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Sommer, Sonne, Aktivismus

Wochenlange Brände in Griechenland, Hochwasser in Slowenien – die Klimakrise macht keine Sommerpause. Lies hier den ersten Beitrag von Fridays for Future im Campact-Blog.

Die Fotocollage zeigt zwei Bilder aus Griechenland: Einmal als Urlaubsparadies und dann die massiven Waldbrände auf Rhodos.
Massive Waldbrände im griechischen Urlaubsparadies, Foto: Imago

Deutschland macht Sommerferien und alle sehnen sich nach Sommer, Sonne, Kuchengabel. Stattdessen erleben wir wochenlange Brände in Griechenland, die Schlagzeilen lauten erst „Urlauber*innen werden aus Hotels evakuiert“ und seit einer Woche wieder „Urlauber fliegen auf die Feuerinsel“.

Vielleicht ein Sinnbild dafür, wie momentan in Europa mit der Klimakrise umgegangen wird. Zwar holt uns immer wieder der Realitätsschock ein, aber wenn gerade kein Unwetter vor unserer Haustür passiert, unser Haus brennt wie auf Rhodos oder unter Wasser steht wie aktuell in Österreich, Kroatien und Slowenien, wo die Straßen, die zu sumpfigen Flüssen werden, nicht nur dystopisch, sondern tödlich sind – dann ist in vielen Teilen Europas das Motto: Sommer, Sonne, Kuchengabel!

Wenn man nicht gerade beim Stadtbummel von einem Hagelsturm überrascht wird, der die Straßen nicht nur weiß, sondern praktisch unbefahrbar macht – so wie vergangene Woche in Reutlingen –, dann lässt sich die Krise hier oft noch leicht vergessen. Dann sind vor allem Sommerferien, und: politische Sommerpause.

Krisen ignorieren ist ein Privileg

Die Entscheidungsträger*innen des Landes essen Eis am Trevi-Brunnen in Rom oder versuchen, mit ihrer Urlaubswahl politische Statements zu setzen, wie Bundesjustizminister Buschmann. Was vermittelt wird, ist das Gefühl der Sorglosigkeit, die Möglichkeit, trotz der Politisierung des Urlaubs den Arbeitsalltag ablegen zu können, die anstehenden Entscheidungen verschieben zu können. Und vor allem: das Privileg, Krisen zu ignorieren.

Willkommen im Campact-Blog

Schön, dass Du hier bist! Campact ist eine Bürgerbewegung, mit der über 2,5 Millionen Menschen für progressive Politik streiten. Das Team von Fridays for Future Berlin schreibt seit August regelmäßig im Wechsel für den Campact-Blog. In dieser Woche stammt der Text von Paula, Pressekoordinatorin von Fridays for Future.

Während unsere gewählten Vertreter*innen also kurzerhand den Krisenmodus ablegen und im Sommerloch verschwinden, tauchen nicht nur vermeintlich gefährliche Wildtiere auf. Die tatsächliche Gefahr, die wir in diesen Sommerwochen wahrnehmen, ist die Stimmungsmache gegen progressive Politik. Wenn auch der Sommer Pause macht, wird Twitter überflutet von angeblichen Klima-Wissenschaftler*innen, die selbstüberzeugt proklamieren, bei diesem Wetter könne die Klimakrise ja gar nicht so schlimm sein. Diese unkreativen, altbekannten Spitzen der Verleugnung werden ergänzt von Journalist*innen, die beteuern, warum Klimaschützer*innen nerven würden. Statt aufzuklären, wie sich häufende Extremwetterereignisse und die Klimakrise zusammenhängen, zitieren Spiegel, Zeit und Co. Stimmen, die behaupten, die Energiewende sei nur durch Innovation zu schaffen und sowieso – ein Verbrennerverbot beschleunige doch die Klimakrise, ob das nicht logisch sei. 

Ganz Deutschland macht Pause. Wirklich?

Die Kuchengabel und das sorglose Sommergefühl werden von der politischen Elite des Landes lediglich für die etablierte Instanz der sommerlichen Selbstdarstellung abgelegt: das ARD-Sommerinterview. Doch statt endlich handfeste Pläne für die Energiesicherung des Landes oder sozial-gerechte Sanierungen vorzulegen, erleben wir auch dort eine gefährliche Tendenz: Faschist*innen wird der Weg geebnet, wo eine stabile Brandmauer angekündigt wurde, sehen wir ein gemeinsames Lagerfeuer und nach einstimmigen Verhandlungen gibt es noch ein Bier dazu. 

Ganz Deutschland scheint also Pause zu machen, Sommer und Sonne wo möglich zu genießen. Ganz Deutschland? Nein. Denn auch die Sommerpause ist ein riesiges Privileg. Der Großteil der Bevölkerung hat für den Sommer im Schnitt 12,2 Urlaubstage. Sechs Wochen den Alltag ablegen, den Krisen entfliehen, das funktioniert nicht für geringverdienende Berufseinsteiger*innen, alleinerziehende Mütter oder hauptverdienende Väter. 

Die Klimakrise wartet nicht

Zumindest ein großer Teil der Studierenden und Schüler*innen teilt das Privileg von freier Sommerzeit. Aber wenn wir ehrlich sind: Für viele junge Menschen heißt das, jede freie Minute zu nutzen, um gegen die Klimakrise anzukämpfen, von der sie wissen, dass sie keine Pause macht, während und nur weil es scheinbar alle tun. Junge Menschen kämpfen auch gegen Krisen an, um nicht selbst die Krise in dieser Sommerzeit zu bekommen, die sich als Stillstand tarnt, aber keiner ist.

Vorerst stellt die Klimakrise keine Entlastung in Aussicht. Gerade deshalb braucht es in Krisenzeiten Momente des Durchatmens: Natürlich können wir nicht unendlich rennen. Für alle braucht es manchmal Sommer, Sonne, Kuchengabel. Aber diese sechswöchige Sommerpause kann nie eine für alle sein, solange sie für die verstärkte Verbreitung konservativer und rechter Propaganda genutzt wird.

Aktivismus leben, globaler Klimastreik am 15. September

Wir dürfen nicht zulassen, dass diese sogenannte Pause nur von Akteuren wie der sogenannten AfD ausgefüllt wird. Und das werden wir nicht. Aktivismus ist wichtiger denn je, und wem es in dieser Zeit möglich ist, die*den rufen wir auf und laden ein: Schließt euch an! Lasst uns Haltungen ändern und Sommer, Sonne, Aktivismus leben.

Mehr Infos zum globalen Klimastreik findest Du auf der Website von Fridays for Future.

Aktuell laufen die Vorbereitungen für den Globalen Klimastreik am 15. September auf Hochtouren. Unterstützung braucht es jetzt schon und besonders jetzt! Sommer, Sonne, Kuchengabel ist und bleibt ein Privileg, das die Realität der Klimakrise ignoriert und einen Pausenknopf betätigt, wo keiner ist. Doch wir lassen uns von Krisen nicht lähmen, konstruieren keine Entlastung, wo sie nicht ist, sondern setzen uns solidarisch für eine lebenswerte Zukunft ein. Gerade heißt das: Sommer, Sonne, Aktivismus.

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Autor*innen

Fridays for Future ist Teil der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung. Seit 2018 mobilisieren sie Millionen für Klimagerechtigkeit und den Kampf gegen die Klimakrise auf die Straßen. Mit ihren Freitagsstreiks bauen die Aktivist*innen politischen Druck auf und kämpfen gegen Ungerechtigkeiten. Alle Beiträge

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