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Die Welt des Friedrich Merz 

Vom „Genderwahn“ bis zum Lob für Besserverdienende: Wofür steht der Kanzlerkandidat der CDU?

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat, hält auf dem Deutschlandtag der Jungen Union eine Rede.
Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat, hält auf dem Deutschlandtag der Jungen Union eine Rede. Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen

„Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht’s“ – mit diesen Worten schickte CSU-Chef Markus Söder den Vorsitzenden der großen Schwesterpartei CDU vor wenigen Wochen ins Rennen um den Posten des Bundeskanzlers. Merz will seit Jahren an die Spitze der Politik. Nach zwei gescheiterten Versuchen ist der Jurist seit Dezember 2021 Chef der CDU. Die Bundestagswahl wird sein großer Augenblick. 

Doch wofür steht der als konservative und wirtschaftsliberal geltende Kandidat? Welche Positionen vertritt er? Anbei eine Übersicht über zentrale Botschaften aus Merz’ Karriere. 

Merz leugnet Brandmauer 

Bislang fährt der CDU-Vorsitzende vor allem einen Kurs: Um die Stimmen der AfD zu minimieren, übernimmt er deren rechtspopulistische Rhetorik. Die Brandmauer zur AfD, die er 2021 ankündigte, verleugnet er mittlerweile: „Das Wort Brandmauer hat nie zu unserem Sprachgebrauch gehört.”

Dass Merz gerade jetzt, wo die Rechtsextremen erstmals stärkste Kraft in einem Landtag sind, das CDU-Bekenntnis zur Brandmauer leugnet, ist ein fatales Signal für unsere Demokratie. Und Teile der Partei greifen diese Linie bereitwillig auf: In Sachsen-Anhalt hat eine Mehrheit aus CDU und AfD beschlossen, eine Veranstaltung zur Würdigung Ehrenamtlicher abzusagen. Und das in einer Zeit, in der Initiativen, Vereine und Verbände für eine gelebte Demokratie eine tragende Bedeutung haben.

Die Nähe zwischen Union und AfD zeigt sich jüngst auch im EU-Parlament. Abgeordnete der CDU/CSU haben erstmals für einen AfD-geführten Antrag gestimmt. Im Antrag geht es um die Finanzierung von Grenzzäunen. Union und AfD verschieben damit gemeinsam die europäische Migrationspolitik weiter nach Rechtsaußen. Ihr Motto: Abschottung statt Menschenrechte. 

Gegen Geschlechterparität

Für den Fall eines Wahlsieges will sich der CDU-Chef Merz nicht auf eine Geschlechterparität in einer CDU-geführten Bundesregierung festlegen. „Wir tun damit auch Frauen keinen Gefallen“, sagte er in einem Interview mit den Sendern RTL und ntv. Als Begründung führte er das Scheitern der SPD-Politikerin Christine Lambrecht an, die Anfang 2023 nach diversen Pannen als Verteidigungsministerin zurückgetreten ist. 

Das Problem: Merz stellt damit alle Frauen unter Generalverdacht. Die diversen Fehlbesetzungen männlicher Politiker spielen für ihn offenbar keine Rolle. Neben Frauen hat Merz auch das Thema Gendern auf dem Kieker. Im Juni 2023 behauptete er auf seinem X-Account, dass Gendern schuld am Zuwachs der AfD sei. Damit macht der CDU-Chef – genau wie die AfD – geschlechtergerechte Sprache zum Wahlkampfthema. 

Für Vergewaltigung in der Ehe 

Vergewaltigung in der Ehe war lange Zeit ganz legal. Erst am 15. Mai 1997 beschloss der Bundestag, dass Vergewaltigung nicht nur „außerehelich“ einen Strafbestand darstellt. Eine große Mehrheit von 471 Abgeordneten stimmte dafür. 35 Abgeordnete enthielten sich und 138 Abgeordnete stimmten gegen das neue Gesetz – fast ausschließlich Männer der schwarz-gelben Regierungskoalition; darunter auch Friedrich Merz. 

Merz wettert gegen Klimaschutz 

Merz’ Herz schlägt schon lange für fossile Energien, das wird er als Kanzler sicher nicht ändern. Zwischen 2016 und 2020 arbeitete er als Lobbyist und Aufsichtsratsvorsitzender für den US-Finanzriesen Blackrock, der massiv in fossile Energien investiert.   

Im April 2023 sagte der CDU-Chef: „Es ist eben nicht so, dass morgen die Welt untergeht.“ Klimaschutz in der Politik hält Merz für überbewertet. Passend dazu forderte er auch knapp ein Jahr später, das 2023 von der EU beschlossene Verbrennerverbot zurückzunehmen. Dabei wird gerade im Verkehrssektor immer noch viel zu viel CO₂ ausgestoßen – vor allem durch Autos mit Verbrennungsmotor

Mehr Respekt für Besserverdienende 

Geld war in Merz’ Karriere schon oft Thema. Wie viel er außerhalb seines Amtes als Bundestagsabgeordneter verdiente, wollte er beispielsweise 2006 keinesfalls zugeben: Gemeinsam mit acht Kollegen klagte Merz in Karlsruhe gegen ein Gesetz, das mehr Transparenz bei den Einkünften der Abgeordneten forderte. 

Das Bundesverfassungsgericht wies die Anträge zurück. Seit 2007 müssen Abgeordnete ihre Nebeneinkünfte offenlegen; die Regeln zur Offenlegung wurden seitdem mehrfach verschärft. 

Auch in seiner Rolle als CDU-Chef und Kanzlerkandidat forderte Merz jüngst mehr „Wertschätzung für finanziellen Erfolg“ und verteidigte dabei seinen früheren Millionenverdienst in der freien Wirtschaft. Seine Begründung: Er habe einfach viel gearbeitet. Klar.

Auf die Steuerpläne der SPD, mit der 95 (!) Prozent der Steuerzahler entlasten werden sollen, behauptete Merz, die Reformen seien eine Belastung für den Mittelstand. Dabei plant die SPD, nur das einkommensstärkste Prozent stärker zu besteuern – also Einkommen ab 15.000 pro Monat. Das Durchschnittsnettoeinkommen in Deutschland liegt bei knapp 2.400 Euro. Von Mittelstand kann also keine Rede sein.




Wird Merz bei der nächsten Bundestagswahl Kanzler, dann müssen wir uns auf eine Politik des Rückschritts vorbereiten. Auf eine Politik, in der Abschottung vor Menschenrechten steht. Eine Politik für reiche und für weiße Männer. Eine Politik gegen Klimaschutz und damit auch gegen Menschenschutz. Eine Politik, die im Zweifel auch mit der Hilfe von Rechtsextremen durchgedrückt wird. 

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