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Es gibt sie in vielen Städten in Deutschland: Golden leuchtend sind sie in Fußgängerzonen, Seitenstraßen oder auch Wohnvierteln im Bürgersteig eingelassen; so, dass sie ein bisschen über das Pflaster hinausragen – die sogenannten „Stolpersteine“. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken sind Gedenktafeln. Im Rahmen eines großen Projektes von Künstler Gunter Demnig werden sie seit 1992 verlegt, in Deutschland und 29 weiteren europäischen Ländern.

Warum ist ein Gedenken an den 9. November immer noch wichtig?

87 Jahre nach den Novemberpogromen gedenken wir der Jüdinnen und Juden, deren Synagogen brannten, deren Geschäfte zerstört und deren Leben ausgelöscht wurden. Etwa 400 Menschen wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November ermordet oder in den Suizid getrieben. In den Tagen danach verhaftete die Nazi-Geheimpolizei etwa 30.000 jüdische Männer und verschleppte sie in Konzentrations­lager.

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Jeden Tag werden in Deutschland 24 antisemitische Straftaten begangen. Die Dunkelziffer ist noch viel höher. Das ist eine Schande. Deswegen treten wir für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland und weltweit ein – und stellen uns allen entgegen, die die Würde von Menschen verletzen. Ob von rechts, aus der Mitte, von Islamist*innen oder von links: Judenhass ist nie akzeptabel.

Seit vielen Jahren rufen bundesweit verschiedene Verbände dazu auf, am Jahrestag der Novemberpogrome, die Stolpersteine zu putzen. Das ist ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus, denn so geraten die Opfer der Nazis nicht in Vergessenheit. Was kannst Du tun, um einen Beitrag zum Gedenktag zu leisten – oder auch darüber hinaus?

Sich einer lokalen Gruppe anschließen, die Stolpersteine putzt

In vielen Städten (zum Beispiel in Berlin) organisieren Stadtteil-Gruppen oder lokale Organisationen große Putz-Aktionen oder auch „Putz-Spaziergänge“. Informiere Dich, welche Gruppe in Deinem Stadtteil so eine Aktion organisiert und schließe Dich an.

Wenn ihr die Medien informiert, dass eine Putz-Aktion durchführt wird, oder im Nachgang selbst eine Pressemeldung mit einem passenden Bild an die Lokalzeitung schickt, wird die Sichtbarkeit des Gedenktages noch größer: So sehen nicht nur die Passant*innen die Stolpersteine besser, sondern auch andere Bürger*innen erfahren von der Aktion.

Selbst eine Gruppe gründen – oder alleine losziehen

Gibt es in Deiner Stadt keine entsprechende Gruppe, die sich um die Pflege der Stolpersteine kümmert – was hält Dich davon ab, die erste Person in einer neuen Gruppe zu sein? Bis morgen eine offizielle Gruppe zu gründen, ist zwar etwas kurzfristig. Aber die Stolpersteine sollten ja nicht nur zum Gedenktag gereinigt sein, sondern das ganze Jahr über. Spätestens bis zum nächsten Gedenktag am 9. November seid ihr dann bereit.

Ansonsten kannst Du natürlich auch alleine losziehen und die Messingtafeln putzen. Dafür benötigst Du:

  • Metall- oder Messingputzmittel (zum Beispiel aus dem Drogeriemarkt)
  • Küchenschwamm mit rauer und weicher Seite (kein Stahlschwamm!)
  • Ein bisschen Wasser in einer Flasche zum Nachspülen
  • Küchentücher, oder besser ein Wischtuch

Und schon kann es losgehen:

  • Eine kleine Menge Putzmittel auf den Schwamm geben (nicht direkt auf die Messingplatte)
  • Den Stein mit dem Reinigungsmittel einreiben und etwas antrocknen lassen
  • Messing mit dem Schwamm polieren, bis der Stolperstein wieder glänzt und die Schrift gut lesbar ist
  • Wenn der Stolperstein noch nicht ganz sauber ist: Die oben genannten Schritte wiederholen
  • Das Reinigungsmittel mit etwas Wasser abspülen
  • Eventuell verbleibende Putzmittelspuren mit dem Wischtuch aufnehmen

Die „Stiftung – Spuren – Gunter Deming“, die sich um das Verlegen der Stolpersteine kümmert, stellt auch eine detaillierte Putzanleitung zur Verfügung.

Schnapp Dir also heute oder morgen ein paar Freund*innen und alles, was Du zum Reinigen brauchst, und geh auf Putz-Tour durch Deine Stadt. Damit die Opfer der NS-Zeit nicht vergessen werden – und um so für alle Zeiten ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Wir erinnern. Wir handeln. Nie wieder ist jetzt.


Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag wurde erstmals am 08. November 2022 veröffentlicht. Wir haben ihn für die erneute Veröffentlichung aktualisiert.

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Autor*innen

Linda Hopius hat Wissenschaftsjournalismus, Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Als freie Journalistin schreibt sie zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Natur- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Redakteurin. Alle Beiträge

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