Globale Gesellschaft Soziale Gerechtigkeit Tierschutz Umwelt Wasser Europa WeAct AfD Rechtsextremismus CDU

Sie habe oft weniger gegessen, damit ihr Enkel satt werde, berichtet die ältere Dame einer Reporterin der New York Times. Sie ist nicht allein – 42 Millionen US-Amerikaner*innen sind auf Lebensmittelmarken der Regierung angewiesen. 40 Prozent von ihnen sind Kinder. Schwarze und LatinX sind besonders häufig von Hunger betroffen, ebenso Menschen in ländlichen Regionen und im Süden des Landes.

Die Lebensmittelmarken der Regierung bieten eine bescheidene Unterstützung – etwa sechs Dollar am Tag. Zuletzt blieb ein großer Teil dieser Hilfe wochenlang aus. Der Grund: Während des langen Shutdowns der US-Regierung ordnete Präsident Trump an, dass Bundesstaaten die Hilfen des Programms für Lebensmittelmarken SNAP (Supplementary Nutrition Assistance Program) nicht mehr in voller Höhe auszahlen sollten.  

Trump kürzt Hilfen gegen den Hunger

Erst jetzt, nach dem Ende der Regierungsblockade, bekommen SNAP-Empfänger*innen wieder den vollen Betrag. Ein Grund zum Aufatmen ist das leider nicht: Ein neues Gesetz der Regierung sieht vor, Millionen von Bedürftigen die Leistungen künftig zu kappen oder diese an noch striktere Arbeitsauflagen zu koppeln. Zehntausende legale Migrant*innen sollen ihren Anspruch komplett verlieren.

Schon heute sind Menschen wie die ältere Dame, die ihren Enkel versorgen muss, auch auf Food Pantries angewiesen. So heißen in den USA die Tafeln, bei denen Menschen gratis Lebensmittel bekommen. Zehntausende Ausgabestellen gibt es im ganzen Land; Freiwillige helfen mit, die oft vor dem Wegwerfen geretteten Lebensmittel zu verteilen. Die letzten Wochen waren nicht der erste Zeitraum, in dem die Food Pantries heillos überlaufen waren. Auch Pandemie und Inflation haben die Tafeln an ihre Grenzen gebracht. 

Arm trotz Arbeit

Die hohe Zahl derer, die auf Lebensmittelmarken und Food Pantries zurückgreifen müssen, macht deutlich, dass das Problem tiefer liegt: Der Lohn vieler Amerikaner*innen reicht einfach nicht zum Überleben. „Working poor“, arm trotz Arbeit, ist ein schrecklich geläufiger Begriff. Um für die Wechselfälle des Lebens sparen zu können, wie eine längere Arbeitslosigkeit, Krankheit oder die viel zu geringe Rente, reichen die geringen Einkommen vieler Amerikaner*innen erst recht nicht. 

Trotzdem wird es den Menschen oft als persönliches Versagen angelastet, wenn sie es nicht schaffen, sich und ihre Familien zu ernähren. Das Lebensmittelmarken-Programm SNAP zeigt, wie groß das Misstrauen ihnen gegenüber ist. Für ihre Einkäufe bekommen sie kein Geld, sondern eine Bezahlkarte. Scham und Stigmatisierung an der Supermarktkasse sind für viele eine alltägliche Erfahrung. Mit der Karte dürfen nur Lebensmittel bezahlt werden. Genussmittel wie ein Glas Wein oder eine Schachtel Zigaretten sind nicht vorgesehen. Auch die – gerade in den USA so wichtige – Tankfüllung Benzin darf nicht mit der Karte bezahlt werden.

Auch in Deutschland spitzt sich die Armutslage zu. Lies mehr dazu in diesem Beitrag von Maria Kruskop:

Hunger dauerhaft bekämpfen

Wer auf Essen von einer Food Pantry angewiesen ist, kann nicht selbst bestimmen, was er oder sie essen möchte – sondern muss dankbar sein, wenn überhaupt noch etwas da ist. Für Menschen mit gesundheitlichen, kulturellen oder religiösen Anforderungen an das Essen ist das besonders schwer. Geschmacksfragen können sich arme Menschen in einem der reichsten Länder der Welt ohnehin nicht leisten.

Proteste gegen die anstehenden Kürzungen bei den SNAP-Zahlungen sind wichtig. Auch Food Pantries und die Freiwilligen dort leisten wertvolle Arbeit – sie helfen Millionen Amerikaner*innen tagtäglich zu überleben. Doch beides kann den Hunger nicht auf Dauer besiegen. Dafür braucht es eine grundlegende Auseinandersetzung über Armut, Löhne und gesellschaftliches Miteinander – je eher, desto besser.

TEILEN

Autor*innen

Katharina Draheim ist Redakteurin bei Campact. Nach ihrem Studium in Berlin und New Orleans war sie lange für die Atlantik-Brücke tätig. Das Land auf der anderen Seite des Ozeans beschäftigt sie noch immer: Im Blog schreibt sie über die USA. Alle Beiträge

Auch interessant

CDU Campact-Team Montagslächeln: Basta mit der Rente Mehr erfahren
Soziale Gerechtigkeit Maria Kruskop Wie Steuergerechtigkeit unsere Demokratie retten kann Mehr erfahren
Globale Gesellschaft Campact-Team Montagslächeln: Warentest im Weißen Haus Mehr erfahren
Globale Gesellschaft Katharina Draheim Die Kronenklauer  Mehr erfahren
Soziale Gerechtigkeit Maria Kruskop Ein Herbst der Kälte: Politik gegen Arme Mehr erfahren
Demokratie WeAct-Team „Es ist eine Frage des Anstands, dass auch Milliardärsfamilien ihren fairen Beitrag leisten!“ Mehr erfahren
Globale Gesellschaft Campact-Team Montagslächeln: Von Putin inspiriert Mehr erfahren
Demokratie Katharina Draheim Ein Klima der Angst Mehr erfahren
Feminismus Sibel Schick Erika Kirk, die Turbo-Tradwife Mehr erfahren
Soziale Gerechtigkeit WeAct-Team Steuergerechtigkeit: Wie die Erbschaftsteuer Überreiche bevorteilt Mehr erfahren