Klimakrise Protest
Zwischen Strategietagung und Feriencamp – der Sommerkongress von Fridays for Future
In der vergangenen Woche fand der jährliche bundesweite Fridays for Future-Sommerkongress in Halle statt. Zwei junge Aktivist*innen berichten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.
Olympia, Strandbad, Eisessen: Es gibt viele Gründe, sich in den Sommerferien ausnahmsweise mal nicht mit Klimapolitik auseinanderzusetzen. Zwischen Aktionen und Demonstrationen einfach mal eine Auszeit nehmen – das wäre doch was für die Sommerferien. Aber die Klimakrise macht leider keine Sommerpause. Buschbrände in Australien, Überschwemmungen in Bangladesch, Waldbrände in Kalifornien. Jetzt im Sommer spüren wir die Klimakrise in vollem Ausmaß. Sie zu ignorieren, untätig zu bleiben, das fällt schwer.
Der Sommerkongress von Fridays for Future ist ein Ort, um sich über die vielen Themen und Ungerechtigkeiten auszutauschen und sich zu vernetzen. Ein Ort für Klimaängste und Strategiebesprechungen, aber auch für Utopien und Zukunftspläne. Irgendwo zwischen Strategietagung und Sommercamp.
Wissen mitnehmen für zukünftige Proteste
Hunderte Aktivist*innen verschiedener Ortsgruppen sind dafür Ende Juli nach Halle an der Saale gereist. In den folgenden Tagen wurde viel Neues gelernt und eigenes Wissen weitergegeben. Gemeinsam hat man auf bereits Erreichtes zurückgeblickt – vor allem wurde aber der Blick nach vorne gerichtet. Wir haben uns gegenseitig die Hoffnung und die Energie gegeben, auch im kommenden Jahr aktivistisch für unsere Zukunft einzustehen. Jeden Tag gab es Workshops zu den verschiedensten Themen wie Klimakrise und Menschenrechte, Kampagnenarbeit, Lobbyismus, Pressearbeit und vielen weiteren Aspekten.
Wir haben diskutiert, wie wir als Bewegung strategisch weitermachen wollen, haben uns auf den Klimastreik am 20. September und die Landtagswahlen im Herbst, sowie die Bundestagswahlen 2025 vorbereitet. Selbstverständlich blieb auch Zeit zur Vernetzung, sodass wir uns untereinander kennenlernen konnten: Karaoke singen, Volleyball und „Capture the Flag“ spielen, Filme schauen, Improvisationstheater und Basteln am Kreativtisch standen entsprechend auch auf dem Programm.
Ob beim Essen, bei Vorträgen oder Vorstellungsrunden, ständig lernte man neue, spannende Menschen kennen und tauschte sich aus. Mal über die desaströse Finanzpolitik von Christian Lindner, mal über den letzten Workshop, mal auch einfach nur über Olympia-Ergebnisse. Von Tag zu Tag konnte man immer mehr Menschen mit auf dem Sommerkongress bedruckten Siebdruck-Pullovern oder T-Shirts sehen. Beigetragen zur tollen Stimmung haben nicht nur die coolen Aktivitäten und Menschen, sondern auch das großartige Essen der Küfa (Küche für alle), die mehrmals täglich für alle Teilnehmenden kochte.
Kraft für die zweite Jahreshälfte
Als große Bewegung ist für uns klar, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Damit ein so großer Kongress funktioniert, der nur auf ehrenamtlichen Füßen steht, haben wir natürlich alle mit angepackt. Essensausgabe, Ordnung und Sauberkeit des Geländes oder der Aufbau der Camp-Infrastruktur waren Teamarbeit.
Zum krönenden Abschluss gab es ein gemeinsames Abschluss-Plenum, in dem die Ergebnisse unseres Kongresses nochmal mit über zweihundert Aktivist*innen zusammengetragen wurden. Nach einem fantastischen Konzert mit der Band Brass Riot sowie den Musikern Bruneau und Mondmann und einer Party mit DJ Ali aus Essen, konnten wir am Mittwoch voller Kraft in die zweite aktivistische Jahreshälfte starten.
Und Kraft brauchen wir jetzt mehr denn je, denn während ganz Deutschland Urlaub macht, möchte die Bundesregierung in Absprache mit dem Land Niedersachsen und der Niederlande ein Erdgasfeld bei Borkum in der Nordsee erschließen. Gasbohrungen in der Nordsee wären ein Novum, sie würden ein Festhalten an der fossilen Energie bis mindestens 2060 bedeuten, mindestens 35 Jahre will die niederländische Firma ONE-Dyas die Stätte betreiben. Aber: Noch können wir das verhindern! Viele der Genehmigungen, die von deutschen Behörden ausgestellt werden sollen, sind noch nicht erteilt – diese gilt es also zu stoppen. Nach dem Sommerkongress ist somit wie vor dem Sommerkongress: Der Protest geht weiter.
Borkum: Petition und Demo
Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, hat eine Petition von Fridays for Future Deutschland an Politiker*innen aus Niedersachen und dem Bundestag bereits über 65.000 Unterstützer*innen. Unterzeichne auch Du, um die geplante Gasförderung vor der Insel Borkum zu stoppen:
Am Samstag, den 10. August, demonstriert Fridays for Future gemeinsam mit lokalen Akteur*innen auf der Insel Borkum. Aus ganz Deutschland und den Niederlanden reisen junge und alte Menschen, Familien und Organisationen an, um eine klare rote Linie zu zeigen. Wir lassen nicht zu, dass dieses Gasprojekt genehmigt wird!
Sei dabei: Am Samstag, 10. August um 14:30 Uhr starten wir am Inselbahnhof Borkum.
Wer noch nie auf Borkum war, hat jetzt die einmalige Chance, einen Strandbesuch mit dem Einstehen gegen fossile Expansion zu verbinden.