Agrar Ernährung Tierschutz
Ostern: Bunte Schale, dunkler Kern
Ostern steht vor der Tür und mit dem Fest auch die jährliche Ostereiersuche. Ob bunt gefärbt im Supermarktregal, zum Auspusten oder als Zutat im Ostergebäck – kaum ein Produkt prägt die Feiertage so sehr. Doch was viele nicht wissen (oder lieber verdrängen): Für Millionen Hennen bedeutet es Qual und Ausbeutung. Dabei gibt es längst Lösungen.

Bunt gefärbte Eier gehören für viele Menschen zu Ostern dazu – doch dahinter steckt oft großes Tierleid. Foto:
IMAGO / MiS
Rund 15 Milliarden Eier legen Hennen in Deutschland jedes Jahr – eine kaum vorstellbare Zahl. 2024 lag der Pro-Kopf-Verbrauch laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bei 249 Eiern pro Jahr. Gegenüber dem Vorjahr ist er damit um zehn Eier pro Kopf gestiegen. Und gerade zu Ostern schnellt der Verbrauch weiter in die Höhe. Die Folgen für das Tierwohl sind dramatisch.
Trotz Verbot: Das Kükentöten geht weiter
Seit 2022 ist das Töten männlicher Küken in Deutschland offiziell verboten; auch auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact e.V., haben sich tausende Menschen dafür eingesetzt. Doch laut Recherchen von foodwatch werden Millionen Küken ins Ausland exportiert und dort getötet. Viele Legehennen, deren Eier in deutschen Regalen landen, stammen zudem aus ausländischen Brütereien, in denen das Kükentöten noch legal ist. Die deutsche Gesetzgebung wirkt also nur vordergründig.
Was der Stempel auf dem Ei nicht verrät
Die vierstellige Ziffer auf dem Ei soll für Klarheit sorgen – 0 für Bio, 1 für Freilandhaltung. Und viele Menschen gehen davon aus, dass das Bio-Siegel automatisch für gutes Tierwohl steht. Doch eine Studie der Universität Kopenhagen zeigt, dass über 80 Prozent der Hennen, auch in Bio- und Freilandhaltung, Brustbeinbrüche haben. „Die Art dieser Brüche deutet darauf hin, dass der Körper der Henne einfach zu stark belastet wird aufgrund zu großer Eier“, so die Universität.
Auch problematisch: Bei bereits gekochten und gefärbten Eiern oder verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Kuchen oder Mayonnaise gibt es bisher keine verpflichtende Haltungskennzeichnung. Käfigeier können hier weiter verwendet werden – auch ohne Wissen der Konsument*innen.
Die USA auf Ostereiersuche
Die Lage am Eiermarkt ist angespannt, in den USA sogar dramatisch. Wegen Vogelgrippe-Ausbrüchen in den Vereinigten Staaten und dem erhöhten Bedarf an Eiern hierzulande, kann es zu Ostern knapp werden. Seit Jahresbeginn wurden in den USA über 30 Millionen Hennen getötet; der Preis für ein Dutzend Eier stieg zwischenzeitlich auf mehr als neun US-Dollar. In der Not bat die US-Regierung auch Deutschland um Eierexporte – obwohl wir selbst rund ein Drittel unseres Eierbedarfs importieren.
Die Lösungen liegen auf dem Tisch – doch die Politik blockiert
Lösungen für mehr Tierwohl in der Eierproduktion sind längst bekannt:
- Sogenannte Zweinutzungshühner: Diese Hühnerrassen legen Eier und setzen Fleisch an. Ein echter Ausweg aus dem System der „Einweg-Küken“. Doch weil Zweinutzungshühner wirtschaftlich weniger „effizient“ sind, bleiben sie eine Nische.
- Systematische Tiergesundheitsüberwachung: Ein Modell für eine umfassende Tiergesundheitskontrolle gibt es bereits. Viele der nötigen Daten liegen heute schon vor, werden aber nicht genutzt.
- EU-weites Verbot der Käfighaltung: Über 1,4 Millionen Menschen haben die EU-Bürgerinitiative „End the Cage Age“ unterzeichnet. Die EU-Kommission versprach ein Verbot der Käfighaltung. Doch statt konkreter Gesetzesvorschläge wird in Brüssel geschwiegen. Daraufhin verklagten Tierschutzorganisationen die EU.
Klar ist: Tierwohl braucht keine neuen Erkenntnisse, sondern politischen Willen. Doch der fehlt bislang.
Was Du selbst zu diesem Osterfest tun kannst
- Weniger Eier kaufen – und stattdessen auf Qualität und Herkunft achten.
- Eier mit der Kennzeichnung „ohne Kükentöten“ bevorzugen.
- Pflanzliche Ei-Alternativen nutzen, z. B. Aquafaba, Apfelmus oder Kichererbsenmehl.