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Illegales Holzgeschäft: Dieser Sack voll Sägemehl macht sprachlos

Das Öko-Siegel des FSC soll Wälder schützen – trotzdem darf ein Konzern es führen, der in Rumänien auch in großem Stil illegal Holz rodet. Geht das so weiter, verschwinden die letzen Urwälder Europas und rumänische Braunbären verlieren ihre Heimat. Damit konfrontieren wir die Verantwortlichen vor dem FSC Firmensitz in Bonn – mit dabei: ein unangenehmes Präsent aus Rumänien.

Aktion vor dem FSC Sitz in Bonn. Bären schützen – illegale Abholzung stoppen! Foto: Jörn Neumann / Campact CC BY-NC, Namensnennung-Nicht kommerziell

Das Siegel des FSC soll Wälder schützen – trotzdem darf ein Konzern es führen, der in Rumänien auch in großem Stil illegal Holz rodet. Geht das so weiter, verschwinden die letzen Urwälder Europas und rumänische Braunbären verlieren ihre Heimat. Damit konfrontieren wir die Verantwortlichen vor dem FSC Firmensitz in Bonn – mit dabei: ein unangenehmes Präsent aus Rumänien.

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Mit lautem Dröhnen springt der Motor an, und im nächsten Moment legen Holzfäller ihre Kettensäge an die Bäume im Freizeitpark Rheinaue. Sägemehl wirbelt durch die Luft, während Bären hinter den Bäumen Schutz suchen. Mit dieser Aktion holen wir den dramatischen Alltag in rumänischen Wäldern vor die Zentrale des Forest Stewardship Council (FSC) nach Bonn – denn die Organisation könnte jetzt ein klares Zeichen gegen Bären-Vertreibung setzen. 20 Aktive sind zur Aktion gekommen – und zwei Campaignerinnen unserer rumänischen Schwesterorganisation de-clic.

Die Zeit drängt, denn diese Woche entscheidet der Vorstand darüber, ob der renommierte FSC sich vom österreichischen Schweighofer-Konzern trennt – wegen massiver Zerstörung rumänischer Wälder. Die Abholzung bedroht den Lebensraum der größten Braunbärenpopulation in Europa.

Illegale Abholzung mit System

Von den Geschäftspraktiken des Konzerns berichten uns zwei Campaignerinnen, die extra aus Rumänien angereist sind. Raluca Vestemeanu und Roxana Bradatan von de-clic kämpfen seit langem gegen die Zerstörung der rumänischen Wälder. „Seit Schweighofer vor über zehn Jahren in Rumänien auftauchte, verschwinden immer mehr Wälder“, berichten die beiden. „Der Konzern will mit aller Macht den Markt dominieren und hat bereits zahlreiche einheimische Konkurrenten verdrängt. Mit seinen großen Sägewerken kann er allein einen Großteil des rumänischen Holzes verarbeiten.“

Um seinen Hunger nach Holz zu stillen, macht der Konzern auch vor illegaler Abholzung nicht halt. Umweltorganisationen und eine Untersuchung des FSC selbst haben zahlreiche dieser Fälle recherchiert und belegt. Dennoch hat sich der FSC bisher noch nicht von Schweighofer getrennt. Das ist fatal: Denn auch wenn sich international und hierzulande kritische Stimmen gegen den FSC erheben, genießen seine Siegel doch das Vertrauen der Verbraucher – und sichern Schweighofer Abnehmer. Campact, de-clic und unsere österreichische Schwesteorganisation #aufstehn fordern den FSC-Vorstand deshalb auf, dem Konzern das FSC-Siegel endgültig zu entziehen. Innerhalb kürzester Zeit sind dafür rund eine Viertelmillionen Unterschriften zusammengekommen.

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Unser Auftritt macht Eindruck – und das Präsent aus Rumänien kommt unerwartet für den FSC

Nach einer Dreiviertelstunde, die wir im Nieselregen mit Sprechchören und unserem Kettensägenkonzert vor der Zentrale des FSC ausharren, kommen dann auch Vertreter der Organisation zu uns nach draußen. Zögernd bleiben sie zunächst vor dem Gebäude stehen, bevor wir sie überzeugen können, zu uns zu kommen. Die Delegation des FSC ist sichtlich beeindruckt von unserer Beharrlichkeit und von den Unterschriften, die zwei dicke Bände füllen. Betreten nehmen sie ein weiteres Präsent entgegen: ein Beutel Sägemehl, das Raluca und Roxana mitgebracht haben. „Wenn es so weitergeht, wird das alles sein, was von Rumäniens Wäldern übrig ist.“

In einem Gespräch können wir anschließend unsere Position mit Vertretern des FSC diskutieren. Sie hören interessiert zu und betonen, wie wichtig ihnen der Austausch mit der Zivilgesellschaft ist. Doch es scheint das erste Mal zu sein, dass sie mit Umweltschützern zusammen an einem Tisch sitzen, die aus erster Hand von den Praktiken Schweighofers in Rumänien berichten. Ralucas Bericht von illegalen Holztransporten, die seit Jahren nachts durch ihr Heimatdorf fahren, macht sie sichtlich betroffen. Zu unserem Vorwurf, dass sie mit einem kriminellen Konzern zusammenzuarbeiten wollen die Vertreter des FSC aber keine Stellung beziehen.

Nachhaltigkeit braucht Konsequenz

Es ist verständlich, dass der FSC in seinen Äußerungen vorsichtig ist, solange der Vorstand nicht entschieden hat, wie er mit Schweighofer umgehen will. Doch diese Woche soll endlich die Entscheidung fallen. Einige Tage später wird sie offiziell verkündet, uns will man so schnell wie möglich benachrichtigen.

Für den FSC steht einiges auf dem Spiel. Nur wenn die Organisation konsequent auf der Einhaltung ihrer eigenen Standards besteht, kann sie glaubwürdig bleiben. Der Bericht, den der FSC selbst in Auftrag gegeben hat, ist in seiner Empfehlung eindeutig: „Der FSC sollte sich von Holzindustrie Schweighofer und allen von Gerald Schweighofer kontrollierten Firmen trennen.“ Wir haben diese Forderung bekräftigt. Nun ist es am FSC, zu handeln.

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Autor*innen

Katrin Beushausen kam von der Bühne zur Politik: Nach dem Studium der Theaterwissenschaft arbeitete sie als Pressereferentin und Dramaturgin, lehrte und promovierte zum Verhältnis von Theater und Öffentlichkeit. Sie organisierte kreativen Protest gegen Uni-Sparpläne und stritt bei 350.org gegen klimaschädliche Investitionen. Seit 2016 ist sie Campact Campaignerin. Alle Beiträge

11 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. letzter teil 4) Innerhalb der 140 Länder aus denen Waldbesitzer Mitglied im FSC sind gibt es allein nur 46 nationale Wandstandards. Doch damit nicht genug, werden diese auch nicht nach auf unabhängiger wissenschaftlicher Basis erarbeitet sondern quasi von Laien, nämlich Mitgliedern aus den drei Kammern denen die Mitglieder zugeordnet werden, der Wirtschaftskammer (z. B. Holzindustrie, -handel) der Umweltkammer (überwiegend NGOs) sowie von der Sozialkammer (z.B. Gewerkschaften). Trotz anders lautenden Bekundungen werden indigene Gruppen hierbei oft nicht gehört oder erst gar nicht gefragt („der Wald hat keine Telefon“).
    Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung, siehe auch
    http://www.fragen-an-den-fsc.de/
    gerriet harms

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