Klimakrise Umwelt WeAct
Wer mittels Solarstrom mehr Energie reinholt, als er verbraucht, profitierte jahrelang von der sogenannten Einspeisevergütung für PV-Anlagen. Die staatliche Förderung für die Einspeisung von Solarstrom ist in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Neue Anlagen erhalten oftmals keine Vergütung mehr. Und jetzt erwägt die Bundesnetzagentur, Betreiber*innen von Solaranlagen zur Kasse zu bitten.
Petition: Finger weg von der Photovoltaik!
Am 12. Mai 2025 hat die Bundesnetzagentur ein 57-seitiges Diskussionspapier (AgNes – Allgemeine Netzentgeltverordnung Strom) veröffentlicht. Laut der Verordnung müssten künftig auch private Betreiber*innen von Solaranlagen ein Netzentgelt für eingespeisten Strom zahlen – also nicht nur Verbraucher*innen, sondern auch diejenigen, die den Strom ins Netz einspeisen. Sie müssten mit Verlusten von bis zu 30 Prozent rechnen. Viele Anlagen wären unrentabel, die Errichtung neuer Kraftwerke würde deutlich unattraktiver. Darüber soll der bis 2045 geplante Stromnetzausbau mitfinanziert werden.
Die Pläne betreffen Millionen von Bürger*innen – insbesondere Betreiber*innen kleiner PV-Anlagen. Das ärgert Andreas Schmitz. Er hat Photovoltaik (eine stromerzeugende Solaranlage) auf dem Dach und betreibt mit „Der Akkudoktor“ einen der größten Technik-Kanäle auf YouTube. Auf Campacts Petitionsplattform WeAct fordert er gemeinsam mit YouTuber Martin Oster von der Bundesnetzagentur, die Bürger*innen bei der Energiewende mehr einzubinden. Statt die Solarenergie auszubremsen, soll sie Anreize setzen – etwa, wenn die Anlagen Strom speichern und gezielt einspeisen, sobald das Netz ihn braucht.
Was ist die Sonnensteuer?
Der Begriff „Sonnensteuer“ stammt ursprünglich aus Spanien. Dort wurde 2015 tatsächlich eine Abgabe auf selbst verbrauchten Solarstrom – die „Sonnensteuer – impuesto al sol” – eingeführt. Nach reichlich Protest wurde die Steuer wieder abgeschafft.
Auch in Deutschland wurde bereits über eine Sonnensteuer diskutiert. Und zwar 2014: Damals ist Sigmar Gabriel (SPD) der fossilen Lobby mit ihrer Mär von den hohen Strompreisen auf den Leim gegangen. Der damalige Wirtschaftsminister und Vizekanzler der Großen Koalition wollte die Erneuerbaren ausbremsen. Unter anderem mit einem Deckel für die Windkraft und einer Sonnensteuer plante er, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu deformieren.
Sauberer Strom ist deutsche Erfolgsgeschichte
Dabei ist sauberer Strom eigentlich eine deutsche Erfolgsgeschichte. Im April 2000 trat unter Rot-Grün das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft. Klare Einspeisevergütungen ermöglichen seitdem Millionen Menschen, selbst Strom zu produzieren – eine kleine Revolution!
Verlierer sind die Stromkonzerne. Jede Kilowattstunde, die Stromkunden selber herstellen und verbrauchen, bedeutet weniger Einnahmen für die Stromversorger. Die Stromsteuer sollte dies 2014 richten.
Große Koalition bremst Erneuerbare aus

Viele Hunderttausende Campact-Unterstützter*innen hielten dagegen. Mit spektakulären Aktionen, einer Verfolgung der entscheidenden Ministerpräsident*innen, dezentralen Demonstrationen, einer Aufsehen erregenden Schiffs-Demonstration in Berlin, mit Leserbriefen, Unterschriften und Protestanrufen. Zwar konnten sie erreichen, dass der Windkraft-Deckel etwas angehoben wurde und die Sonnensteuer etwas kleiner ausfiel. Aber am Ende beschlossen Bundesrat und Bundestag eine Neufassung des EEG, die einen empfindlichen Schlag für die Energiewende bedeutete.
Das Wachstum beim Sonnenstrom brach dann auch prompt ein: 2014 wurden bis Ende November nur 1,7 Gigawatt neue Photovoltaikanlagen gebaut. Nicht mal das mickrige Ziel der Bundesregierung von 2,5 Gigawatt wurde erreicht.
Photovoltaik retten!
Nun ist die Photovoltaik erneut bedroht. Die Pläne der Bundesnetzagentur könnten der Energiewende weiteren Schaden zufügen. Fatal fürs Klima und für die 1,8 Millionen Privatpersonen, die über ihre Anlagen sauberen Solarstrom liefern. Obwohl die Pläne Millionen Bürgerinnen und Bürger direkt betreffen – insbesondere Betreiber kleiner PV-Anlagen –, sieht die Bundesnetzagentur bislang keine strukturierte Bürgerbeteiligung vor. Allein Verbände und Konzerne sollen zu den Plänen der Bundesnetzagentur Stellung beziehen dürfen.
Darum müssen wir uns jetzt einmischen. Mit ihrer Petition auf WeAct wollen die Petenten Andreas Schmitz und Martin Oster den Menschen, die von den Plänen der Bundesnetzagentur betroffen sind, eine Stimme geben. Über 85.000 Menschen haben bereits unterzeichnet. Schließe Dich jetzt an – damit die Erfolgsgeschichte der Bürger-Energiewende weiter geht.