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Wir gegen die Bagger

Wir gehen rein: Christoph Bautz und Luise Neumann-Cosel erklären, warum sie im Juni mit "Ende Gelände" in den Tagebau steigen, um Kohlebagger zu blockieren.

Foto: Tim Wagner, Creative Commons BY-NC
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Dieses Nichtstun regt mich auf: Hunderttausende treibt die Klimakrise derzeit auf die Straße – und die Union tut so, als gäbe es kein Problem. Jüngstes Beispiel: SPD-Umweltministerin Svenja Schulze will, dass die Regierung endlich ihr Klimaschutzgesetz beschließt. Doch Angela Merkel verbietet die dafür nötige Abstimmung.

Dabei weiß auch die Kanzlerin genau, dass die Zeit abläuft. Wir haben nur noch wenige Jahre, um die Klimakrise aufzuhalten. Deswegen habe ich entschieden: Ich gehe jetzt einen Schritt weiter. Ich gehe in den Tagebau! Gemeinsam mit meiner Kollegin Luise Neumann-Cosel und Tausenden Klimaschützer*innen will ich Ende Juni die Kohlebagger im Rheinischen Revier – dem Tatort der Klimakrise – blockieren.

Warum ich diesen Schritt zum zivilen Ungehorsam jetzt wage und warum ich hoffe, dass auch viele anderen ihn gehen, sehen Sie in unserem Video.

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Ende Gelände – Aktion vom 20. bis 23. Juni

Vom 20. bis 23. Juni werden Tausende Menschen rund um die Kohlegrube Garzweiler erwartet. Viele werden sich der Aktion von Ende Gelände anschließen. Friedlich, ruhig und besonnen gehen sie in die Grube und setzen sich vor die Bagger. Wenn Sie sich für die Aktion von Ende Gelände interessieren, finden Sie hier alle wichtigen Informationen:

Hier klicken für Infos zur Aktion von Ende Gelände

Bei Aktionen zivilen Ungehorsams übertreten Menschen öffentlich, symbolisch und gewaltfrei ein Gesetz – als Reaktion auf besonders schwerwiegende Ungerechtigkeiten. Sie setzten sich in Mutlangen vor Atomwaffen-Depots und in Gorleben vor Atommüll-Transporte. Jetzt begegnen engagierte Menschen der größten CO2-Quelle Europas. Sie setzen sich vor die Kohlebagger im Rheinland und fordern wirksamen Klimaschutz. Denn nur der kann verhindern, dass sich unser Planet über die kritische Grenze von 1,5 Grad hinaus erhitzt.

Wann ist ziviler Ungehorsam zu legitimieren?

Ein Schritt in die Grube will gut begründet sein. Deshalb haben wir uns die Entscheidung, bei der Aktion von Ende Gelände mitzugehen, nicht leicht gemacht. Und in Büchern der politischen Philosophie Rat gesucht. Wir haben uns gefragt: Wann ist ziviler Ungehorsam zu legitimieren?

Für Claus Offe, ehemaliger Professor für politische Soziologie an der Humboldt Universität in Berlin, ist ziviler Ungehorsam nur unter sehr spezifischen Umständen gerechtfertigt: Wenn „es sich dabei um eine schwere Ungerechtigkeit handelt, bei der eine (Mehrheits-)Entscheidung in Zukunft nicht mehr revidierbar ist und/oder der entscheidende Personenkreis mit dem betroffenen Personenkreis nicht identisch ist (auch bei nachfolgenden Generationen).“

Jede rechtsstaatliche Demokratie, die ihrer selbst sicher ist, betrachtet den zivilen Ungehorsam als normalisierten, weil notwendigen Bestandteil ihrer politischen Kultur. Philosoph Jürgen Habermas

Genau das ist beim Klimaschutz gegeben. Der Bericht des Weltklimarates (IPCC) hat gerade gezeigt: Wir haben nur noch wenige Jahre, um eine dramatische Klimakrise zu verhindern. Doch die Bundesregierung hat die CO2-Emissionen seit zehn Jahren kaum reduziert.  Schlimmer noch: Durch den Beschluss der Kohlekommission soll 20 weitere Jahre lang der Klima-Killer Kohle verfeuert werden.

Aber was hat ziviler Ungehorsam überhaupt in einer Demokratie zu suchen? Für John Rawls, langjähriger Professor an der Harvard University für praktische Philosophie, ist ziviler Ungehorsam eine in der Öffentlichkeit „stattfindende, gewaltfreie, gewissensbestimmte und gesetzeswidrige Handlung mit Appell- und Symbolcharakter. Menschen, die zivilen Ungehorsam anwenden, bringen durch die Gewaltfreiheit und Öffentlichkeit ihrer Handlung sowie durch die bewusste Inkaufnahme juristischer Folgen, ihre grundsätzliche Anerkennung der politischen Ordnung zum Ausdruck.“

Wichtiger Bestandteil der Demokratie

Ziviler Ungehorsam ist also ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie, wenn diese auf eine große Ungerechtigkeit wie die Klimakrise nicht angemessen reagiert. Zum Beispiel, weil die Lobby-Verbindungen von RWE zu SPD, FDP und CDU/CSU so massiv sind. Der berühmte Philosoph Prof. Jürgen Habermas schreibt: „Jede rechtsstaatliche Demokratie, die ihrer selbst sicher ist, betrachtet den zivilen Ungehorsam als normalisierten, weil notwendigen Bestandteil ihrer politischen Kultur.“

Mit diesem Zitat von Habermas im Kopf gehen wir vom 20. bis 23. Juni bei der Aktion mit. Ende Gelände hofft, dass sich Tausende Menschen beteiligen. Bitte schauen Sie sich unser Video an:

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Übrigens: Neben der Aktion von Ende Gelände gibt es an diesem Wochenende auch zahlreiche andere bunte Protest-Aktionen im Rheinland: Am Freitag demonstriert “Fridays for Future” in Aachen und am Samstag steigt eine angemeldete Demonstration direkt an der Tagebaukante. Mehr Informationen finden Sie unter www.klima-doerfer-retten.de

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Autor*innen

Christoph Bautz ist Diplom-Biologe und Politikwissenschaftler. Er gründete 2002 gemeinsam mit Felix Kolb die Bewegungsstiftung, die Kampagnen und Projekte sozialer Bewegungen fördert. 2004 initiierte er mit Günter Metzges und Felix Kolb Campact. Seitdem ist er Geschäftsführender Vorstand. Zudem ist er Mitglied des Aufsichtsrats von WeMove, der europaweiten Schwesterorganisation von Campact, sowie der Bürgerbewegung Finanzwende. Alle Beiträge

89 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Die haben den Schuss immer noch nicht gehört.
    Ein Umdenken kann jetzt nur noch rasch erfolgen.
    All das sind Gründe warum die Wählerschaft in Scharen von der CDU u.SPD weglaufen. Die Interssen der Bevölkerung werden von der Regierung nicht mehr wahrgenommen.

  2. Es ist traurig, aber bei dieser untätigen Regierung bleibt nicht viel anderes zu tun als genau so zu demonstrieren was wichtig ist für unsere Zukunft . Ich hoffe sehr, dass die Regierenden endlich aufwachen und ihnen viel Erfolg !!!

  3. Wie kann eine Frau, die Physik studiert hat und damit über die Naturgesetze bestens Bescheid wissen müsste, sich so vehement gegen den Naturschutz stellen? Wurde in der damaligen DDR ein anderes Physikstudium gelehrt?

  4. Absolut wichtige und völlig legitime Kundgebung! Herzlichen Dank allen engagierten Menschen, die sich mutig der Kohlelobby entgegen setzen!
    Unbedingt friedlich demonstrieren!
    Viel Erfolg!

  5. Ich fürchte jeden Tag um die Zukunft für meine Enkelkinder, die ich über alles liebe. Das Leben in der Klimakatastrophe heisst nicht nur, leben in Dürre, Hitze, Stürmen und Überflutungen, Leben ohne Insekten, Vögeln, Wäldern sondern auch leben in einer Welt, in der es dann gewalttätige Auseinandersetzungen und Kriege um Nahrung, Wasser und Ackerland geben wird. Ich möchte nicht, dass meine Enkelchen in so einer Welt ihr Leben lassen müssen, weil wir zu träge sind, uns zu wehren und nun zu fordern statt zu bitten. Ich mache mit! Oma Uschi, 60 Jahre

  6. Es gibt auch den schönen Vergleichsspruch: Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!

  7. Ein sehr großer Respekt an alle Menschen, die nachdenken, aufstehen, mitmachen und sich engagieren. Auch die Kanzlerin muss doch einmal kapieren, dass sie (nur) eine Angestellte des Volkes ist. Ich frage mich , woher ihre (angeblich) so hohen Beliebtheits-Werte kommen? Ein kluger Mann hat einmal gesagt: „Aufbegehren ist die erste Bürgerpflicht!“ In diesem Sinne, …weitermachen und alles Gute! Hans Matt

  8. Hi Leute, ich halte nicht viel vom IPCC, dem Weltklimarat und der CO²-THEORIE. Aber diese Aktion finde ich extrem wichtig und muss sehen, ob ich mich beteiligen kann. Viel Erfolg euch. Rüttelt die Politik wach!!!

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