Europa Klimakrise
2024, das Jahr der traurigen Rekorde
Das Jahr 2024 war ein Jahr der Rekorde – jedoch nicht solcher, die wir feiern sollten. Höchsttemperaturen, Fluten und Artensterben zeigen: Die Klimakrise eskaliert schneller, als viele es für möglich gehalten haben. Die Rekorde im Überblick.
Überschwemmungen, Artensterben und Extremwetter: Während die Erde brennt und Lebensräume verschwinden, fehlt es an mutiger Klimapolitik in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. Das hat dazu geführt, dass das vergangene Jahr die Liste der Negativ-Rekorde anführt. Welche genau das sind und alle Quellen dazu findest Du hier.
Wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und Hitzerekorde weltweit
Mehrere Forschungsinstitute sind sich in diesem Punkt einig: 2024 war das wärmste Jahr der jüngeren Geschichte. Die globale Durchschnittstemperatur lag 1,54 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
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Außerdem war es der heißeste Sommer seit langem mit +0,69 Grad Celsius über dem Referenzzeitraum (1991–2020), die Rekord-Hitze-Jahre 2003 und 2018 mit eingeschlossen. Zu heiß und zu nass, so die Jahresbilanz des Deutschen Wetterdienstes. Dem stimmt auch der Copernicus-Klimawandeldienst der Europäischen Union zu. Copernicus stützt sich auf einen Datensatz, der auf Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt basiert.
Kein Kontinent der Erde erhitzt sich so schnell wie Europa. Das geht auch an Deutschland nicht spurlos vorüber: Das Frühjahr 2024 war das wärmste seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Der erste Hitzetag des Jahres mit 30,1 Grad Celsius wurde am 6. April gemessen, so früh wie nie zuvor. Auch der November war der bislang wärmste. Der europäische Süden ächzte unter Hitzewellen mit bis zu 43 Grad Celsius.
Der EU-Klimawandeldienst geht außerdem davon aus, dass wir zum ersten Mal die viel genannte 1,5-Grad-Grenze überschritten haben. Das bedeutet, dass die Erdtemperatur in 2024 zum ersten Mal mehr als 1,5 Grad höher gewesen sein wird als im vorindustriellen Zeitalter. Im Dezember lagen 16 der letzten 17 Monate über 1,5 Grad. Daran ist zwar auch das Wetter-Phänomen El Niño mit Schuld, jedoch ist der Durchschnitt entscheidend.
Entscheidend ist aber nicht das eine Jahr, sondern der langjährige Durchschnitt – auch der liegt bedenklich nah an 1,5 Grad, wenn sich die Erde weiter um 0,2 Grad pro Jahrzehnt erwärmt.
Nico Wunderling, Klimaforscher
Starke Regenfälle und Fluten
Einige Auswirkungen der Klimakrise, die im vergangenen Jahr viele Existenzen, Schicksale und auch einige Leben gekostet hat, waren starke Regenfälle und Fluten. Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 wurden so starke Regenfälle gemessen wie nie zuvor. Für Berlin, Hamburg, Bremen und Niedersachsen war es der nasseste Winter (Dezember 2023 – Februar 2024) seit Messbeginn. Im Frühjahr und Sommer traten viele Flüsse in Süddeutschland, aber auch anderen Landesteilen, über die Ufer und führten zu Fluten und Überschwemmungen.
Extreme Niederschläge und Fluten sind aber nicht nur in Deutschland ein Problem. Im Herbst richteten Hochwasser in Polen, Tschechien und Österreich arge Verwüstungen an. In Wien fielen am 17. August in nur einer Stunde 92 Liter Regen pro Quadratmeter: ein Rekordwert in der 152-jährigen Messgeschichte. In Ostafrika führten nach der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren verheerende Regenfälle zu Hochwasser und hunderten Todesopfern.
Solche Wetterextreme werden mit der Klimakrise weiter zunehmen, sagen Expert*innen.
Artensterben und Rückgang der Biodiversität
Seit 1970 beobachtet die World Wide Fund For Nature (WWF) die Veränderungen globaler Biodiversität. Dieser „Living Planet Index“ (LPI) ist ein guter Indikator dafür, wie es um die Artenvielfalt auf der Erde bestellt ist. Die Ergebnisse des neusten LPI 2024 zeigen: Es sieht nicht gut aus. Die Artenvielfalt nimmt seit 1970 stetig ab. Alleine bei den Wirbeltierbeständen gab es einen Rückgang von 73 Prozent. Nichts trägt stärker zur Schrumpfung der Tierbestände bei als die Zerstörung ihrer Lebensräume: durch Abholzung, Verschmutzung, Übernutzung sowie durch Extremwetter, die von der Klimakrise verursacht werden.
Diese Schrumpfung schwächt die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegen weitere menschliche Einflüsse. Denn ohne Tiere kann ein Ökosystem nicht funktionieren; alle Elemente, Pflanzen, Tiere, Bodenbeschaffenheit, Dynamiken zwischen Tierarten und vieles mehr, stehen miteinander in Verbindung. Fehlt ein Element, kommt das System aus dem Gleichgewicht. Passiert das zu oft und zu flächengreifend, kann ein System an einen Kipppunkt kommen, von dem aus es dann kein Zurück mehr gibt und wo dann mit katastrophalen Folgen zu rechnen sei, so der WWF. Wie solche Kipppunkte und weiteres Artensterben vermieden werden können, darauf geht der WWF ebenfalls in seinem Bericht zum LPI ein.
Meere brechen gleich mehrere Rekorde
In der ersten Jahreshälfte erreichte die durchschnittliche globale Meeres-Oberflächentemperatur täglich Rekordhöhen. Im Mittelmeer wurde der Temperatur-Rekord in 2024 ebenfalls zweimal gebrochen. Die vorherigen Rekorde waren im Jahr 2023 sowie im Jahr 2003 gemessen worden. Besonders bemerkenswert sei, dass die Hitzeperioden auf und um das Mittelmeer inzwischen über lange Zeit andauerten, so die Forschenden des Instituts für Meereswissenschaften (ICM), die diese Werte erheben.
In Zusammenhang mit den Meeren steht der Niederschlag, in Form von Regen – oder Schnee: Im April 2024 wurde die geringste Schneebedeckung der Nordhalbkugel gemessen. Auch die Bedeckung von Nord- und Südpol mit Eis war zu dieser Zeit unterdurchschnittlich. Weltweit war es der wärmste April seit Beginn der Aufzeichnungen.
Es ist an der Zeit, Rekorde zu brechen – aber diesmal beim Klimaschutz! Gemeinsam können wir Druck machen: auf der Straße, in den sozialen Medien und mit klaren Forderungen an die Politik. Jeder traurige Rekord ein Grund mehr, uns für echten Klimaschutz starkzumachen. Informiere Dich hier über aktuelle Appelle und Aktionen: