke für diesen Gänsehautmoment

250.000 Menschen kamen am Samstag zur bisher größten Demonstration gegen die Handelsabkommen TTIP und CETA nach Berlin. 150.000 mehr als von unserem Bündnis erwartet. Was für ein unglaublicher Erfolg! Diese Bürgerbewegung kann nicht ignoriert werden.

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Was für ein Meer von Menschen: Schon am Vormittag platze der Washingtonplatz am Berliner Hauptbahnhof aus allen Nähten. 600 Busse, 5 Sonderzüge und etliche Fahrgemeinschaften machten sich am Samstag bei bestem Sonnenschein auf den Weg in die Hauptstadt. Doch mit fantastischen 250.000 Teilnehmer/innen wurden alle Erwartungen übertroffen. Früher als geplant setze sich der Demozug aufgrund des riesigen Andrangs in Bewegung. Die Polizei öffnete weitere Brücken in Richtung Regierungsviertel. Die ersten Reihen kamen schon an der Siegessäule an – und immer noch füllte sich der Bahnhofsvorplatz weiter.

Ein lautes, unübersehbares Nein zu TTIP und CETA

Wer mit den Menschen auf der Demo gesprochen hat, versteht sofort, weshalb der Widerstand nicht aufhören wird – es sind einfach so viele gesellschaftliche Bereiche, die durch TTIP und CETA unmittelbar betroffen sind, so viele verschiedene Motive für die Menschen, sich dem entgegen zu stellen.

PR-Offensive parallel zum Massenprotest

In den Wochen vor der Groß-Demo flatterten den TTIP-Fans ordentlich die Nerven. Der Bundesverband der Industrie (BDI) ließ entlang der Demoroute Pro-TTIP-Plakate kleben und der CDU-Abgeordnete Joachim Pfeiffer betitelte TTIP-Kritiker/innen während einer Bundestagsdebatte zu TTIP und CETA als „einfach strukturiert“ – und tat den organisierten Protest dagegen als „Empörungsindustrie“ ab. 

Doch der riesige Erfolg der bundesweiten Demo zeigt: Die breite Bürgerbewegung lässt sich nicht von teuren Werbekampagnen der Industrie, platten Angriffen und leeren Reformversprechen irritieren. Christoph Bautz, Campact-Vorstand, begrüßt die jubelnde Menge an der Siegessäule mit den Worten:

„Die Industrie hat nur Millionen Euro Werbeetats, wir sind Millionen Menschen! […] Wir sind empört, wenn im Geheimen und über unsere Köpfe hinweg ein Abkommen ausgehandelt wird, auf das nur Banken und Konzerne Einfluss haben. […] Herr Gabriel, wenn sie TTIP & CETA nicht stoppen, werden noch unsere Kinder die SPD verfluchen.”

Parallel zur Demonstration veröffentlichte Sigmar Gabriel einen Offenen Brief in der Süddeutschen Zeitung und weiteren Zeitungen. Der Wirtschaftsminister gab zu, engagierte Bürger/innen hätten für „deutlich mehr Transparenz in den Verhandlungen gesorgt“, verunglimpfte weiteren Widerstand aber dennoch als „Bangemachen“. Seine Versicherung Standards würden nicht gesenkt und einzelne Klauseln zu Schiedsgerichten angepasst, reichen aber nicht. TTIP, CETA und auch TISA bleiben unverhandelbar.

All diese Reaktionen zeigen, welche relevante Größe der Widerstand gegen die Konzerndeals erreicht hat. Das Hashtag #ttipdemo dominiert an diesem Samstag den Kurznachrichtendienst Twitter. Auch zahlreiche Medien berichten über den breiten Bürgerprotest:

Wie geht es jetzt weiter?

Ganz klar: Diese Demonstration ist ein Riesenerfolg unserer Bewegung. Aber wir ruhen uns nicht darauf aus. Wir stellen fest: Die angebotenen Reformen der Befürworter reichen vorne und hinten nicht: Diese Abkommen sind nicht zu retten. Deshalb nehmen wir uns in den nächsten Wochen neue Ziele vor:

  • Der SPD-Parteitag steht vor der Tür und Gabriel bräuchte das Ja seiner Delegierten zu CETA, um dem fertig verhandelten Vertrag am Ende zuzustimmen kann.
  • Im Frühjahr stehen Landtagswahlkämpfe in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an: Eine gute Gelegenheiten von Grünen, SPD und Linken ein klares Nein im Bundesrat zu fordern.
  • Und auch in Bayern lohnt es sich genauer hinzusehen: Die CSU-Basis ist sehr TTIP-kritisch und könnte ihre Parteioberen von einem Nein zu TTIP überzeugen.
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Autor*innen

Christine Borchers, Jahrgang 1977, hat Geschichtswissenschaften und Germanistik an der Universität Bremen studiert. Sie engagiert sich seit Jahren in verschiedenen politischen Bewegungen. Einen Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit legt sie auf antirassistische und antifaschistische Themen. Alle Beiträge

65 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Gratulation, Großartig :-)) Das war erst der Anfang!! Was wichtig ist, zu wissen, ist dass die Gegenseite bereis dabei ist, massiv aufzurüsten und die gesamte Bevölkerung mit einer „neutral“ kostümierten massivsten Gehirnwäsche überziehen wird. Auf der website http://www.insm.de, der Wirtschaftslobbyorganisation INSM sieht man die gestartete Kampagne vom „Lautsprecher des Kapitals“, wie die INSM bereits 2005, also vor 10 (!!!) Jahren in der ZEIT betitelt wurde und deren extremer Einfluss und Präsenz über die Medien seitdem nochmals stark zugenommen hat. Wirtschaftslobbyisten bestimmen mittels reichlich Etat mit Hilfe von public affairs Agenturen und deren Erzeugnis „unsichtbare PR als Dauerberieselung über alle Kanäle“ die agenda, worüber Deutschland zu reden hat, was der kleine Mann zu denken hat und wer den Kampf um die Meinungshoheit gewinnt. Diese Methoden muss jeder der 3Mio TTIP Gegner kennen, enttarnen und an jeden in seinem Umfeld weiter kommunizieren. Dann haben wir eine Chance!!

  2. Erstmal meine aufrichtige Gratulation an allen beteiligten Gruppierungen, dies war ein gelungener Akt.
    Das nun die Mainstream-Medien versucht diese Veranstaltung zu diskreditieren, war zu erwarten, und man soll dies einfach abhacken.
    Da ich mich auf vielen Blog´s mich informiere sei es bei den NGO`s oder bei politischen Seiten über dieses Thema „Konzernschutzabkommen “ Informationen abhole, möchte ich jeden der diesen Kommentar liest mal bei Foodwatch reinklicken und den Artikel „CDU verbreitet systematische Fehlinformation über TTIP“ lesen und auf das „Plenarprotokoll“ zugreifen, ist viel Lesestoff aber sehr aufschlussreich.
    Bildet euch selbst eine Meinung dazu !!!

  3. Sorry Jungs & Mädels,
    aber Euer Video hat ’nen Druckfehler am Ende:
    „Teil das Video mit Freunden und ____verbeitet____ den Erfolg!“

    … das sieht aber uncool aus!

  4. Herzlichen Glückwunsch zu Eurer gelungenen Aktion!

    So viel Erfolg hätte ich jetzt nicht erwartet. Schon eine schöne
    und Hoffnung-machende Sache in einem Land, das sich einen
    Vizekanzler gewählt hat, der ungestraft seine zu vertretenden
    Mitbürger beschimpfen darf:
    „… weil wir ein Land sind, das reich und hysterisch ist.“

    Weiter so, und macht unseren selbstüberheblichen Besserwissern
    auf allen Feldern von Politik und Lobbysumpf in Berlin und Brüssel
    weiter Feuer unterm Hintern!

  5. Hallo liebes Campact Team
    Ich wollte euch einfach mal ein großes Lob für die Organisation der gestrigen Großdemo in Berlin aussprechen.
    Ihr habt das super organisiert.
    Die Fahrt da hin und zurück war super organisiert.
    Und auch vor Ort lief alles super.
    Einen einzigen Vorschlag hätte ich für euch noch.
    Bitte bei der nächsten Demo unbedingt die Dixiclos besser an der Strecke bzw. am Bahnhof verteilen.Die eine Toilettenmöglichkeit im Bahnhof war für so viele Menschen zu wenig.
    Aber sonst alles gut gemacht.
    Ich und alle die gestern mit dabei waren sind überzeugt, dass wir TTIP und CETA stoppen werden.
    Gemeinsam schaffen wir das.
    Liebe Grüße von Katharina Held

    • Bei dem großen Lob für die Organisatoren dieser unvergesslichen Demo stimme ich zu. Die Kritik an der Verteilung der Toiletten erstaunt mich dagegen. Denn auf der Strecke zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegessäule standen unübersehbar an mehreren Stellen lange Reihen von Dixie-Klos

  6. Was für ein Tag in Berlin! Dafür bleibe ich gerne wieder mal 24 Std. auf den Beinen. Danke an alle Mit-Empörer*innen.

  7. Ein riesen Kompliment an alle Beteiligten -welch logistische/organisatorische Meisterleistung!!
    Und soviel kultuvierte,entschlossene,hoffnungsvolle Menschen!
    Herzliche Grüße aus Hildesheim

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