LGBTQIA* WeAct
Der Berliner Christopher Street Day (CSD) steht bevor. Doch ausgerechnet das wichtigste demokratische Symbolgebäude des Landes bleibt dann grau: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat entschieden, dass am Samstag, den 26. Juli, keine Regenbogenflagge am Bundestag gehisst wird. Anstatt ein starkes Zeichen für Respekt und Vielfalt zu setzen, bricht sie mit der Tradition und beruft sich auf vermeintliche „Neutralität“.
Was für eine Ohrfeige – für alle queeren Menschen, die tagtäglich um Anerkennung und Sichtbarkeit kämpfen. Und für all jene, die in diesem Jahr bereits CSDs gegen Angriffe von rechts verteidigen mussten; so wie in Schönebeck in Sachsen-Anhalt.
Abgeordnete aus allen Parteien – auch aus der Union – kritisieren die Entscheidung
In einem offenen Brief fordern Abgeordnete der SPD: Die Regenbogenflagge muss wehen! Und die queere Mitarbeitendengruppe des Bundestags soll natürlich beim CSD mitlaufen dürfen. Das CDU-geführte Familienministerium ist selbst mit einem Wagen beim Berliner CSD vertreten und auch der Regierende Bürgermeister aus Berlin Kai Wegner (CDU) ist beim CSD dabei. Sogar CSU-Politiker Markus Söder postete Regenbogenflaggen vor der Bayerischen Staatskanzlei. Nur der Bundestag bleibt grau.

„Keine Zirkustiere“: Queerfeindlichkeit kommt von ganz oben
Der Frust ist groß. Und das nicht nur wegen Klöckner. Kanzler Friedrich Merz hatte vor laufenden Kameras das Hissen der Regenbogenflagge als „Zirkus“ bezeichnet. Die queere Community fragt sich: Wenn das ein Zirkus ist, was sind wir dann in seinen Augen?
Die Antwort folgte prompt. Die Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD), kritisierte die Rhetorik von Merz:
Wenn die Regenbogenfahne die Fahne auf einem Zirkuszelt ist, was sind dann queere Menschen? Zirkustierchen, die sich zur Erheiterung des Publikums zum Affen machen?
Sophie Koch (SPD), Queerbeauftragte der Bundesregierung
Auch Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Berliner Senats, wurde deutlich: „Queere Menschen sind keine Zirkuspferde!“
Bunt statt grau: WeAct-Aktion vor dem Bundestag
Die Regenbogenflagge verweist auf einen gesellschaftlichen Auftrag: Minderheitenschutz, Vielfalt, Freiheit. Wer mitten im Pride Month plötzlich eine bewährte Geste abschafft, sendet eine gefährliche Botschaft. Deswegen hat die Kira Bönisch eine Petition auf Campacts Petitionsplattform WeAct gestartet. Mit mehr als 225.000 Unterzeichner*innen fordert die Berliner Studentin von Klöckner: Haltung zeigen und die Flagge hissen!
Klöckners Entscheidung sagt: Ihr gehört nicht dazu. Unsere Antwort: Doch. Mehr denn je.
WeAct-Petentin Kira Bönisch
Gemeinsam mit WeAct, der Petitionsplattform von Campact, hat Kira Bönisch die Regenbogenflagge am Dienstag selbst zum Bundestag gebracht. Auf der Reichstagswiese bekannte sie zusammen mit prominenten Erstunterzeichner*innen wie Sookee, Luna Möbius oder Nadine Primol und Hunderten Unterstützer*innen Farbe. Gemeinsam haben wir die 225.525 Unterschriften an die queerpolitischen Sprecher*innen der Linken, Maik Brückner, und der Grünen, Nyke Slawik, übergeben.
































































Mehr Bilder findest Du auf dem flickr-Account von Campact.
Grölende Nazis, brennende Regenbogenfahnen
Weltweit bedrohen autoritäre Regime das Leben von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen – wie in Ungarn aktuell, wo die Pride in Budapest verboten werden sollte, oder mit Trump, der queeren und vor allem trans-Personen ihre Rechte als Menschen verwehrt. Auch immer mehr Unternehmen ziehen ihre Unterstützung vom CSD zurück oder streichen ihre Programme für Vielfalt – aus politischen Gründen.
Petition: Schutzmaßnahmen für queere Menschen in Neukölln
Diese lokale Petition auf WeAct fordert den Neuköllner Bezirksbürgermeister auf, queere und trans Menschen endlich zu schützen.
Grölende Neonazis, die von der Polizei zurückgehalten werden. Brennende Regenbogenflaggen, Hitlergrüße. Auch in Deutschland nehmen Übergriffe, Störaktionen und Gewalttaten durch Rechtsextreme bei CSD-Veranstaltungen zu. Gerade jetzt braucht es also ein klares Zeichen für Respekt, für Gleichberechtigung – und für eine offene Gesellschaft.
Doch statt sich schützend vor die queere Community zu stellen, verbannt Klöckner die Zeichen der Solidarität. Die Entscheidung der Bundestagspräsidentin reiht sich ein in einen Trend, der gefährlich ist: das Wegducken vor dem Hass. Doch Demokratie muss sichtbar sein. Und bunt. Deshalb setzt sich WeAct weiter für queere Sichtbarkeit ein. Für Grundrechte. Und für ein Parlament, das Farbe bekennt.