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Das Jadar-Tal im Norden Serbiens: fruchtbares Ackerland, intakte Natur – und eines der größten Lithiumvorkommen Europas. Genau hier will der australisch-britische Bergbaukonzern Rio Tinto auf über 200 Quadratkilometern Lithium abbauen. Die Folgen wären zerstörte Felder, verseuchtes Grundwasser und 18.000 vertriebene Bewohner*innen.

Doch die Menschen wehren sich. Seit Jahren gehen Zehntausende Serb*innen immer wieder auf die Straße. Mit Erfolg: 2022 gab Staatspräsident Aleksandar Vučić unter dem Druck der Massenproteste nach, entzog Rio Tinto die Lizenz und stoppte die Exploration. Ein riesiger Sieg für die Bewegung – doch er hielt nicht lange.

Von der Straße vor Gericht und zurück auf die Straße

Im Sommer 2024 hob das oberste Gericht Serbiens die Entscheidung wieder auf. Die Unabhängigkeit dieses Urteils wird von den Kritikern des Projekts angezweifelt. Im Juni 2025 folgte der nächste Schlag: Die EU-Kommission erklärte das Jadar-Projekt zum „strategischen Rohstoffprojekt“. Europas Lithium-Hunger für E-Autos und Energiewende wog offenbar schwerer als Umweltschutz und der Wille der Menschen vor Ort.

Für die Aktivist*innen eine bittere Enttäuschung. Daniela Nestorović, Abgeordnete der Partei „Ökologischer Aufstand“ im serbischen Parlament, findet deutliche Worte: „In dieser Entscheidung, maskiert mit Floskeln über Green Transition, versteckt sich eine totale Gleichgültigkeit demgegenüber, was Bürger in den lokalen Gemeinschaften darüber denken.“ Ihr Parteikollege Alexander Jovanović wird noch drastischer: „Damit wurde eine Todesstrafe über alles verhängt, was dort atmet, lebt und fließt.“

Unabhängige Wissenschaftler*innen warnen eindringlich: Testbohrungen haben Wasser und Böden bereits mit Arsen, Bor und Lithium verseucht. Bei Hochwasser – wie im Jahr 2014 passiert – könnte giftiger Grubenschlamm die gesamte Region zerstören.

Der Protest kommt nach Deutschland

Miloš Lukić und die Aktivist*innen von Protest Podrške Štutgart haben den Kampf gegen das Jadar-Projekt jetzt auch nach Deutschland getragen. Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, fordern sie von EU-Kommission und Bundesregierung: Stoppt das zerstörerische Lithium-Projekt! Mehr als 77.000 Menschen haben bereits unterzeichnet.

Petition: Stoppt das Jadar-Projekt – Kein Lithiumabbau in Serbien

Serbische Aktivist*innen fordern die Europäische Kommission und die Bundesregierung auf, sich klar gegen das Jadar-Projekt zu stellen. Die EU darf keine Projekte fördern, die Umweltzerstörung, Menschenrechts-verletzungen und demokratische Rückschritte in Kauf nehmen.

Denn auch Deutschland trägt Verantwortung. Deutsche Autokonzerne wollen billiges Lithium für ihre E-Autos. Deswegen gibt es eine strategische Rohstoffpartnerschaft mit Serbien und Investitionen in die geplante Lieferkette – auf Kosten der Menschen in Serbien. Die bittere Ironie: In Deutschland würde ein solches Projekt aus Umweltgründen nie genehmigt. Was hier nicht erlaubt ist, soll anderswo Dreck verursachen – aber unsere saubere Energiewende retten.

Ein Riesenerfolg – aber keine Entwarnung für das Jadar-Tal

Aber die anhaltenden Proteste zeigen Wirkung: Rio Tinto stoppt den Lithium-Abbau in Serbien. Der neue Vorstandsvorsitzende Simon Trott will das 2,4 Milliarden Dollar schwere Projekt aussetzen, um Kosten zu sparen – und wegen der Gegenwehr der Bevölkerung vor Ort. Ursprünglich sollte der Bau der Untertagmine 2026 abgeschlossen werden, die Produktion ein Jahr später beginnen.

Für Präsident Vučić wird die Lage innenpolitisch zunehmend heikel. Seit dem tödlichen Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad vor einem Jahr demonstrieren immer wieder Zehntausende gegen Korruption und Misswirtschaft. Das Jadar-Projekt jetzt durchzuboxen, könnte die Proteste weiter anheizen – und seine Macht gefährden.

Petitionsstarter Miloš Lukić bleibt vorsichtig optimistisch:

Die Entscheidung, das Lithiumprojekt zu stoppen, zeigt, dass öffentlicher Druck wirkt – und dass Bürgerproteste wie in Serbien in der EU politische Konsequenzen haben können. Aber es ist nur ein Etappensieg: Ohne rechtliche Aufarbeitung, Transparenz und Einbindung der betroffenen Gemeinden bleibt das Risiko bestehen, dass das Projekt in veränderter Form zurückkehrt. Der Protest wird weitergehen, bis Menschen und Umwelt wirklich geschützt sind.

Ein Kampf mit vielen Verbündeten

Die Bewegung gegen das Jadar-Projekt ist Teil eines größeren Kampfes für Demokratie und gegen Korruption in Serbien. Die serbische Organisation Kreni-Promeni mobilisiert vor Ort – über 300.000 Menschen haben ihre Petition gegen die Lithium-Mine bereits unterzeichnet. Auf der Straße, vor Gericht, im Parlament: Der Widerstand ist vielfältig und entschlossen.

Die Botschaft der Aktivist*innen ist klar: Die sogenannte grüne Transformation darf nicht auf Kosten von Umwelt und Menschen in anderen Ländern gehen. Europa braucht Rohstoffe – aber nicht um jeden Preis. Und: Konzerne wie Rio Tinto müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden.

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Autor*innen

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