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Diese Maschine soll das sinnlose Kükenschreddern stoppen

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) stellt auf der "Grünen Woche" in Berlin eine besondere Maschine vor, die bald ein Ende des Kükenschredderns verspricht. Doch ist damit das sinnlose Töten männlicher Küken wirklich vorbei? Wir klären auf.

Männliche Küken sollen schon vor dem Schlupf erkannt werden. Grafik: WeAct/Zitrusblau

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Es ist die große Ankündigung auf der Messe „Grüne Woche“. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) stellt in Berlin eine besondere Maschine vor, die bald ein Ende des Kükenschredderns verspricht. Doch ist damit das sinnlose Töten männlicher Küken wirklich vorbei? Wir klären auf.

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Bildgrafik: Maschine sortiert Küken in Kisten. "Von wegen neue Technik: Vor 2019 kein Ende des Kükenschredderns in Sicht. Deshalb - jetzt verbieten!"

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Kommt jetzt der Durchbruch?

„Wir schaffen 2017 den Einstieg in den Ausstieg“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und vermeldet damit auf der Grünen Woche einen „Durchbruch“ in Sachen Kükenschreddern. Demnach soll eine Lasertechnik das Geschlecht der Küken noch vor dem Schlüpfen bestimmen. Nur die Eier mit weiblichen Embryonen werden dann weiter von Maschinen ausgebrütet. Die anderen Eier könnten als hochwertiges Protein in der Industrie weiterverarbeitet werden. Das Töten von bereits geschlüpften Küken wäre dann nicht mehr nötig.

Moment mal – das kommt uns doch bekannt vor!

Nichts weiter als eine Ankündigung

Es ist nicht das erste Mal, dass der Agrarminister ein Ende des grauenvollen Kükenschredderns ankündigt. Schon im Sommer 2015 spricht er von einer Methode, die das Geschlecht der Küken vor dem Schlupf erkennt. „Mein Ziel ist, dass das Kükenschreddern 2017 aufhört“, so der Minister damals. Von einem gesetzlichen Schredder-Verbot hält er auch zu dem Zeitpunkt nichts, denn dann würden die Unternehmen ins Ausland abwandern. Dass dieser Plan nicht aufgeht, bestätigte bereits ein Forscherteam, das an dem Verfahren arbeitet. Sie gehen davon aus, dass die Methode frühestens in zwei Jahren marktreif sein wird.

Deswegen brauchen wir ein gesetzliches Verbot

Es ist immer noch fraglich, ob Minister Schmidt sich doch zu einem gesetzlichen Verbot des Kükenschredderns hinreißen lässt. Bisher gibt es dazu keine klare Antwort. Im Gegenteil: Vor einem Jahr verteidigte er das Kükentöten sogar noch. Das Nachsehen haben die Tiere: Sollte es nämlich kein Gesetz geben, so könnten die Tier- und Zuchtfabriken frei wählen, ob sie männliche Küken weiter töten lassen oder aber das Geschlecht anhand der neuen Methode vorher bestimmen. Da diese Technik jedoch als aufwendig und teuer gilt, kann man sich fast denken auf welche Variante die Agrarkonzerne zurückgreifen werden.

So geht es männlichen Küken in der Tierindustrie

Jedes Jahr werden in Deutschland 50 Millionen Küken direkt nach dem Schlupf getötet: Entweder landen sie ohne Betäubung im Schredder oder werden vergast. Denn die männlichen Tiere haben keinen Nutzen für die Industrie, weil sie keine Eier legen und für die Fleischproduktion nicht fett genug werden. So enden täglich hunderttausende Kükenleben auf dem Müll. Deswegen brauchen wir jetzt ein Verbot der Kükentötung!


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Diese Petition wurde auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, gestartet. Es ist also keine Kampagne von Campact. Da Campact aber die Ziele der Petition unterstützt, möchten wir Dich auf die Kampagne hinweisen.

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Autor*innen

Linda Neddermann, Jahrgang 1988, ist gebürtige Bremerin, Politikwissenschaftlerin und Tierschützerin. Seit 2016 arbeitete sie bei Campact. Von 2011-2015 war sie Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit den Schwerpunktthemen Jugendpolitik, Tierschutz und Strategien gegen Rechtsextremismus. Danach war Linda bei der Kinderhilfsorganisation „Aktion Hilfe für Kinder“ für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig und hat ihr Studium der Politikwissenschaft an der Uni Bremen abgeschlossen. Alle Beiträge

10 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Willi Houben
    Es ist eine große Sauerei, dass sich unsere Politiker nicht gegen das Töten von Küken in dieser Form durchsetzen. Es ist auch ein Irrtum, das die Industrie dann sofort abwandern würde. Es ist Wahljahr, wir sollten handeln.

  2. Bei allem Verständnis für die sicher richtigen Argumente gegen das Kükenschreddern muss folgende Frage erlaubt sein:
    Was sind die Alternativen ? Was macht man mit den männlichen Küken für die es keinen Absatzmarkt gibt ? Damit ich richtig verstanden werde: Ich bin nicht für das Töten der Küken. Ich möchte nur die Alternativen kennen. Und eine Zwangsveganisierung ist sicher auch kein realistischer Weg. Übrigens wurden auf Bauernhöfen schon immer die überzähligen männlichen Küken getötet weil es nur einen Hahn auf dem Hof geben konnte. Das Problem als solches ist also nichts Neues nur die Dimension ist eine Andere.

    • Hallo Bernd,
      wir werden oft nach der Alternative zum Kükenschreddern gefragt. Lies gerne diesen Blogbeitrag von mir dazu: https://blog.campact.de/2016/08/diese-2-menschen-haben-mir-gezeigt-wie-wir-das-grausame-kuekentoeten-verhindern-koennen/

      In Kürze: Das Schreddern/Vergasen der Küken wird nicht sofort aufhören, denn dazu braucht es ein Gesetz. Bis solch ein Gesetz umgesetzt ist, müssen Übergangsfristen her. Diese Zeit müssen die Großkonzerne nutzen, um immer weniger Eier und damit Küken zu produzieren. Zudem muss der Konsum von Eiern und Hühnerfleisch zurückgehen – nur so wird man es schaffen, dass auch weniger Eier produziert werden. Ein weiterer Ansatz ist, dass die Forschung noch mehr staatliche Unterstützung bekommt, sodass eine Geschlechtsfrüherkennung im Ei für größere Betriebe möglich wird. Wohin sollen wir mit den ganzen Tieren? Ab auf riesengroße Grünflächen – davon haben wir genug. Für uns gibt es nur die Alternative der ökologischen Tierhaltung. Da ist ebenfalls die Bundesregierung gefragt: statt Megaställe und Massentierhaltung zu fördern, sollten ökologische Betriebe und Bauernhöfe staatliche Unterstützung erhalten und ausreichend finanzielle Anreize geschaffen werden. So wäre es wesentlich leichter, die hunderttausend Küken vernünftig zu halten.

  3. Das Kükenschreddern ist ethhisch nicht vertretbar. AUCH KÜKEN sind wie alle Lebewesen Geschöpfe Gottes!

  4. Es ist tief , tief traurig das so etwas nicht verboten ist. Keine Achtung vor der Kreatur.
    Nur der Kommerz zählt noch…….unglaublich

  5. Tierleid kann nur beendet werden, wenn wir aufhören, die Tiere aus zu beuten, d.h. sie zu konsumieren.

  6. Das ist abscheulich und brutal wie vieles auf dieser Welt… Zu der heutigen wundere ich mich nicht übers Töten, denn nicht Mal Menschen wie Kindern wird eine helfende Hand gegeben, lieber schaut die Welt zu allem einfach nur zu, wie ein 3D Film!! Dennoch bin ich der Meinung, dass jedes Lebewesen das Recht zum Leben Besitzt und behalten muss!!!!

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