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40.000 bei Menschenketten: Das ist die Gesellschaft, die wir wollen!

Sie kamen aus ganz Deutschland, viele hatten einen langen Weg hinter sich, aber das war es Ihnen wert:  Mit Menschenketten in München, Berlin, Bochum, Hamburg und Leipzig und anderen Orten setzen an diesem Wochenende 40.000 Bürgerinnen und Bürger ein klares Zeichen gegen Rassismus und für Menschenrechte und Vielfalt.

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Fünf große Städte – fünf mal bunter und friedlicher Protest – mit klaren Botschaften:

Tief im Westen in Bochum:

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Zittern in Bochum bei der Auftaktkundgebung am Samstag: eine halbe Stunde bevor die Kette losgehen sollte, goss es noch in Strömen. Doch tatsächlich, pünktlich um 12 Uhr kamen die ersten Sonnenstrahlen raus, die Regenschirme wurden unter die Arme geklemmt und mehr als 8500 Menschen strömten in die drei Kilometer lange Kette. Einmal quer durch Bochum am Bahnhof vorbei standen die Menschen dicht an dicht. An vielen Stellen sogar in Dreier- und Viererreihen. Was für ein Erfolg! Und der wurde danach natürlich ordentlich gefeiert: bei einem bunten Fest in der Innenstadt mit tollen Bands und Reden u.a. von Tareq Aussi von Refugee Strike Bochum, ver.di-Chef Frank Bsirske und Präses von Nordreihn-Westfaken Annette Kurschus.

Ganz im Süden in München:

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Dem Regen zum Trotz: drei Tage vor der Menschenkette hatte es noch „Sturmwarnungen“ für den Raum München gegeben, die Veranstalter schon über Ausweichmöglichkeiten für die Menschenkette nachgedacht. Dann drehte der Wind glücklicherweise – aber der Regen blieb. Den Münchenern war das allerdings ziemlich egal. Sie spannten ihre bunten Regenschirme auf und kaum auf dem Stachus. Dort sorgte die Band Young Chinese Dogs dann auch gleich für die richtige Stimmung. Reden gab es u.a. von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Campact Geschäftsführer Günter Metzges und Resty, der Aktivistin für Refugees & LGBT. Und es kamen immer mehr: Am Ende waren es 6000 Menschen, die sich enthusiastisch in die vier Kilometer lange Kette einreihten und in München damit klare Kante gegen Rassismus zeigten.

Für Sachsen in Leipzig:

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Es war ein großartiges Gefühl: mehr als 2000 Menschen quer durch Leipzig. Um 12:30 Uhr ging es am Rabetpark los und dann folgten die Menschen langsam der 3 Kilometer langen Kette bis schließlich um 14 Uhr die Meldung kam: die Kette ist geschlossen! Aber damit war Leipzig noch lange nicht fertig. Viele Menschen machten sich auf zum Brückenfest, wo sie u.a. die Band Strom und Wasser erwartete. Für die Kleinen gab es Kinderschminken und Spiele. Und viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten von berührenden Begegnungen untereinander. Kein Wunder, dass hier noch bis zum Abend gefeiert wurde.

Und in der Hauptstadt in Berlin:

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Die Hauptstadt hatte sich viel vorgenommen: mit 6,5 Kilometern wollten sie hier die längste von allen bundesweiten Menschenketten bilden. Immer mehr Menschen strömten auf den Oranienplatz, wo es mit Gleis 8, der neuen Band von Anna R. von Rosenstolz, schon richtig gut losging. DGB Präsident Reiner Hoffmann machte klar, dass Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt gleiche Chancen haben sollten wie Alteingesessene und Bischof Markus Dröge sprach aus, warum wir alle gekommen waren: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Total schön: Unter den Zuschauern waren viele Bewohner aus Flüchtlingsunterkünften, gemeinsam mit Helfern, Politikern und vielen Familien bildeten sie eine sensationell lange und großartig bunte Kette.

An der Waterkant in Hamburg:

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Es war die letzte Kette an diesem Sonntag. Erst um 16:30 Uhr ging die Auftaktkundgebung los. Dafür war die Stimmung aber unglaublich. Der Höhepunkt der Kundgebung: das Hamburger Urgestein Peggy Parnass. Ihre Eltern waren in Treblinka von den Nazis ermordet worden, sie selbst mit ihrem Bruder nach England und Schweden geflohen. In Hamburg hielt die Ikone der Schwulenbewegung mit ihren 81 Jahren die vielleicht bewegendste Rede dieses Tages.

Und was für ein Bild, als die Kette sich dann endlich schloss. Mehr als 7000 Menschen auf vier Kilometern – Geflüchtete neben Alteingesessenen, Familien nicht nur mit kleinen Kindern, sondern auch gleich den Großeltern im Gepäck, Pfarrer und Imame. Sie alle verkörperten förmlich unser Motto: Gegen Rassismus – für Menschenrechte und Vielfalt.

Unsere Forderungen

Die Missstände sind offensichtlich: Seit 15 Jahren hat es laut Bundesinnenministerium in Deutschland nicht mehr so viele rechtsextreme Straftaten gegeben wie im letzten Jahr. Die Dunkelziffer könnte aber noch viel höher sein, denn laut einer Erhebung von Amnesty International sind Polizei und Justiz in Deutschland oft „auf dem rechten Auge blind“. Das bedeutet, viele Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund werden nicht als solche erfasst, so wie es ja auch beim sogenannten NSU zunächst der Fall war.

Gleichzeitig sehen wir wie sich die Tragödie der Menschen, die auf dem Mittelmeer die Flucht vor Krieg und Terror antreten, wieder zuspitzt. Wir können die vielen Toten dort nicht ignorieren. Deswegen fordern wir:

  • Entwickelt wirksame Maßnahmen um strukturellen Rassismus in Polizei und Justiz zu bekämpfen. Dazu gehören spezielle Schutzkonzepte für Flüchtlingsunterkünfte.
  • Bekämpft die Fluchtursachen und findet endlich eine solidarische europäische Lösung für die Tragödie der Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen.
  • Schützt unser Grundgesetz: Das Recht auf Asyl, die Religionsfreiheit und die Unantastbarkeit der Würde des Menschen.

Diese Forderungen wurden breit gehört: Es gab Medienberichte in NDR, Tagesschau, Heute und Süddeutsche.

Das zeigt: Gerade weil uns so viel Hass und Hetze begegnet, ist es wichtig und richtig, nicht zu schweigen, sich nicht übertönen zu lassen und sich zu Wort zu melden. Und das haben wir an diesem Wochenende eindrucksvoll getan.

Daran hatte Campact einen maßgeblichen Anteil: gemeinsam mit Amnesty International, den Naturfreunden, München ist bunt und Pro Asyl gründeten wir das Bündnis “Hand in Hand gegen Rassismus – für Menschenrechte und Vielfalt”, das die Ketten organisierte und dem mittlerweile 37 Organisationen angehören. Etwa 1000 Campact-Aktive mobilisierten eine Woche vor den Ketten mit einer Flyerverteilaktion direkt vor Ort in ihren Städten. Und die vielen Campact-Aktiven bei den Ketten schlossen überall die Lücken.

Ausblick

Wir bleiben weiter dran und kämpfen für Vielfalt und Integration. Und wir halten Dich auf dem Laufenden: Abonniere jetzt den Campact-Newsletter und klicke auf den grünen Button – oder werde Facebook-Fan, dafür auf den blauen Button klicken:

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Autor*innen

Schon als Kind lief Anna-Lena im Ruhrgebiet auf Ostermärschen mit. Mit 18 berichtete sie für einen Lokalsender vom Weltumweltgipfel in Südafrika. Sie studierte Lateinamerikanistik, Politik und Publizistik in Berlin, Spanien und Argentinien, lernte 4 Sprachen und engagierte sich in der Hochschulpolitik. Sie wurde Fernsehjournalistin, berichtete bei RTL und dem NDR über Atomenergie,prekäre Arbeitsbedingungen und Thilo Sarrazin. In Mali arbeitete sie als Consultant für die GIZ - in Berlin engagiert sie sich ehrenamtlich in einer Flüchtlingsunterkunft. Seit Oktober 2015 ist sie Campaignerin bei Campact. Alle Beiträge

28 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. An Campact in Berlin,
    die Menschenkette wies n Berlin in der Leipziger Straße eine große Lücke auf. Das war nicht nötig. Es war überhaupt nicht einzusehen, warum üb er den Gendarmenmarkt zum Roten Rathaus gelaufen worden ist.
    Als Resultat waren viele Teilnehmer/Innen frustriert und Ihr werdet es schwer haben noch einmal so viele Menschen für eine Kette zu gewinnen.
    Darüberhinaus war unverständlich, warum wir uns 2 Std Gelaber anhören mussten, statt loszugehen. Das war ärgerlich und viele sind dann garnicht losgegangen. Bessere Organisation ist nötig.
    Jenny Naumann

    • Liebe Jenny,

      bei solchen Großveranstaltungen kann immer etwas nicht so rund laufen – deine Erfahrung hilft uns aber daran zu arbeiten. Lieben Dank für das Feedback!

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