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Verwirrung um Glyphosat: Diese 5 Punkte erklären, was die neue Studie wirklich bedeutet

Drei Tage vor der entscheidenden EU-Abstimmung zu Glyphosat vermeldet eine neue Studie, dass Glyphosat angeblich doch nicht krebserregend sei. Doch an dieser Bewertung haben Industrie-Vertreter kräftig mitgewirkt - und sie stellt auch nicht die Position der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dar, wie manche Medien voreilig schreiben. Diese 5 Punkte erklären, was wirklich hinter dieser Studie steckt.

Drei Tage vor der entscheidenden EU-Abstimmung zu Glyphosat vermeldet eine neue Studie, dass Glyphosat angeblich doch nicht krebserregend sei. Doch an dieser Bewertung haben Industrie-Vertreter kräftig mitgewirkt – und sie stellt auch nicht die Position der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dar, wie manche Medien voreilig schreiben. Diese 5 Punkte erklären, was wirklich hinter dieser Studie steckt.

Glyphosat bleibt krebserregend. Grafik: Sascha Collet/Campact [CC BY-ND 2.0]

Kurz vor der EU-Abstimmung zur Glyphosat-Wiederzulassung gelingt den Befürwortern des Pestizids ein PR-Coup: Angeblich habe eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation gezeigt, dass Glyphosat doch nicht krebserregend sei. Doch mehrere Punkte daran sind fragwürdig:

#1 Es handelt sich nicht um die offizielle Position der WHO

Vielmehr geht es um eine Bewertung des Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) – ein gemeinsamer Ausschuss der Welternährungsorganisation FAO und der Weltgesundheitsorganisation. Dieses Gremium hatte schon zuvor eine andere Einschätzung als die Krebsforschungsagentur der WHO (IARC) – und dies nun bekräftigt. Der Streit um die Glyphosat-Bewertung ist damit keineswegs beigelegt.

#2 Die untersuchende Einrichtung ist von Industrievertretern durchsetzt

Die Studie stammt von dem „Joint FAO/WHO Meeting on Pesticide Residues“ (JMPR), in dem Industrielobbyisten mitarbeiten. Der Ko-Vorsitzende des JMPR, Alan Boobis, ist gleichzeitig Vize-Präsident des International Life Sciences Institute Europe – einer von Unternehmen der Lebensmittel- und Agrarbranche finanzierten Einrichtung. Ein weiterer Experte, Angelo Moretti, arbeitet ebenfalls für dieses Institut.

#3 Das JMPR bezieht sich nur auf die Krebsgefahr durch Glyphosat in Lebensmitteln – nicht auf die Gefahren für berufliche Anwender/innen

Das JMPR kommt zu dem Schluss, das „glyphosate is unlikely to pose a carcinogenic risk to humans from exposure through the diet“ (Hervorhebung: GN). Das bedeutet: andere Risikowege als die Aufnahme über Lebensmittel – wie zum Beispiel das Risiko für Landwirte, die Glyphosat beruflich verwenden – hat das JMPR gar nicht untersucht. Und damit auch nicht die Frage, ob Glyphosat insgesamt als krebserregend einzustufen ist.

#4 Mehrere epidemiologische Studien wurden vom JMPR nicht berücksichtigt

So führt das Gremium zwar an, dass mehrere Studien auf eine Krebsgefahr durch Glyphosat hindeuten: „Overall, there is some evidence of a positive association between glyphosate exposure and risk of NHL (Non-Hodgkin Lyphome, GN) from the case–control studies and the overall metaanalysis.“ Doch in den Schlussfolgerungen sind diese Studien nicht berücksichtigt – eine klare Verletzung des Vorsorgeprinzips.

#5 Im Gegensatz zum JMPR arbeitet die Krebsforschungsagentur der WHO frei von Industrieeinflüssen

Das Urteil der WHO-Krebsforscher, dass Glyphosat wahrscheinlich Krebs beim Menschen verursacht, ist weiterhin gültig.

Es bleibt daher dabei: Wir fordern, dass die Bundesregierung bei der EU-Abstimmung zu Glyphosat mit Nein stimmt.

Damit das Ackergift endlich von unseren Äckern verschwindet!

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Autor*innen

12 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Hallo,
    bitte organisiert doch für diese Herren Professoren und Ihre Auftraggeber aus den Aufsichtsräten, Vorständen, Lobbyvertreter und dazu gehörenden Abgeordneten und dem zuständigen Bundesamt ein Galadinner mit nachweislich Glyphosat verseuchten Nahrungsmitteln und Getränken.
    Macht die Einladungsliste öffentlich und sagt auch gleich dazu das es Glyphosatverseuchte Nahrungsmittel und Getränke gibt. Dann wartet ab, wer kommt. Ich wette, dass niemand von den Herren kommt.
    Viele Grüße
    Volker

  2. Eure Texte wären insgesamt für kritische Leser glaubwürdiger, wenn ihr die Studien, auf die ihr euch bezieht, auch verlinken oder zumindest zitieren würdet. So sind die Punkte 4 und 5 ziemlicher Murks und Punkt 3 ist inhaltlich auch eher schwach.

    Aber da ihr ohnehin eher auf Leser mit confirmation bias setzt, stehe ich mit dieser Kritik vermutlich allein 🙂

  3. Unfassbar: Ich hatte beim oberflächlichen Lesen der Schlagzeilen tatsächlich den Eindruck gewonnen, die WHO habe ihre Einschätzung, Glyphosat erzeuge wahrscheinlich Krebs, zurückgenommen! Wenn man – so wie Campact – genauer hinguckt, erfährt man, daß dies keinesfalls die Meinung der WHO widerspiegelt, sondern lediglich eine industriegebundene und ausserdem fehlerhafte Einschätzung der JMPR ist. Ein Lehrstück darüber, wie ruchlos der Konzern hinter den Kulissen agieren dürfte und wie schlampig (besser gezielt desinformativ) die öffentliche Berichterstattung zum Thema war.

  4. Vielen Dank für diese Klärung.
    Gestern traute ich meinen Ohren nicht und dachte, da muss ein PR-Unternehmen der Pharmabranche etwas lanciert haben. Aber die Nachrichten sowohl des Bayerischen wie des Hessischen Rundfunks haben brav abgespult, dass die WHO zu einem neuen Befund gekommen wäre.
    Leider ein drastisches Beispiel für Medienversagen (ein Wort von Norbert Häring) und Desinformation aufgrund mangelnder Recherche durch Qualitätsjournalismus. Es iss zum Heulen.

    Habt Ihr alle ARD-Anstalten angeschrieben und um Richtigstellung gebeten?

    viele Grüße
    Thomas

  5. Ich könnte kotzen wenn ich das lese. Ich hoffe das unsere Aktionen erfolgreich ist. Dieses ganze verlogene Pack der Pharmakonzerne und unserer Regierung. Ich werde nur noch die Linken wählen!!!

  6. Zurruck zu nature………Hände weg von dieser Perverse art zu denken………Löwen Zahn sind wertvoller Pflanzen
    und medizin……..Wir alle sind meilen weg von der WAHRHEIT—-

  7. Danke für die Information, aus meiner Sicht gehört Glyphosat nicht auf unsere Äcker und damit in unser Essen, bevor nicht alle kritischen Punkte nach dem VORSORGE-PRINZIP abgeprüft sind und Glyphosat risikofrei für die menschliche Gesundheit ist !!
    Allerdings muss man dann klar sagen, das die Zigaretten und weitere Tabackprodukte dann vom Markt genommen werden müssen !!
    Ich befürchte, das die Europolitiker hier ähnlich der CO2 Reduzierung durch Umstellung des Kältemittels in den PKW-Klimanlagen von R134a in R 1234yf ! Per Gesetz müssen alle neuen Autos das R 1234yf befüllt haben,mit der Folge,das die Autos nach Auffahrunfällen brennen da das R1234yf (Killerkältemittel ) leicht entflammbar ist und in der chem. Reaktion auch noch Flusssäure erzeugt!! Mit andere Worten übernehme NIE ein amerikanisches Produkt bevor Du es nicht selber geprüft hast!! Bleibt die Frage nach der Sinnfälligkeit und der Vorsorge für den Menschen !! Gefahr: Menschen verbrennen oder sterben an Verätzung !!

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