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Die AfD hat einen Plan. Und der liegt jetzt offen auf dem Tisch – oder besser im Netz. Im Juli schon wurde auf einer internen Klausurtagung der AfD-Bundestagsfraktion der AfD das 55-seitige Strategiepapier der AfD vorgestellt; die Plattform Politico hatte es veröffentlicht. Darin formuliert die rechtsextreme Partei nichts weniger als ihr Fernziel: „Alice ins Kanzleramt“.

Die Analyse zeigt: Die AfD-Strategie 2025 zielt darauf ab, ihr Image zu polieren, ohne an den menschenfeindlichen Inhalten der Partei zu rütteln. Stattdessen setzt sie auf ein bürgerliches Auftreten, um neue Wählergruppen zu gewinnen, gleichzeitig die CDU/CSU gezielt an sich heranzuführen und die Brandmauer „zu stürzen“.

AfD-Strategie: Selbstverharmlosung statt Kurswechsel

Wer das Papier liest, erkennt schnell: Die Ziele der AfD bleiben dieselben. Geflüchtete und Migrant*innen werden weiter ausgegrenzt, die Demokratie wird in Frage gestellt, Institutionen werden delegitimiert.

Doch die Partei hat erkannt, dass ihre offen radikale Sprache und ihr pöbelndes Auftreten im Bundestag viele Menschen abschreckt. Im Strategiepapier der AfD für 2025 heißt es, man wolle das „Akzeptanzumfeld“ vergrößern – also Zielgruppen erreichen, die bisher vor der Radikalität der verfassungsfeindlichen Partei zurückschreckten. Dazu gehören laut AfD-Strategiepapier Akademiker*innen, Menschen in Großstädten, kirchennahe Christ*innen, Frauen und Menschen über 60. Für sie will sich die AfD „bürgerlicher“ geben – mit einem Verhaltenskodex für die Fraktion im Bundestag, der gemäßigtes Verhalten vorsieht, statt Zwischenrufen und Pöbeleien. Außerdem wird die Fraktion dazu angehalten, auf völkische Begriffe wie „Remigration“ bewusst zu verzichten.

Warum der Begriff „Remigration“ verschwindet – und was dahinter steckt

Dass die AfD den menschenverachtenden Begriff „Remigration“ nun meidet, ist kein Zufall. Im Sommer 2024 hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Compact Magazin GmbH nach dem Vereinsrecht verboten – mit der Begründung, das Compact-Magazin lehne die verfassungsmäßige Ordnung ab und vertrete eine verfassungsfeindliche Grundhaltung. Compact klagte vor dem Bundesverfassungsgericht – und bekam im Juni 2025 Recht. Das rechtsextreme Magazin darf seitdem wieder erscheinen.

Als potenziell verbotswürdig wertete das Gericht jedoch die Forderung des identitären Rechtsextremisten Martin Sellner, dem im Magazin regelmäßig Raum für seine rechtsradikale Agenda gegeben wird: die massenhafte Abschiebung auch von deutschen Staatsbürger*innen – die „Remigration“. Sellner stelle deutsche Staatsangehörige mit Migrationsgeschichte zudem als Bürger*innen zweiter Klasse dar – und verstoße damit, so das Gericht, eindeutig gegen das Prinzip der Menschenwürde und das Demokratieprinzip. Immer wieder zeige sich ein rein ethnisches Volksverständnis. Das deutsche Volk werde als Abstammungsgemeinschaft definiert, was klar dem Grundgesetz widerspricht. 

Trotz dieser Feststellungen entschied das Gericht, dass das Grundgesetz selbst „den Feinden“ der Verfassung die Meinungs- und Pressefreiheit garantiert. 

Genau dieses verfassungsfeindliche Konzept der „Remigration“ hatte die Fraktionsvorsitzende der AfD Alice Weidel noch Anfang des Jahres öffentlich verteidigt. In einem möglichen AfD-Verbotsverfahren könnte der Begriff als Beleg für verfassungsfeindliche Ziele dienen – und verschwindet damit vorsorglich aus dem offiziellen Vokabular der Partei. An der dahinterstehenden Politik ändert sich jedoch nichts: Geflüchtete und Minderheiten sollen weiter entrechtet und aus dem Land gedrängt werden.

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Grafik: Campact e.V.

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Die Union im Visier: Der Plan, die Brandmauer zu stürzen

Das Strategiepapier der AfD zeigt: Die AfD versucht rhetorisch näher an die Union zu rücken – und offenbar lässt die sich davon täuschen. Die AfD-Strategie: „Die Brandmauer stürzen“. Denn eine Kanzlerin Weidel wird es nur geben, wenn die CDU/CSU die Zusammenarbeit mit der AfD akzeptiert.

Dass die Ziele der AfD in Reichweite gelangen, zeigen jüngste Beispiele der Unions-Politiker*innen: CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig nahm im August 2025 an einer AfD-nahen Konferenz in Ungarn teil. Die Bilder zeigen sie lachend im freundlichen Gespräch mit Alice Weidel. Ein Tabubruch, der signalisiert: Die Abgrenzung beginnt zu bröckeln. Auch wenn die Union sich nach dem Treffen öffentlich von Ludwig distanzierte.

AfD auf dem Weg: Kulturkampf als Machtstrategie

Die AfD-Strategie 2025 beruht auf einem Dauer-Kulturkampf. Klima, Migration, Sprache oder Gender-Themen werden nicht inhaltlich gelöst, sondern bewusst emotionalisiert, um Empörung zu schüren. Die Ziele: die politische Mitte spalten, Konflikte schüren, die Koalition der Bundesregierung destabilisieren, sowie die SPD und Grüne nach links und die Union nach rechts zu drängen. Dieses Spaltspiel ist strategisch und kopiert das Playbook der US-amerikanischen MAGA-Bewegung (Make-America-Great-Again). Es zielt darauf ab, die Demokratie zu destabilisieren und Einfluss zu gewinnen.

Julia Klöckners Flaggenverbot, Friedrich Merz’ abfälliger Kommentar zur Regenbogenflagge „Der Bundestag ist kein Zirkuszelt“ oder die von der CDU gesteuerten rechtswidrigen Grenzschließungen passen genau in dieses Muster – und helfen letztlich der AfD.

Der Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky warnt davor, sich der AfD inhaltlich anzunähern. Das würde nicht AfD-Wähler*innen vom Wechsel zu einer anderen Partei überzeugen, sondern Wechselwähler*innen und moderate eigene Anhänger*innen abschrecken.

Was will die AfD wirklich?

Das Strategiepapier der AfD zeigt ihre menschenfeindliche Agenda nur in einer neuen Verpackung – die Inhalte stehen seit Jahren fest. Offiziell vermeidet die Partei inzwischen radikale Schlagwörter, doch die Kernforderungen bleiben klar erkennbar. Wer wissen will, was die AfD wirklich will, muss ihre Programme, Abstimmungen und Reden betrachten.

  • Asyl- und Migrationsrechte zurückbauen
    Die AfD fordert seit ihrer Gründung die drastische Begrenzung von Migration. Dahinter steckt die Idee einer ethnisch homogenen Gesellschaft – ein Konzept, das im Widerspruch zum Grundgesetz steht. Auch wenn Begriffe wie „Remigration“ verschwinden, bleibt das Ziel: Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland zu drängen, teils auch bei bestehender Staatsbürgerschaft.
  • Demokratische Rechte einschränken
    Die AfD-Strategie will unabhängige Medien schwächen, das Bundesverfassungsgericht beschneiden und internationale Verpflichtungen – etwa in der EU oder im Flüchtlingsschutz – kündigen. Ziel ist ein autoritärer Umbau des Staates.
  • Klimaschutz stoppen
    Die Partei leugnet den menschengemachten Klimawandel und will Klimaschutzgesetze rückgängig machen. Statt erneuerbare Energien auszubauen, setzt sie auf fossile Energieträger – eine Position, die langfristig wirtschaftlich und ökologisch schadet.
  • Kulturkampf gegen Vielfalt
    Gendergerechte Sprache, LGBTQIA*-Rechte, Erinnerungskultur: All das ist für die AfD Angriffsfläche. Diese Themen dienen ihr als Spaltkeil in der Gesellschaft, um Empörung zu erzeugen und politische Gegner*innen zu diskreditieren.
  • An die Macht kommen
    Wie das Strategiepapier der AfD zeigt, ist ihr langfristiges Ziel: eine Regierungsbeteiligung und Alice Weidel im Kanzleramt in Berlin, um ihre rechtsextreme Agenda umzusetzen.

Diese Punkte machen deutlich: Hinter dem bürgerlichen Auftreten steckt eine radikale, verfassungsfeindliche Agenda. Die AfD ist keine normale Partei, sie ist eine Gefahr für Demokratie, Grundrechte und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Warum die neue Strategie der AfD Fraktion ein Warnsignal ist

Klar ist auch: Die neue Rhetorik der AfD ist kein Zeichen der Mäßigung, sondern ein taktischer Schachzug. Sie zeigt, dass die breite Ablehnung, die Einstufung des Verfassungsschutzes als „gesichert rechtsextremistisch“ in vier Bundesländern und unser aller Arbeit – Demonstrationen, Kampagnen, Aufklärungsarbeit, Brandmauer-Debatten – Wirkung hat. Aber sie ist auch ein Warnsignal: Gelingt der AfD der Imagewechsel, könnte die gesellschaftliche Abgrenzung bröckeln.

Was wir jetzt tun müssen

  • Aufklären: Immer wieder klar machen, dass die AfD eine rechtsextreme, antidemokratische Partei bleibt – egal, wie bürgerlich sie sich gibt.
  • Brandmauer verteidigen: Den gemäßigten Unions-Politiker*innen immer wieder klarmachen: Es darf keine Koalition mit der AfD geben. Niemand darf sie normalisieren.
  • Gegenkultur setzen: Kampagnen, Demos und kreative Aktionen gegen Rechtsextremismus und Spaltungspolitik.
  • AfD-Verbot prüfen: Wir fordern von Bundeskanzler Friedrich Merz: Prüfen Sie die Erfolgschancen eines AfD-Verbots.

Campact wird weiter mit Millionen Menschen den Widerstand gegen die rechtsextreme AfD und Demokratiefeinde organisieren – in den sozialen Medien, auf der Straße, vor Landtagswahlen. Doch diese Arbeit braucht Ressourcen. Unterstütze uns jetzt mit einer Spende, damit wir die Brandmauer halten und verhindern, dass Weidel und Co. an die Macht kommen.

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