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Die Fingerabdrücke von Rosa Parks

Starke Bilder gehören schon lange zu Protesten. Manchmal erreichen sie weltweit einen ikonischen Status. Das Bild von Rosa Parks auf einer Polizeiwache gehört dazu.

Die amerikanische Schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks gibt in einer Polizeistation in Montgomery, Alabama, ihre Fingerabdrücke an den Polizisten D. H. Lackey.
Rosa Parks gibt in einer Polizeistation ihre Fingerabdrücke. Quelle: IMAGO

Beinahe festlich gekleidet, gerade Haltung, ein sicherer Blick: Am 22. Februar 1956 muss Rosa Louise Parks in einer Polizeistation von Montgomery, Alabama, USA, Fingerabdrücke abgeben. Wenige Wochen zuvor, am 1. Dezember 1955, hatte sie sich während einer Busfahrt entschlossen, diesmal einem weißen Fahrgast nicht ihren Platz frei zu machen. Sie habe es satt gehabt, nachgeben zu müssen, schrieb sie später über die Drangsalierungen durch die damals herrschende rassistisch motivierte Trennung von Menschen. Der Busfahrer rief die Polizei – und die 42-jährige Arbeiterin wurde verhaftet.

Als das Bild entsteht, hat sich Parks‘ Sitzenbleiben bereits verwandelt – in den so genannten Busboykott von Montgomery. Eine junge, friedliche Bürgerbewegung Schwarzer Menschen ruft dazu auf, nicht mehr mit den städtischen Bussen zu fahren. Mit dabei ist auch Martin Luther King, der aber erst später populär wird. Taxiunternehmen unterstützen den Boykott, es bilden sich hunderte Fahrgemeinschaften. Finanziell getragen wird der Protest von Unterstützer*innen aus den ganzen USA.

Bürgerrechtlerin Rosa Parks während ihrer Auszeichnung mit der Goldenen Ehrenmedaille des Kongresses in Washington. Quelle: IMAGO

Die ausbleibenden Fahrgäste reißen in kurzer Zeit ein ziemlich großes Loch in den Haushalt der Stadt. So groß, dass sie mit den übelsten Tricks gegen den Boykott vorgeht. Die Verwaltung streut Falschmeldungen, setzt den Taxifahrenden zu und versucht, den Autos der Fahrgemeinschaften die Versicherung zu entziehen. Am Ende bleibt das alles nutzlos.

Aufgrund einer Klage aus der Bürgerbewegung entscheidet zunächst das Bezirksgericht, dass die so genannte „Rassentrennung“ gegen die Verfassung verstoße. Im November 1956 schließlich bestätigt der Oberste Gerichtshof dieses Urteil. Das war bahnbrechend.

Parks‘ Entschluss, ihren Sitzplatz nicht abzugeben, verändert nicht nur die gesamten Vereinigten Staaten – sondern auch ihr eigenes Leben. Fortan ist sie ein wichtiges Aushängeschild der Schwarzen Bürgerbewegung. Sie sammelt Spenden, hält Vorträge und ist in den Medien präsent. Das ist die gute Seite. Die schlechte ist: Immer wieder bekommt sie furchtbare Drohungen von Rassist*innen. Besonders stark belästigt wird sie telefonisch – im Grunde Tag und Nacht. Einige Zeit halten sie und ihre Familie das durch. Doch als ihr Mann einen Nervenzusammenbruch hat, entschließt sie sich schließlich, Montgomery zu verlassen und wegzuziehen.

Die einzige Sache, die mich ärgert, ist, dass wir mit dem Protest so lange gewartet haben.

Rosa Parks

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Rosa Parks ist 86 Jahre alt, als Präsident Bill Clinton ihr im Mai 1999 die Kongressmedaille verleiht – die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Bei der Zeremonie ist sie unverkennbar immer noch die Rosa Parks, die auf der Polizeiwache ihre Hände dem jungen Wachtmeister D. H. Lackey reichen musste. Die Haltung, die Entschlossenheit, der feste Blick. Es ist alles noch da. Rosa Parks stirbt am 24. Oktober 2005 in Detroit.

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Autor*innen

Jochen Müter ist Diplom-Journalist und Politikwissenschaftler. Er schrieb als Ghostwriter einige Autobiographien und war Chef vom Dienst bei n-tv. Seit 2017 leitet er die Campact-Redaktion. Im Blog befasst er sich mit Protestbewegungen und steuert seinen Wochenrückblick bei. Alle Beiträge

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