Rechte der Natur: Ein cleverer Ansatz im Naturschutz
Seit Jahrhunderten nutzt der Mensch die Natur vor allem als Quelle für Nahrung, Rohstoffe und Energie. Wälder werden gefällt, Flüsse ausgebaggert oder begradigt, Tiere ausgerottet – die Natur bleibt oft ungeschützt zurück. Doch wir können das ändern: indem wir ihr eigene Rechte geben. Wenn Flüsse, Berge, Wälder und ganze Ökosysteme einen rechtlichen Status erhalten, haben sie einen Anspruch auf Schutz, wie auch Menschen und Unternehmen. Und wir schaffen eine Grundlage, um sie wirksam zu bewahren.
Klingt ungewohnt? Vielleicht. Doch mit eigenen Rechten kann die Natur sich gegen Zerstörung wehren – vertreten durch Menschen, die in ihrem Namen handeln. Dieser Ansatz heißt „Rechte der Natur“. Er verändert unser Verhältnis zur Umwelt grundlegend: weg von der Ausbeutung hin zur Partnerschaft.
Rechte der Natur – und warum die Spree sie braucht
Wäre Berlin aus Wasser gebaut, wäre die Spree die Arterie, die die Stadt am Leben hält. Doch diese Lebensader ist verstopft: Altlasten aus dem Braunkohleabbau, industrielle Einleitungen und die Klimakrise setzen ihr zu. Das Wasser verfärbt sich, Fische verschwinden, und keine Messstelle bescheinigt dem Fluss einen guten Zustand. Die bisherigen Gesetze reichen nicht aus.
Doch die Spree ist mehr als ein Gewässer. Sie gehört zu Berlins Identität, prägt das Stadtbild, verbindet Menschen, liefert Trinkwasser, beherbergt ein empfindliches Ökosystem und bietet Erholung mitten in der Stadt. Wenn die Spree sprechen könnte, würde sie längst um Hilfe rufen.
WeAct: Rechte der Spree anerkennen!
Die Spree kippt: Altlasten, Einleitungen und Klimakrise setzen dem Berliner Fluss massiv zu. Der Verein Rechte der Natur fordert deshalb mit einer Petition auf WeAct, Campacts Petitionsplattform, ein Gesetz, das ihr eigene Rechte gibt – für echten Schutz und eine lebendige Zukunft. Macht mit.
Naturrechte in Deutschland: Der aktuelle Stand
In Deutschland hat der Umweltschutz einen festen Platz im Grundgesetz. Seit 1994 ist er als Staatsziel verankert, 2002 kam der Tierschutz hinzu. Mit Artikel 20a des Grundgesetzes verpflichtet sich der Staat, die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere zu schützen. Das zeigt: Natur- und Tierschutz haben in Deutschland einen hohen Stellenwert. Diese Staatsziele sind zwar rechtlich bindend, aber nicht einklagbar. Das heißt, sie sind mehr Richtlinie als konkrete Handlungsanweisung.
Der aktuelle Stand der Naturrechte in Deutschland wirkt daher zwiespältig. Die Gesetzgebung ist fortschrittlich, doch es fehlt oft an wirksamer Umsetzung. Mit anderen Worten: Die Regeln sind da – jetzt müssen wir sie mit Leben füllen.
Beispiele aus anderen Ländern: Wo die Natur Rechte hat
- Ecuador hat bereits Gerichtsverfahren geführt, in denen die Rechte von Fröschen gegen Bergbauprojekte verteidigt wurden. Bemerkenswert. Tatsächlich spricht Ecuadors Verfassung der Natur mehrere Rechte zu – darunter ein Recht, das ihre Existenz schützt und respektiert.
- Für die Māori ist der Fluss kein ‚Es‘, sondern ein ‚Er‘ – ein Verwandter: Der Whanganui Fluss in Neuseeland gilt als einer der ersten Flüsse weltweit, der den Status einer rechtlichen Person erhielt. Diese Anerkennung ist das Ergebnis jahrzehntelanger Kämpfe der Maori, die den Fluss als lebendiges Wesen betrachten.
- Der Fluss Río Atrato in Kolumbien wurde ebenfalls als rechtliche Person anerkannt.
- In Spanien wurde die Salzwasserlagune Mar Menor als eigenständiges Rechtssubjekt anerkannt. Den Anstoß für diesen wirksamen Schutz gab eine Volksinitiative: Bürger*innen wehren sich gegen Massentourismus, Landwirtschaft und Verschmutzung. Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Ökosystemen in Europa!
Naturrechte sind keine Utopie, sondern werden in verschiedenen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt. Die Anerkennung der Natur als eigenständiges Rechtssubjekt könnte ein entscheidender Schritt sein, um den Umweltschutz weltweit zu stärken und die Artenvielfalt zu bewahren.
Das bedeutet, dass natürliche Lebensräume nicht nur geschützt werden, weil wir Menschen sie brauchen, sondern weil sie selbst Träger eigener Rechte sind. Ihre Rechte können damit juristisch geltend gemacht werden – so wie die Rechte von Menschen.
Ecuador, Neuseeland und Kolumbien haben Naturrechte anerkannt, indem sie Ökosysteme als rechtliche Personen klassifiziert und entsprechende Gesetze erlassen haben.
Es gibt tatsächlich ein bedeutendes Urteil des Landgerichts Erfurt, das einen möglichen Paradigmenwechsel im Umgang mit Naturrechten in Deutschland markiert. Erstmals zieht ein Gericht in Betracht, EU-Grundrechte auch auf die Natur anzuwenden. Dieses Urteil könnte wegweisend für zukünftige Entscheidungen sein.
Der Rechte der Natur e.V. ist ein Zusammenschluss junger Jurist*innen und engagierter Menschen, die das Konzept der Naturrechte in Deutschland voranbringen wollen – in der öffentlichen Debatte und im Rechtssystem. Auf ihrer Website erfährst Du alles über den aktuellen Stand der Diskussion rund um die Spree.