Klimakrise Protest
Eine Klimademo statt eines Klimastreiks – und das an einem Samstag statt am Freitag? Warum dieser Wandel? Hintergrund sind die weltweiten Klimaaktionstage. Ihr Motto: „Draw the line“ – gemeinsam eine Linie ziehen gegen Umweltzerstörung, Ressourcenverschwendung und den rücksichtslosen Umgang mit unserem Lebensraum.
In Deutschland ist diese Grenze klar: keine neuen fossilen Energien, keine neuen Gasfelder. Deswegen protestieren viele Menschen in ganz Deutschland am Samstag unter dem Motto „Exit Gas, Enter Future“. Mit diesen fünf Argumenten kannst Du andere überzeugen, warum dieser Protest wichtig ist:
1. Die Klimakrise wartet nicht
Monatelange Trockenheit, dann Überschwemmungen, jetzt Hitze Ende September: Extremwetter machen uns längst zu schaffen. Die „Jahrhundertfluten“ der vergangenen Jahre haben das eindrucksvoll bewiesen.
Unter Extremwetter leiden junge wie alte Menschen, chronisch Kranke wie Gesunde. Landwirt*innen beklagen immer schwierige Bedingungen für gute Ernten. Böden trocknen aus, Stürme zerstören Ernten und die Artenvielfalt nimmt ab. Die Klimakrise ist bereits da – und sie wartet nicht darauf, bis wir uns endlich mal entscheiden, uns ihr zu stellen.
2. Die Regierung bremst den Klimaschutz aus
Seit die schwarz-rote Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD im Amt ist, erleben wir einen energiepolitischen Rückschritt. Statt in den Ausbau von Wind- und Solarenergie zu investieren, setzt die Regierung auf fossile Energien. Über 30 neue Gasprojekte sind aktuell in Planung; eines davon im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer vor Borkum.
Die Gaslobby bedroht die Erfolge, die Fridays for Future, aber auch die Generationen vor ihnen als Klimabewegung errungen haben. Mit Katherina Reiche (CDU) haben die Lobbyist*innen nun eine Verbündete an der Spitze des Wirtschaftsministeriums.
In ihrem „Monitoringbericht zur Energiewende“ hat Wirtschaftsministerin Reiche am Montag ihre Pläne für Wirtschaft und Klimaschutz vorgestellt. Klimaexpert*innen und Umweltverbände sind sich einig: Der Bericht ist eine langatmige, verklausulierte Begründung dafür, um Klimaschutz und die Energiewende ausbremsen zu können.
Gas statt Energiewende – Reiche will den Rückschritt

Die Wirtschaftsministerin setzt auf fossiles Gas statt auf regenerative Energien – die Gas-Lobby freut das. Mit einem Appell wendet sich Campact an die Ministerin und stellt sich hinter die Energiewende. Unterstütze auch Du den Appell:
Interessant: Im Bericht kommen auch Expert*innen zu Wort, die dem Fortschritt der Energiewende eine durchweg positive Bilanz ausstellen. Man sei auf einem „guten Kurs“. Dass Minister*innen wie Reiche auf Pressekonferenzen diese Aussagen und Zahlen umdeuten und letztendlich zu dem Schluss kommen, man müsse die Energiewende neu ausrichten, ist ein Zeichen dafür, dass es ihnen nicht um erfolgreichen Klimaschutz geht. Es geht ihnen darum, ihre eigenen Interessen durchzusetzen.
3. Die Verkehrspolitik kommt nicht hinterher
Nicht nur in der Wirtschaft torpediert die Regierung den Klimaschutz. Der deutsche Verkehrssektor verfehlt seit Jahren seine Klimaziele. Zwar wurde im Jahr 2024 insgesamt ein Klimaziel Deutschlands eingehalten, doch der Verkehrssektor bleibt ein Sorgenkind. Zu hohe Emissionen, zu viele Verbrenner, zu viel Autobahn-Bau – und der ÖPNV wird vernachlässigt.
Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, fordert ein breites Bündnis aus Umweltorganisationen und Heimatvereinen einen Stop für den geplanten Autobahn-Ausbau bei Oberhausen. Sie fordern ein bundesweites Moratorium für den Autobahnbau und eine Planung im Sinne der Verkehrswende.
Am Donnerstag trafen sich die Verkehrsminister*innen von Bund und Ländern zu einer Sonderkonferenz und haben eine erneute Preiserhöhung des Deutschlandtickets beschlossen: Ab 2026 soll es nun 63 Euro kosten. Dabei hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag zugesagt, den Preis bis 2029 stabil zu halten.
Für Millionen Fahrgäste ist das Ticket mehr als ein Fahrschein. Es sollte Mobilität für viele wieder bezahlbar machen – und das so klimafreundlich wie möglich. Lies hier mehr dazu, wie Campact sich dafür einsetzt, das Deutschlandticket weiter als günstiges Ticket zu erhalten.
4. Klimaschutz und Demokratieschutz gehören zusammen
Wer das Klima schützt, stärkt auch die Demokratie – und umgekehrt. Beides ist untrennbar verbunden. Extreme Wetterereignisse, Ressourcenknappheit und Klimaflucht lösen soziale Spannungen und Konflikte aus. Innerhalb dieser Debatten erstarken rechtsextreme oder autoritäre Bewegungen; das lässt sich in den USA und auch hier in Europa live beobachten.
In Krisenzeiten neigen Gesellschaften dazu, demokratische Rechte zugunsten vermeintlich starker Führung aufzugeben. Dabei sind Autokratien noch schlechter darin, Probleme zu lösen als Demokratien. Warum das so ist, liest Du in diesem Beitrag über das Zusammenwirken von Klimaschutz und Demokratieschutz.
Hinzu kommt: Rechtsextreme leugnen die Klimakrise und wollen weitermachen wie bisher. Das zeigt sich etwa im Strategiepapier der AfD. Auch Donald Trump, seit Januar wieder US-Präsident, brachte als eine seiner ersten Amtshandlungen den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ins Spiel. Solchen Menschen dürfen wir unsere Zukunft auf keinen Fall überlassen.
5. Die Klimakrise macht keine Unterschiede
Denn darauf kommt es an: unsere gemeinsame Zukunft. Die Klimakrise betrifft alle Menschen weltweit – oder hat es längst getan. Im Jahr 2024 mussten weltweit mehr als 45 Millionen Menschen wegen klimabedingter Ereignisse wie Stürmen, Überschwemmungen und Dürren aus ihrer Heimat fliehen.
Überschwemmungen fragen nicht, wessen Häuser sie niederreißen. Wir alle atmen die schlechte Luft in unseren Städten. Die einzigen, die sich in Zukunft vielleicht werden schützen können, sind die Mächtigen und Über-Reichen – mit Geld, das auf Kosten aller anderen erwirtschaftet wurde. Gleichzeitig gehören sie zu den größten Verursachern der Klimakrise. Nach Berechnungen der Hilfsorganisation Oxfam hatte das reichste Prozent der Weltbevölkerung seinen fairen Anteil an einem noch verträglichen Treibhausgasbudget für 2025 bereits zehn Tage nach Jahresbeginn verbraucht.
Letztendlich sitzen wir aber alle im selben „Boot“, das sich unsere Erde nennt – und auch die Superreichen werden nicht von den Folgen des Klimawandels verschont bleiben. Wenn wir die Auswirkungen der Klimakrise schon jetzt spüren, wie wird es dann unseren Kindern und Enkelkindern ergehen? Sie werden nichts von einem vermeintlichen Wohlstand haben, wenn Extremwetter ihnen den Boden unter den Füßen wegspült und anderswo die Ernten vertrocknen.
Deswegen: Alle morgen auf zur Klimademo! In ganz Deutschland, von München bis Kiel, von Köln bis Berlin, finden Demos statt. Finde auch eine Demo in Deiner Nähe.