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Erfolg: Ostdeutsche Ackerflächen atmen auf

Fast zwei Jahre haben die Landwirtinnen Gesine Langlotz und Dorothee Stertz gekämpft, jetzt zahlt sich ihre Hartnäckigkeit aus: Hektarweise Ackerfläche im Osten wird nicht weiter privatisiert, sondern verpachtet. Und das erstens dauerhaft und zweitens ökologisch und gemeinwohlorientiert. Ein toller Erfolg.

Protest vor dem Finanzministerium zum Thema Agrarflächen in Ostdeutschland.
Protest vor dem Finanzministerium. Foto: C. Grodotzki / Campact

Neue Ackerflächen sind in Ostdeutschland fast so schwer zu finden wie eine bezahlbare Wohnung in Berlin, München oder Hamburg. Dabei stünden zwischen Ostsee und Erzgebirge rund 90.000 Hektar für die regionale Lebensmittelproduktion zur Verfügung. Doch das wertvolle Land sollte verscherbelt werden: an Investoren, die auf steigende Preise spekulieren. Auf der Strecke bleiben Bäuer*innen, die kein Land finden, um einen Hof zu gründen und regionale und ökologische Lebensmittel zu produzieren.

DDR-Eigentum meistbietend verkauft

Die Flächen, um die es geht, waren ehemals Staatseigentum der DDR. Jahrelang wurden sie von der Bodenverwertungs und -verwaltungs GmbH (BVVG) meistbietend – oftmals zu Millionenbeträgen – verkauft: an Agrarkonzerne, Finanzinvestoren oder Unternehmen wie ALDI und Versicherungen wie Munich Re. Immer mehr Großinvestoren spekulierten auf steigende Bodenpreise, üppige Pachten und EU-Subventionen – je größer die Fläche, desto mehr. Zu Beginn des Verkaufs waren die Acker-, Wald- und Wiesenflächen zusammen so groß wie Thüringen – heute ist mit rund 90.000 Hektar nur noch ein vergleichsweise kleiner Teil übrig. 

Den zumindest wollte die Ampel schützen. Das kann sie auch, denn die BVVG untersteht dem Bundesfinanzministerium; die Flächen gehören also dem Staat. In den Koalitionsverhandlungen der Ampel war der drohende Ausverkauf Thema. Am Ende stand sogar die Einigung: Die Flächen sollten für „Klima- und Artenschutz“ genutzt und an „ökologisch wirtschaftende Betriebe“ verpachtet werden. Die Ampel war kurz davor, genau das umzusetzen – doch dann sabotierte der Finanzminister höchstpersönlich. Das Ministerium von Christian Lindner (FDP) ließ durchblicken, dass es den Kompromiss um die BVVG-Flächen nicht mitträgt.

Petition: Gentechnik regulieren! 

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Landwirtinnen gegen Lindner

Das wollten zwei junge Landwirtinnen Lindner nicht durchgehen lassen. Mit einer WeAct-Petition prangerten Gesine Langlotz aus Sachsen-Anhalt und Dorothee Sterz aus Thüringen den angekündigten Vertragsbruch an, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Gesine Langlotz hätte nach zwei Jahren Suche selbst fast aufgegeben. Gemeinsam mit anderen Landwirtinnen und Landwirten wollte sie einen Hof gründen – und ist wie viele fast an den Bodenpreisen gescheitert. 

„Bei den derzeitigen Zuständen auf dem Bodenmarkt kann es keine weiteren landwirtschaftlichen Betriebsgründungen geben.“

Gesine Langlotz 

Doch für Gesine Langlotz galt es, die restlichen 90.000 Hektar vor Investoren zu schützen. Denn solange die Fläche in öffentlicher Hand sind, hat die Regierung vollen Gestaltungsspielraum. Das Land muss für Klima- und Artenschutz und ökologische Landwirtschaft genutzt werden, so steht es im Koalitionsvertrag. Es sollte also an Personen verkauft werden, die genau das vorhaben – und nicht an Investoren, denen das Land an sich egal ist. 

150.000 Unterschriften gegen Privatisierung der BVVG-Flächen

Die WeAct-Petition der Junglandwirtin Gesine Langlotz und ihrer Kollegin Dorothee Sterz sammelte 150.000 Unterschriften. In einer gemeinsamen Aktion mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft stellten sich Bäuer*innen vor das Finanzministerium und forderten Lindner in Sprechchören auf, endlich den Weg für eine gemeinwohlorientierte Verpachtung des Ackerlands freizumachen. 

Drei Gründe, die für WeAct sprechen

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Auch in der langen Hängepartie, in der sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) und Christian Lindner sich nicht einigen konnten, blieben die Bäuerinnen und die AbL aktiv. Die AbL führte immer wieder Gespräche mit beiden Ministerien und sorgte dafür, dass das Thema nicht versandete.  

Im Dezember 2022 folgte der erste große Etappensieg: Die Ackerflächen sollten nicht mehr verkauft, sondern nur noch verpachtet werden. Und jetzt, fast zwei Jahre nach dem Start der Petition, ist auch der zweite Schritt erreicht: Die Flächen werden nach ökologischen und gemeinwohlorientierten Kriterien verpachtet. So haben endlich auch wieder Junglandwirt*innen aus der Region wie Gesine und Dorothee endlich wieder eine Chance, einen Hof zu gründen. 


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Ganz wichtig: Für Rechtspopulist*innen oder andere Demokratie-Feinde hat WeAct keinen Platz. Wir unterstützen Petitionen, die sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt vorantreiben. Reichweite und Beratung kann man bei WeAct nicht kaufen – wir arbeiten mit Deiner Petition aus Überzeugung!

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Autor*innen

WeAct ist die Petitionsplattform von Campact – einer Kampagnen-Organisation, die sich mit über drei Millionen Menschen für progressive Politik einsetzt. Im Campact-Blog berichtet das Team von WeAct regelmäßig über laufende Petitionen und aktuelle Erfolge. Alle Beiträge

32 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ja, die Erde gehört allen.
    Und es ist richtig, dass endlich auch ökologisch ,gentechnikfrei und mit Achtung vor Tieren,Pflanzen und erst recht vor der Gesundheit der Menschen Nahrungsmittel erzeugt und verkauft werden!!!
    Da geht es um Respekt vor der Schöpfung und nicht um Gewinnmaximierung!!
    Herzlichen Dank für Ihren wirkungsvollen Protest und diesen zutiefst demokratischen Ansatz fürs Wirtschaften.
    Mögen viele , sehr viele Menschen begreifen, dass Gemeinwohl zutiefst demokratisch ist.
    Und es ist auch gut, dass Politiker dies durchführen. denn ehrlich gesagt, ich möchte nicht Politikerin sein , bei soviel Geschimpfe. Danke Marianne

  2. Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg des Agrarlandverkaufs!
    Die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region benötigen diese Unterstützung, um ihnen eine weitere Entwicklung zu ermöglichen. Meiner Meinung nach sind Ackerflächen auch nicht dazu da die Gewinne aus Handel oder Industrie zu sichern.
    Mit der Kampagnenarbeit leisten Sie einen wertvollen Betrag für unsere Gesellschaft.

  3. Jau, so ist das mit den Investoren: Diese versuchen, daß Bodenflächen anstatt Lebensmittel Geld abwerfen und wundern sich dabei, daß es Ihnen dabei länger schlechter gehen kann als denen, die Sie über den Tisch ziehen wollten

  4. Herzlichen Glückwunsch!
    Ich freue mich, dass die verbliebenen 9% jetzt nicht auch noch verhökert werden. Es bleibt aber mein Verdacht, dass der Staat sich jetzt „einsichtig“ und auf das Thema aufmersam gemacht gibt, nachdem schon 91% des kostbaren Landes über den Tisch gegangen sind. Ich glaube, da will man einfach nur auf den letzten Meter eine gute Figur abgeben.
    Für Eure Initiative ist es in jedem Fall ein Erfolg, weil man die letzten Reste sonst auch noch meistbietend verkauft hätte.

  5. wie will man den Ausverkauf der Agrarflächen verhindern da müsste man das Spekulieren
    mit Agrarflächen verbieten.

    • Ja, genau! Für mich ist das mit dem Agrar-Boden genau so wie mit Wasser: Beides sind Natur-Güter zum Gebrauch für die Allgemeinheit! Jeder Spekulations- und Rendite-Mißbrauch damit ist zu verbieten und strafrechtlich zu ahnden!
      —————————————————————————————————

  6. warum dürfen Landwirte und Landwirtinnen nicht ihre Preise selbst bestimmen?
    warum bestimmt die EU wie ein Obst oder ein Gemüse aus zu sehen hat es wird immer
    gesagt das die Massentier Haltung ab geschafft werden soll und mehr für das Tier wohl
    getan wird nur es bewegt sich nichts es wird nur geredet und ändern wird sich nichts
    das liegt an uns Verbrauchern wir wollen mehr Tier wohl aber nicht mehr da für bezahlen.

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