Agrar Corona
Schließt die Tierfabriken!
Im Schlachthof: Enge im Pausenraum, in der Unterkunft und beim Töten der Tiere. Hier kann sich das Corona-Virus ungehindert verbreiten. Der Tönnies-Skandal zeigt: Die Fleischindustrie missachtet systematisch Menschenrechte und Tierschutz. Jetzt ist der Moment, das widerliche Geschäftsmodell zu beenden.
Schlachthof Tönnies, Rheda-Wiedenbrück: Über 1500 Mitarbeiter*innen haben sich mit dem Corona-Virus angesteckt. Die meisten der Betroffenen kommen aus Osteuropa. Sie stehen dicht an dicht am Fließband, leben zusammengepfercht auf engstem Raum und sind fast rechtlos durch ihre Werkverträge. Der Skandal hat System: Billigfleisch gefährdet täglich Menschen, Tiere und Umwelt.
Politiker*innen zeigen sich jetzt entsetzt – darunter auch die zuständigen Minister*innen Hubertus Heil (SPD) und Julia Klöckner (CDU). Doch Entsetzen reicht nicht: Die beiden müssen handeln.
Die Fleisch-Riesen stoppen
Wir fordern: Macht die Tierfabriken und Megaschlachthöfe endlich dicht. Ministerin Klöckner kann die Länge der Tiertransporte so begrenzen, dass die Großschlachtereien nicht noch weiter wachsen. Und Minister Heil hat es in der Hand, die üblen Werkverträge zu verbieten. Zudem brauchen Landwirt*innen umgehend Unterstützung beim Umbau ihrer Tierhaltung.
Das Billig-Prinzip der Fleischgiganten jedenfalls ist gescheitert – bitte unterzeichne deshalb unseren Appell. Sobald 200.000 Bürger*innen mitgemacht haben, schalten wir in einer großen Tageszeitung eine Anzeige mit unseren Forderungen an Julia Klöckner und Hubertus Heil.
Das System Billigfleisch
„Das extrem billige Fleisch, das Leid der Tiere, das Sterben der Bauernhöfe und die unerträgliche Situation der Arbeiter*innen aus Rumänien, Polen und Ungarn sind Facetten eines Systems, das wir endlich überwinden müssen“, sagt Guido Grüner. Seit Jahrzehnten kämpft der Oldenburger mit seinem Verein für die Rechte der Arbeiter*innen in den Fleischkonzernen. Grüner kennt die Fehler im System:
- Die Mega-Schlachthöfe beschäftigen tausende Osteuropäer*innen, die zu undurchsichtigen Bedingungen, geringen Löhnen und unter schlechtem Gesundheits- und Arbeitsschutz per Werkvertrag über Subunternehmen angestellt sind.
- Der enorme Preisdruck wirkt sich auch auf die Haltungsbedingungen der Tiere aus. Immer wieder berichten Tierärzte über krank angelieferte Schweine.
- Das Geschäftsmodell der Fleischindustrie lässt Bauernhöfe sterben und befördert Qualzuchten, die das kurze Leben der Mastschweine zur Hölle machen. Zudem entsteht ein Ackerbau, der hierzulande die Insekten und in Südamerika die Regenwälder zerstört.
- Die Konzentration in der Branche hat regionale und lokale Schlachthäuser verschwinden lassen. Die Tiere müssen vor ihrem Tod viele Stunden in Transportern ausharren. Gesetzlich erlaubt sind 8 Stunden, aber zahlreiche Ausnahmen ermöglichen noch längere Torturen.
- Qual bei der Schlachtung: Je billiger und schneller alles gehen muss, desto mehr leiden die Tiere. Seit Jahren kämpfen Tierschutzinitiativen darum, mehr Fakten über das Schlachten zu bekommen. Sie kritisieren die Betäubung der Tiere durch CO2, das bei den Schweinen Panik auslöst. Und es gibt das Risiko, dass Tiere bei lebendigem Leib in heißem Wasser „abgebrüht“ werden.
Diese Fakten machen klar: Die Fleischproduktion in Deutschland muss sich grundlegend ändern. Und die Chance ist da – weil Politiker*innen aufgeschreckt sind. Nutzen wir jetzt gemeinsam die Gelegenheit! Bitte unterzeichne auch Du unseren Appell: