Umwelt WeAct
Schönheit ohne Mikroplastik
Seit 2018 setzt sich der Verein Ocean. Now! für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln ein. Nun hat die EU endlich beschlossen, Mikroplastik weitgehend zu verbannen. Klar, die Regelung könnte noch progressiver sein, die Übergangsfrist für Hersteller deutlich kürzer. Ein Grund zum Feiern ist es trotzdem!
Eine Petition, zahlreiche Kunstprojekte und -ausstellungen, jahrelange Ausdauer – und dann der Erfolg! Der Verein Ocean. Now! hat lange dafür gekämpft, im Sommer 2023 war es dann so weit: Die EU führt ein gesetzliches Verbot für den Verkauf von Mikroplastik und die Zusetzung in unter anderem Kosmetikartikeln ein.
Eigentlich ist es ganz logisch: Kosmetikprodukte mit Mikroplastik sind extrem schädlich. Die kleinen Plastikpartikel in Kosmetik und Reinigungsmitteln landen besonders häufig im Abwasser; und damit in der Kanalisation, im Meer, in der Umwelt. Dabei gibt es für die meisten Artikel längst plastikfreie oder biologisch abbaubare Alternativen, zahlreiche Hersteller machen es vor. Trotzdem hat das die Kosmetikindustrie bisher wenig gekümmert – mit verheerenden Folgen.
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Mikroplastik ist überall
Mikroplastik ist überall: im Ozean, im menschlichen Blutkreislauf, in der Luft. Und es verändert den Planeten – und zwar nachhaltig und unumkehrbar. Ein internationales Forscherteam hat gerade erst herausgefunden, dass die planetare Grenze für die Verschmutzung der Umwelt durch Plastik und Chemikalien überschritten ist. Das heißt: Wir haben viel zu lange viel zu viel Mikroplastik und Pestizide in die Umwelt gespült.
„Schluss mit der Plastikdusche“
Dass Mikroplastik in der Umwelt ein Problem ist, ist schon lange bekannt. Das Team von Ocean. Now! setzt sich bereits seit Jahren mit der Gefahr für den Ozean auseinander. Der gemeinnützige Verein wurde 2018 gegründet, um die Meere vor der Plastikflut zu retten. Was dabei nicht fehlen durfte: eine Petition bei WeAct, der Petitionsplattform von Campact. Unter dem Titel „Schluss mit der Plastikdusche! Toxisches Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln verbieten“ wurde die damalige Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) aufgefordert, Mikroplastik sofort zu verbannen.
WeAct-Petition gegen Mikroplastik erreicht über 130.000 Unterschriften
Was folgte, waren viele Jahre der kreativen Kampagnenarbeit und eine Hartnäckigkeit, die sich am Ende auszahlt. Zweimal haben die Aktivist*innen von Ocean. Now! die Petition mit heute über 130.000 Unterschriften übergeben: einmal 2019 an die damalige Umweltministerin Svenja Schulze und dann Anfang 2022 an die heutige Staatssekretärin des Umweltministeriums Bettina Hoffmann.
Kampagne von Ocean. Now! in Schulbüchern
Begleitet wurde die Kampagne unter anderem von einer Serie aus Kunstprojektionen des Kunstwerkes Microplastics II der Konzeptkünstlerin Swaantje Güntzel, mit der die Meeresschutzorganisation zusammenarbeitet. An verschiedenen Standorten in Berlin, später auch an anderen Orten, wurden Bilder projiziert von Menschen, deren Gesichter voller Plastikpartikel waren. Aus der Nase lief jeweils ein Rinnsal Blut. Aus dem Anfangswerk entstand das Projekt „In Your Face“, eine Porträtserie von bekannten Gesichtern, mit Plastikpartikeln, die an Stränden in der ganzen Welt gesammelt wurden. Das Projekt wanderte seit 2021 als Ausstellung durch ganz Deutschland – bis hin zur UN Ozeankonferenz nach Lissabon, zur Berlin Photo Week und in ein Schulbuch, wo es Schüler*innen als Inspiration zur Diskussion dienen soll.
Doch damit war es nicht getan: Ocean. Now! initiierte offene Briefe, Video-Clips mit Stimmen von Unterstützer*innen, die sich an die Ministerien wendeten und Fotoaktionen mit dem Hashtag #banmicroplastics. Der Verein übte öffentliche Kritik an der „freiwilligen Selbstverpflichtung“ der Wirtschaft im Jahr 2020 und baute sich im Laufe der Zeit ein großes internationales Netzwerk auf. Insgesamt zehnmal leitete Ocean. Now! außerdem Workshops für Kinder, in denen die Themen Plastikmüll und Mikroplastik kreativ beleuchtet werden.
Als das Thema 2020 von Deutschland auf die EU Ebene verlagert wurde, richteten sich die Briefe und kreativen Aktionen zusätzlich an die Entscheidungsträger*innen in Brüssel. Es wurden Postkarten an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versendet und parallel dazu Bündnisse mit Herstellern geknüpft, die bereits ohne Mikroplastik arbeiteten. In den Jahren der Pandemie gab es zudem virtuelle Eventserien, bei denen Wissenschaftler*innen aus Meeresbiologie und Chemie eingeladen wurden, über Fragen der Themen Mikroplastik, toxisches Leben und Verbundenheit zur Natur zu sprechen.
Übergangsfrist für Kosmetikhersteller noch zu lang
Im Sommer 2023 hat die EU nun das gesetzliche Verbot für Mikroplastik beschlossen. Ein großer Erfolg einer umfangreichen Kampagne! Aber die Übergangsfristen für Kosmetikhersteller sind viel zu lang: Zwölf Jahre sollen sie Zeit haben, bis sie ihre Make-up Produkte von den Plastikpartikeln befreien.
Mikroplastik wird verboten – doch es gibt noch viel zu tun. Gemeinsam mit sieben NGO-Partnern und Stiftungen forderte Ocean. Now! zwölf große Make-up-Produzenten auf, die Frist freiwillig zu verkürzen. Einige der Firmen meldeten sich darauf zurück und kamen mit Ocean. Now! ins Gespräch – der Dialog hält bis heute an. Ocean. Now! bleibt dran und wird genau verfolgen, ob und wie die Wirtschaft auf die neuen Regelungen reagiert. Der Verein wird sich weiter dafür einsetzen, dass Mikroplastik auch in anderen Bereichen reduziert und verboten wird – vielleicht auch mit einer neuen Petition auf WeAct.