Atomkraft WeAct Demokratie CDU Montagslächeln Bundestagswahl SPD Verkehr Alltagsrassismus Globale Gesellschaft

X verlassen – und darüber sprechen

Männer wie Elon Musk zerstören die sozialen Medien, wie wir sie kennen. Seine Plattform X (früher Twitter) ist längst ein Sumpf aus Hass, Hetze und Fake News. Zeit, X zu stillzulegen – und laut darüber zu reden, warum! Wie das genau geht und was es für Alternativen zu X gibt, liest Du hier.

Die App X (Twitter) aus dem Google Playstore wird auf dem Bildschirm eines Smartphones angezeigt
Foto: IMAGO / imagebroker

Früher Twitter, jetzt X: Seitdem Tech-Milliardär Elon Musk den Kurznachrichtendienst übernommen hat, hat sich vieles verändert. Der blaue Haken – vorher eine Art Siegel für verifizierte, vertrauenswürdige Konten – wurde käuflich, die Moderationsregeln aufgeweicht, rechte Accounts rehabilitiert. Jetzt ist X ein Sumpf aus Hass und Hetze. Für immer mehr Nutzer*innen steht deshalb die Frage im Raum: Wie kann ich mein Konto bei X dauerhaft löschen? Die gute Nachricht: Es ist möglich – wenn auch nicht sofort. Das Konto zu löschen ist nicht kompliziert, braucht aber etwas Geduld. Wer endgültig Tschüss sagen will, muss durch das 30-Tage-Fenster, dann ist der Abschied vollständig. 

Petition: X abschalten!

Die Initiative „Progressive Lore“ fordert auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact: Die EU muss X vorerst abschalten und unsere Demokratie verteidigen.

Doch wir empfehlen: Bevor du Dein Konto endgültig löschst, lege es vorerst still und sprich auf X darüber, warum Du weg willst. So ist Deine Kritik sichtbar. Wie genau das geht, zeigen wir Dir hier. 

Weg von X: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Sofort: Veröffentliche einen Tweet, in welchem Du Deine Abwesenheit erklärst (ohne dein Konto zu deaktivieren)

  • Erkläre Deinen Follower*innen, warum Du aussteigst. Dafür kannst Du gerne die Sharepics der Kampagne #ByeByeElon nutzen.
  • Das Konto bleibt aktiv aber die Follower wissen, warum Du nicht mehr aktiv bist und X verlassen willst.
  • Verabschiede Dich mit einem Tweet, gerne auch mit einem SharePic.
  • Pinne den Tweet oben in Deinem Profil an.
  • Wer befürchtet, dass sein Name oder Handle (der Profilname) nach dem Verlassen von X missbraucht werden könnte, für den ist diese Option ohnehin eine gute Idee.

Mittelfristig: Deaktiviere deinen Twitter-/X-Account

  • Gehe in Deinem Profil in den Optionen zu „Einstellungen und Datenschutz“.
  • Klicke im Abschnitt „Dein Account“ auf „Deinen Account deaktivieren“.
  • Hier gibt es eine 30-tägige Schonfrist, in der Du Dein Konto reaktivieren kannst, falls du deine Meinung änderst.

Langfristig: Lösche dein Twitter-/X-Konto

  • Im Abschnitt „Konto deaktivieren oder löschen“ die Option „Dein Konto löschen“ auswählen.
  • Eins ist wichtig: Nur die X-App zu löschen reicht nicht! Wer die App deinstalliert, löscht nicht automatisch sein Konto. Die Deaktivierung muss über die Einstellungen von X erfolgen, wenn Du X entgültig verlassen willst.

Was passiert mit meinen Daten, wenn ich X verlasse?

Dein öffentliches Profil, Deine Tweets, Reposts, Likes, Follower-Listen, DMs (sofern sie nur einseitig sind) und so weiter werden entfernt. Auch deine Multimedia-Inhalte (Bilder, Videos etc.) werden gelöscht. Laut Xs Datenschutzrichtlinie können aber bestimmte Daten auch nach der Löschung für eine gewisse Zeit gespeichert bleiben. Das betrifft beispielsweise gesendete Nachrichten: „Direktnachrichten, die Sie an andere Nutzer gesendet haben, bleiben im Posteingang des Empfängers erhalten, selbst wenn Sie Ihr Konto löschen.“

Sobald Du Dein Konto löschst und die 30-tägige Frist abläuft, verlieren sowohl Du als auch X dauerhaft den Zugriff auf Deine Daten. Das heißt: Es gibt dann keine Möglichkeit mehr, Tweets, DMs, Medien, Statistiken oder Account-Metadaten einzusehen oder wiederherzustellen. Wenn du also bestimmte Inhalte behalten willst (z. B. alte Tweets, Medien oder Kontakte), musst du sie vor der Löschung sichern. Dafür gibt es eine Option in den Einstellungen, die Inhalte als Archiv herunterzuladen.

Alternative zu X: Bluesky

Bluesky ist eine X-Alternative, die ursprünglich von Twitter selbst mitinitiiert wurde, sich aber später unabhängig weiterentwickelt hat. Idee ist, Nutzer*innen und Entwickler*innen mehr Kontrolle über Inhalte, Algorithmen und ihre Daten zu geben. Die Kernideen hinter Bluesky ist die Dezentralisierung: Nicht eine zentrale Firma kontrolliert alles, wie es bei X / Twitter der Fall ist – stattdessen kann es viele Anbieter geben. 

Außerdem gibt es offene Algorithmen: Nutzer*innen sollen selbst auswählen können, wie Inhalte angezeigt werden und nicht nur einem Algorithmus ausgeliefert sein, bei dem nicht nachvollziehbar oder transparent ist, nach welchen Kriteren er funktioniert. Und: Du kannst Deinen Account und Deine Follower*innen mitnehmen, wenn du zu einem anderen Anbieter im Netzwerk wechselst. Inzwischen gibt es eine App für iOS, Android und im Web. Anfangs war Bluesky nur auf Invite-Basis, mittlerweile kann sich aber jeder registrieren.

Diesen Akteuren kannst Du direkt auf Bluesky folgen: 

Noch eine Alternative zu X: Mastodon

Mastodon ist eine dezentrale, föderierte Alternative zu Twitter, die auf dem sogenannten „Fediverse“ basiert (was das ist, liest du weiter unten). Anders als zentrale Plattformen wie X oder Facebook wird Mastodon nicht von einem einzelnen Unternehmen betrieben. Stattdessen gibt es viele verschiedene Server (auch „Instanzen“ genannt), auf denen man sich registrieren kann – jede mit eigenen Moderationsregeln, Communities und Schwerpunkten. Diese Server sind aber untereinander vernetzt, sodass man plattformübergreifend kommunizieren kann.

Mastodon legt Wert auf Datenschutz, Transparenz und Community-Governance. Die Software ist Open Source, ohne Werbung und Algorithmen – was bedeutet, dass du wirklich siehst, was deine Kontakte posten, nicht, was ein Algorithmus Dir anzeigt. 

Mastodon ist besonders beliebt bei Menschen, die sich bewusst von großen Tech-Konzernen wie Meta oder X distanzieren wollen. Der Einstieg kann wegen der Instanzwahl anfangs etwas verwirrend sein, aber wenn man einmal drin ist, fühle sich Mastodon – so beschreiben es Nutzer*innen – wie ein ruhigeres, freundlicheres Twitter an, mit einer aktiven und engagierten Community.

Was ist das „Fediverse“?

Das Wort liest man häufig im Zusammenhang mit Plattformen, die eine Alternative zu X darstellen. Fediverse ist ein Kunstwort aus „federated“ (föderiert) und „universe“ (Universum) – also: Das Fediverse ist ein Netzwerk aus vielen unabhängigen, aber miteinander verbundenen sozialen Plattformen. Föderiert bedeutet: Statt wie bei einer zentralen Plattform wie  Twitter oder Facebook, wo alles über eine Serverstruktur und eine Firma läuft, ist das Fediverse dezentral organisiert. Das heißt, jeder kann einen eigenen Server, seine eigenen „Instanz“, betreiben; alle Server können (wenn gewünscht) miteinander kommunizieren und Nutzer*innen können sich auf unterschiedlichen Instanzen können sich folgen, liken, kommentieren. 

Eine Bewegung sagt #ByeByeElon

In den vergangenen Monaten haben richtig viele prominente Institutionen, Ministerien und NGOs ihre Aktivitäten auf X eingestellt. Campact ist eine davon. Ein wesentlicher Grund: Die zunehmende Verbreitung von Hassrede, Desinformation und extremistischen Inhalten auf der Plattform seit der Übernahme durch Elon Musk.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verkündete schon 2023 ihren Abschied von X. Im Januar 2025 folgten über 60 Hochschulen und Forschungsinstitute aus Deutschland und Österreich diesem Beispiel und verabschiedeten sich in einer konzertierten Aktion von X. 

Auch Gewerkschaften wie ver.di und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verließen nach rund 15 Jahren die Plattform. Unter dem Hashtag #ByeByeElon verließen 56 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Menschenrechte, Soziales, Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe, Gesundheit und Landwirtschaft die Plattform. 

X verlassen: Und jetzt Du!

Wenn viele Organisationen Einzelpersonen X verlassen, wirkt sich das direkt auf die Wahrnehmung der Plattform aus. Es entsteht der Eindruck: „Hier ist kein seriöser Diskurs mehr möglich.“ Die Plattform verliert ihren Stellenwert als Ort für öffentliche Kommunikation. Viele Menschen folgen ihren Lieblingsorganisationen – wenn die weg sind, fehlt ein Grund, selbst aktiv zu bleiben. 

Verlasse jetzt X – und schließe Dich damit einer breiten Bewegung an. Wenn keiner mehr dort ist, verliert die Plattform schlichtweg an Relevanz. Lasst uns X gemeinsam irrelevant machen!

TEILEN

Autor*innen

WeAct ist die Petitionsplattform von Campact – einer Kampagnen-Organisation, die sich mit über drei Millionen Menschen für progressive Politik einsetzt. Im Campact-Blog berichtet das Team von WeAct regelmäßig über laufende Petitionen und aktuelle Erfolge. Alle Beiträge Appelle, Aktionen und Erfolge: Darüber schreibt das Campact-Team. Alle Beiträge

Auch interessant

Demokratie Der Koalitionsvertrag: (K)ein demokratisches Worst-Case-Szenario Demokratie, LGBTQIA*, Trump “There are only two genders: male and female” CDU, Demokratie, SPD Kommt die Wehrpflicht zurück? AfD, Appell, Demokratie Ausschüsse im Bundestag: Wie Gesetze entstehen – und wer sie blockieren will Demokratie, Digitalisierung „Digitaler Kolonialismus“ – Wer klickt und swiped, sollte dieses Buch lesen Soziale Medien, WeAct Deepfakes: Erklärung, Funktion und Gefahren der manipulierten KI-Inhalte CDU, Demokratie Antifaschisten in der Union verzweifelt gesucht CDU, Demokratie Protest wirkt: Wie über 1,5 Millionen Menschen Merz und der AfD die Stirn boten Demokratie, Globale Gesellschaft, Pressefreiheit Trumps Angriff auf die Pressefreiheit AfD, Demokratie, Rechtsextremismus So greifen AfD und Co. die Zivilgesellschaft an