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Die dreckige Lüge vom sauberen Gas

In Berlin diskutieren im Dezember Lobbyisten beim World LNG Summit, wie Deutschland zukünftig Gas nutzen kann – und verbreiten dabei Lügen über das "saubere Gas". Fridays for Future hält mit einer Demo dagegen.

Teilnehmende beim Protest gegen Gas-Förderung vor der Nordsee-Insel Borkum Anfang August.
Teilnehmende beim Protest gegen Gas-Förderung vor der Nordsee-Insel Borkum Anfang August. Foto: Lukas Stratmann / Fridays for Future

Es sind turbulente Zeiten, in denen wir uns befinden und das gilt auch für den Klimaschutz. Trump wurde wiedergewählt, bei der UN-Klimakonferenz wurde ein viel zu kleines Finanzpaket ausgehandelt. Jetzt steht ein weiteres besorgniserregendes Ereignis auf der Agenda: der „World LNG Summit“ (Welt-LNG-Gipfel). Vom 9. bis zum 12. Dezember treffen sich in Berlin Lobbyist*innen der Gasbranche. Sie wollen die Welt davon überzeugen, dass das Flüssiggas LNG nachhaltig und klimafreundlich, kurzum die perfekte Energiequelle für die Zukunft, ist. Selbst ein Staatssekretär des grünen Kanzlerkandidaten Robert Habeck, Stefan Wenzel, wird auf dem LNG-Gipfel eine Rede halten. Es scheint, als sei die Lobbyarbeit der Gaskonzerne bisher gut gelaufen.

Die Bundesregierung ist begeistert vom Gas. Gleich zwei neue Gasfelder sind in Deutschland geplant. In der Nordsee soll vor Borkum nach Erdgas gebohrt werden und in Bayern am Ammersee. Aber das ist noch nicht alles. Um auch noch große Mengen an Flüssiggas importieren zu können, werden in der Ost- und Nordsee gerade große LNG-Terminals gebaut.

Kampangengrafik von Fridays for Future mit dem Text: Erdgasförderung vor Bo(h)rkum? Nicht mit uns!
Quelle: Fridays for Future

Mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, setzt sich Fridays for Future gegen die geplanten Bohrungen auf Borkum ein. Schließe Dich hier den Tausenden Unterzeichnenden an:

Aber was ist denn eigentlich so schlecht an Gas?


Jahrzehntelang haben Gaskonzerne die Erzählung verbreitet, Gas sei eine saubere Energie und eine klimaschonende Alternative. Das stimmt aber nicht. Das meiste Flüssiggas, das nach Deutschland importiert wird, kommt aus den USA. Dort wird es durch Fracking gewonnen. Bei diesem Prozess wird sehr viel Methan freigesetzt, ein Treibhausgas, das 28 Mal mehr zur globalen Erwärmung beiträgt als CO₂. Außerdem kommt es durch Fracking zu massiven Umweltschäden in den Förderregionen. Für die Menschen, die dort leben, ist das absolut ungesund.

Gas ist also schädlich für das Klima und die Menschen. Aber auch auf politischer Ebene ist der Import von Gas ein großes Problem. Der Großteil des importierten Gases kommt aus autoritären Staaten. Wenn wir jetzt anfangen, unsere Energieversorgung mit Gas aufzubauen, machen wir uns für Jahrzehnte von Ländern wie Katar oder Aserbaidschan abhängig. Mit Trump als Präsidenten ist auch eine Abhängigkeit von Flüssiggas aus den USA keine gute Alternative. Wie fatal die Folgen solcher Abhängigkeiten sein können, haben wir alle erlebt, als Russland uns den Hahn zugedreht hat.

Das Gas ist an sich überflüssig

Jetzt Verträge abzuschließen und teure Infrastruktur aufzubauen, bindet uns für Jahre daran, Gas zu nutzen. Dabei brauchen wir dieses Gas gar nicht. Eine sichere Energieversorgung ist auch mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien gewährleistet. Die Erneuerbaren wären sogar die sichere Variante: Deutschland wäre nicht auf andere Länder angewiesen und besser vor Stromausfällen durch Sabotagen oder Naturkatastrophen geschützt. Denn Solarparks und Windräder sind dezentral aufgebaut; das heißt, die Energie wird an vielen verschiedenen Orten erzeugt.

Kohle-, Gas- und Atomstrom werden hingegen an einem Ort durch ein großes Kraftwerk produziert. Es muss also nur ein einziges Problem an dem Ort der Stromproduktion geben und schon haben wir einen großflächigen Stromausfall. Mit erneuerbaren Energien kann ein lokales Problem viel einfacher ausgeglichen werden. Neben der größeren Sicherheit haben erneuerbare Energien auch finanziell große Vorteile. Energiepreise bleiben konstant und auf lange Sicht ist Strom aus Erneuerbaren deutlich günstiger als der aus fossilen Brennstoffen.

Wir nehmen das nicht hin

Eigentlich ist es ganz offensichtlich: Teures, unsicheres und klimaschädliches Gas auf der einen und günstige, sichere und nachhaltige Energien auf der anderen Seite. Trotzdem priorisiert die Politik die kurzfristigen Interessen der Gaskonzerne, statt des Wohlergehens der Bevölkerung.

Das sollten wir nicht einfach so hinnehmen. Besonders jetzt, wo die Bundestagswahl kurz bevor steht, müssen wir deutlich machen: Wir fordern Politik für die Mehrheit, nicht für die Konzerne. Die neue Bundesregierung darf uns nicht in neue fossile Abhängigkeiten führen und damit unsere Sicherheit und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens aufs Spiel setzen. Den LNG-Lobbyist*innen darf kein Gehör geschenkt werden.

Dafür werden wir sorgen. Während die Lobbyist*innen auf dem „World LNG Summit“ ihre Reden schwingen, werden wir uns draußen versammeln und die Wahrheit auf den Tisch legen. Am 10. Dezember demonstrieren wir vor dem Hotel Adlon (neben dem Brandenburger Tor) gegen LNG und für saubere Energieversorgung. Kommt dazu, ihr seid gebraucht. Um 16.30 Uhr geht’s los:

Klicke hier für mehr Infos zur Gas-Demo in Berlin
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Autor*innen

Fridays for Future ist Teil der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung. Seit 2018 mobilisieren sie Millionen für Klimagerechtigkeit und den Kampf gegen die Klimakrise auf die Straßen. Mit ihren Freitagsstreiks bauen die Aktivist*innen politischen Druck auf und kämpfen gegen Ungerechtigkeiten. Alle Beiträge

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