Protest Soziales WeAct
Bischöfe zum Missbrauchsskandal: Aufklärung ja – aber nur ein bisschen
Noch immer versucht die katholische Kirche sich der Verantwortung für eine angemessene Entschädigung der Opfer von Missbrauch zu entziehen. Betroffene und ihre Unterstützer*innen wehren sich mit kreativen Aktionen.

Aktive des Eckigen Tisch e.V. bei der Aktion am Kloster Steinfeld im Bistum Aachen. Foto: Helge Articus / Eckiger Tisch e.V.
Über Gott und die Welt haben die Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf ihrer Frühjahrs-Vollversammlung vom 10. bis 13. März 2025 im Bistum Aachen beraten. Auch der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche war Thema – denn noch immer warten viele Betroffene auf eine angemessene Entschädigung. Die Kirche versucht, die Schuld von sich zu weisen. Wenn Opfer in Zivilklagen Entschädigung fordern, beruft sich die Kirche immer häufiger auf die „Einrede der Verjährung“. So verhindert sie, dass die Klagen weiter verhandelt werden. Bei diesem Standpunkt bleibt sie. Doch Leid durch Missbrauch kann nicht verjähren.
90 Meter Unterschriften
Deswegen begann die Tagung mit einer Aktion des Vereins „Eckiger Tisch“, der sich seit Jahren für die Belange der Betroffenen einsetzt. Mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, fordert der Eckige Tisch e.V. von der katholischen Kirche, Verantwortung zu übernehmen und in Schmerzensgeldprozessen der Opfer von sexuellem Missbrauch keine Verjährung mehr geltend zu machen.
Die Petition wollten Aktive des Eckigen Tisch e.V. eigentlich den Bischöfen auf der Tagung überreichen. Weil diese eine Übergabe ablehnten, wurden die Aktiven kreativ. Mit einer 90 Meter langen Leine hängten sie die über 90.000 Unterschriften auf DIN A4-Zetteln um das Kloster, in dem die Tagung stattfand. Dazu eine eindeutige Nachricht: Übernehmen Sie Verantwortung!

Fünf Bischöfe und die Generalsekretärin kamen daraufhin zu den Aktiven hinaus. Es wurde hart diskutiert.
Wir sind Betroffene. Und wir wollen deutlich machen, dass es nicht in Ordnung ist, wenn die Kirche sich im Rahmen von Zivilprozessen hinter die Verjährung verkriecht. Die Bischöfe haben über Jahrzehnte Missbrauch begünstigt, haben vertuscht, haben versteckt und jetzt, wo es wirklich zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommt, verkriechen sie sich hinter rechtlichen Findigkeiten.
Martin Schmitz, Vorsitzender des Eckigen Tisch e.V. im WDR
Petition: Unabhängige Aufarbeitung der Missstände im Turnen!
Ob in der Kirche oder im Sport: Missbrauchsfälle müssen thematisiert und tiefgreifend aufgeklärt werden.
Postkarten-Flut und Schweigemarsch
Der Einsatz des Eckigen Tisch e.V. ist vielfältig. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis der Betroffenen-Initiativen laufen seit Monaten Aktionen, um die katholische Kirche an ihre Verantwortung zu erinnern. Im Vorfeld der Bischofstagung hatte der Verein mit einer Postkartenaktion die Bischöfe adressiert. Zehntausende Postkarten wurden überall in Deutschland von Unterstützer*innen an die Bischöfe gesendet. Immer mit der gleichen Nachricht: Übernehmen Sie Verantwortung und sorgen Sie für eine angemessene Entschädigung der Betroffenen!
All die bunten und vielfältigen Aktionen erinnern nicht nur die Kirche an ihre Verantwortung, sondern auch daran, dass nicht in Vergessenheit gerät, um was für eine ernste Angelegenheit es geht. Von mehreren tausend identifizierten Missbrauchsopfern und einer Dunkelziffer im fünfstelligen Bereich wird ausgegangen – Taten, die begangen wurden von Priestern der katholischen Kirche. Die katholische Kirche aber verweigert sich der notwendigen Aufarbeitung.
Zum Abschluss der Frühjahrs-Tagung im Bistum Aachen gab es deshalb noch eine weitere Aktion vom Aachener Betroffenenbeirat: Ein Schweigemarsch machte deutlich, dass die Betroffenen und ihre Unterstützer*innen nicht aufgeben werden. Das bisherige Vorgehen der Kirche schadet in erster Linie ihr selbst. Denn laut einer repräsentativen Umfrage ziehen 40 Prozent der Katholik*innen es in Erwägung, aufgrund des Umgangs der katholischen Kirche mit den Missbrauchsvorfällen aus der Kirche auszutreten.
Der Eckige Tisch e.V. und das Aktionsbündnis der Betroffenen-Initiativen geben nicht auf: Weitere Aktionen sind geplant. Unterzeichne jetzt die WeAct-Petition und bleibe informiert.
Ob national, lokal oder regional: Bei WeAct kannst Du in wenigen Schritten Deine Petition starten. Langjährige Erfahrung, Expertise rund um Strategie, Kommunikation und Aktionsplanung: Bei WeAct teilen erfahrene Campaigner*innen dieses Wissen mit Dir und unterstützen Dich dabei, Deine Petition zum Erfolg zu bringen.
Ganz wichtig: Für Rechtspopulist*innen oder andere Demokratie-Feinde hat WeAct keinen Platz. Wir unterstützen Petitionen, die sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt vorantreiben. Reichweite und Beratung kann man bei WeAct nicht kaufen – wir arbeiten mit Deiner Petition aus Überzeugung!
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