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Victim Blaming: Was Du dagegen tun kannst

Wenn Opfer zu Täter*innen gemacht werden: Der Fall Rammstein hat wieder gezeigt, dass Victim Blaming noch immer ein Problem ist.

Frau mit Megaphone und Stopp-Signal
Sag Nein zu Victim Blaming / Foto: IMAGO / Zoonar

„Sie wollte es doch auch“, „Dann hätte sie nicht so einen kurzen Rock anziehen sollen“, „Sie hätte doch einfach Nein sagen können“. Wenn Frauen Opfer sexualisierter Gewalt werden, dauert es nicht lange, bis sie selbst auf der Anklagebank sitzen. Ob beim Fall Harvey Weinstein, der 2017 die ganze Filmindustrie aufgewirbelt hat, oder jetzt ganz aktuell im Fall Rammstein, immer wieder wird die Schuld bei den Opfern gesucht. Frauen wird vorgeworfen, die Vorwürfe erfunden zu haben, um Bekanntheit zu erlangen. Sie werden beschuldigt, die sexualisierten Übergriffe selbst provoziert zu haben – durch einen falschen Blick, die falsche Kleidung oder einfach ein nettes Wort. Fakt aber ist: Straftat bleibt Straftat – falsche Kleidung gibt es nicht.

Keine Bühne für Rammstein

Der Rammstein-Sänger Till Lindemann soll junge Frauen bei Konzerten reihenweise und systematisch sexuell missbraucht haben. Fordere jetzt die Absage der Rammstein-Konzerte in Berlin:

Victim Blaming: Wenn aus Opfer Täter werden

Diese Strategie, Frauen eine (Mit-)Schuld an den Übergriffen zu geben, nennt sich „Victim Blaming“, übersetzt bedeutet der englischsprachige Begriff „Opfer-Beschuldigung“. Im deutschsprachigen Raum ist häufig auch von Täter*innen-Opfer-Umkehr oder Schuldumkehr die Rede.

Der Begriff wurde in den Vereinigten Staaten ab den 1970er Jahren verbreitet. „Victim Blaming“ sollte eine oftmals vorkommende Strategie der Strafverteidigung in Vergewaltigungsprozessen beschreiben, die dem Opfer die Schuld an der Tat zuschreiben sollte, um den Täter zu entlasten. Beobachtet werden kann diese Strategie nicht nur in Prozessen gegen Frauen*, sondern auch bei anderen Gewaltprozessen oder Straftaten mit rassistischem Hintergrund.

Victim Blaming: Wann wird Frauen endlich geglaubt?

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt umfasst alle sexuellen Handlungen, die einer Person aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Sie reicht von sexueller Belästigung bis zu Vergewaltigung. Wenn Du selbst Opfer sexueller Gewalt bist, das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist 24 Stunden lang unter 116 016 erreichbar.

Ob im Gerichtssaal, bei der Polizei oder im Netz: Victim Blaming kann Frauen* überall treffen. Jede dritte Frau wird in Deutschland einmal im Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Zur Anzeige gebracht wird nur ein Bruchteil der Taten, das liegt auch an der immer noch weit verbreiteten Taktik des Victim Blamings und der Angst, dass einem nicht geglaubt wird. Die Schuldumkehr ist teils so tief verankert, dass sich die Opfer selbst immer wieder fragen, ob sie eine Mitschuld an der Tat haben – und ob sie sie hätten verhindern können.

Trotz der zahlreichen #MeToo-Debatten zeigt sich auch gerade wieder im Fall Rammstein, dass die Gesellschaft vieles noch immer nicht gelernt hat. Statt den Frauen zu glauben, werden sie als Lügnerinnen verunglimpft. Auch uns bei Campact erreichten zahlreiche Rückmeldungen als Reaktion auf die WeAct-Petition „Keine Bühne für Rammstein“. Till Lindemann dürfe nicht vorverurteilt werden, solange seine Schuld nicht bewiesen sei – und dass die Frauen hätten wissen müssen, worauf sie sich einlassen.

Oftmals sind es auch die Täter, die sich die Täter*innen-Opfer-Umkehr zunutze machen, um selbst besser dazustehen. Zu beobachten ist das auch im Netz: Menschen, deren Kommentare aus Gründen gelöscht wurden, sprechen von vermeintlicher Zensur oder der Beschränkung der Meinungsfreiheit – und inszenieren sich so selbst als Opfer.

Victim Blaming: Was Du dagegen tun kannst?

Hass im Netz kann uns alle treffen. Es gibt jedoch Tipps, wie Du mit einem Hassangriff umgehen und gegen Hasskommentare vorgehen kannst:

Opfer von sexualisierter Gewalt sind niemals schuld! Wenn Dir jemand von einer sexuellen Belästigung oder einer Vergewaltigung berichtet, gilt in erster Linie: Stelle Dich auf die Seite des Opfers. Höre Deinem Gegenüber richtig zu und frage gezielt nach, wie Du helfen kannst oder was die Person jetzt braucht, damit es ihr besser geht.

Biete Deine Hilfe an – ob bei der Begleitung zur Polizei, bei Gesprächen mit anderen Freund*innen oder Familie oder im Alltag. Sei einfach da und akzeptiere auch die Grenzen des Opfers. Treffe keine Entscheidungen über ihren*seinen Kopf hinweg – die Entscheidung zur Polizei zu gehen oder nicht, liegt bei der betroffenen Person.

Wenn Du Hass im Netz beobachtest, dann kannst Du die Hasskommentare melden. Wie das genau geht und was Du dabei beachten kannst, das haben wir hier für Dich zusammengefasst.

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