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Gegen AfD und Co: Jenny bleibt standhaft

Jenny aus München braucht nicht viel für ihren Protest. Ein Schild und sich selbst - das war's. Und doch erreicht sie damit große Aufmerksamkeit.

Jenny protestiert gegen die AfD
Jenny vorm AfD-Stand: "Sie sind genervt."

Jenny ist wieder da. Sie hat ein Schild in der Hand. Darauf steht: „Alle Rassisten sind Arschlöcher, überall.“ Die große, schlanke Münchenerin hat sich vor einem blauen Stand der rechtsextremen AfD platziert. Sie steht einfach da, Passant*innen gehen vorbei, die AfD-Leute unter ihrem Sonnenschirm sind genervt. Jenny braucht nicht viel für ihren Protest – sie setzt auf ihre Präsenz, dass sie da ist, eine Gegenstimme. Fast täglich zieht sie los in ihrer Heimatstadt. Maskiert mit Mund-Nase-Schutz stellt sie sich an den Rand von Querdenkenden-Demos – “ Das ist Quatsch“, ist dann der Text auf ihrem Plakat. Oder aber „Impfen ist nice“. Gerne auch: „Querdenken tötet“.

Vor etwa sechs Jahren ging es los, als es in München viele Pegida-Treffen gab. „Mir ging es um das Stadtbild“, sagt sie. „Wenn sich nur eine Person dagegenstellt, sieht es schon ganz anders aus.“ Und tatsächlich: Sie fällt auf mit ihrem Schild. Wenn Presse da ist, wird auch sie geknipst. Leute kommen auf sie zu, bieten ihr zu trinken an, machen Selfies und loben sie für ihre Aktion. Mit der Polizei kommt sie bestens klar – man kennt sich. „Wenn mich jemand wegen Beleidigung anzeigen will, lachen die Beamten schon.“ Denn das, was Jenny tut, ist keine Straftat.

Nach ihren Aktionen verbreitet die 45-Jährige Bilder von sich und ihrem Schild in den Sozialen Netzwerken, vor allem auf Twitter. Mehr als 4.100 Follower*innen hat sie dort. Und die feiern sie regelmäßig ab für den Mut, den sie hat.

Umfeld der AfD „sehr übergriffig“

Denn: Ein Vergnügen ist es nicht, sich in den Weg von Rechten und Schwurbler*innen zu stellen und so nah dran zu sein. „Leute vom AfD-Stand haben erst versucht, mit mir zu reden“, sagt Jenny. Aber als sie nicht wegging, wurde es schnell bedrohlich. Frauendfeindlichkeit und Beleidigungen, das war der nächste Schritt. „Die finden mich halt wahnsinnig nervig“, sagt die Solo-Demonstrantin. Immerhin sind die AfD-Stände meistens nach ein, zwei Stunden wieder weg. „Die haben nicht so ein großes Durchhaltevermögen.“ Schwieriger ist es bei den Querdenkenden, wo viele Neo-Nazis mitlaufen. „Da kann ich nicht mehr alleine hingehen“, erzählt Jenny. Und „die bürgerliche Mitte auf diesen Demos“, so Jenny, sei „sehr übergriffig.“

Jenny ist überzeugt von dem, was sie tut. „Ich liebe, was ich mache“, twitterte sie jüngst. Und das nimmt man ihr ab. Rechtsextremismus und Pandemieleugnung nicht unwidersprochen lassen, darum geht es ihr. Besser wäre nur noch eins: “ Wenn es in jeder Stadt jemanden gäbe, der sich hinstellt so wie ich. Da wäre ich froh.“


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Autor*innen

Jochen Müter ist Diplom-Journalist und Politikwissenschaftler. Er schrieb als Ghostwriter einige Autobiographien und war Chef vom Dienst bei n-tv. Seit 2017 leitet er die Campact-Redaktion. Im Blog befasst er sich mit Protestbewegungen und steuert seinen Wochenrückblick bei. Alle Beiträge

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