Japan evakuiert Umland von Atomkraftwerk
In Folge des verheerenden Erdbebens ist im Atomkraftwerk Fukushima das Kühlsystem ausgefallen. Zum ersten mal in der Geschichte Japans wurde der atomare Notstand ausgerufen, die Gegend um das AKW wird evakuiert. Bei einem Ausfall der Kühlsysteme droht auch noch nach der Abschaltung des Reaktors eine Kernschmelze.
Nach dem verheerenden Erdbeben wurde in Japan zum ersten Mal in der Geschichte der atomare Notstand ausgerufen. In zwei Atomkraftwerken kam es zu Störfällen. Im Atomkraftwerk Fukushima fiel das Kühlsystem aus, die Umgebung um die Anlage wurde im Umkreis von drei Kilometern evakuiert. Im Umkreis von 10 Kilometern um die Anlage wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Zwar sei bisher keine Radioaktivität freigesetzt worden, heißt es. Doch die Meldungen klingen besorgniserregend, auch wenn die Lage noch sehr schwer einzuschätzen ist. Denn ein Ausfall der Kühlsysteme kann auch noch nach der Abschaltung eines Reaktors zur Kernschmelze führen. Offenbar reicht die elektrische Versorgung nicht mehr aus, den Reaktor zu kühlen, auch das Notstromaggregat soll laut der Nachrichtenagentur AP ausgefallen sein. Der Reaktor soll derzeit nur noch unzulänglich mit Batteriestrom gekühlt werden. Ob die Kernschmelze noch vermieden werden kann, hängt davon ab, ob es den Technikern gelingt, die Kühlung noch rechtzeitig wieder in Gang zu bringen. Laut der Tagesschau soll der Kühlwasserstand soweit abgesunken sein, dass sogar die Brennstäbe sichtbar wurden. Der Reaktor wurde zwar abgeschaltet, aber damit ist man noch lange nicht im sicheren Bereich.
Ein abgeschalteter Reaktor dieser Größe entwickele eine Nachwärme von 200 Megawatt, die nicht zu beeinflussen sei. Falle die Kühlung aus, so komme es unweigerlich zur Kernschmelze, sagt der Physiker Heinz Smital von Greenpeace. „Die Restzerfallswärme ist ungeheuer groß, nämlich sieben Prozent der Kraftwerksleistung“, sagte auch der alternative Nobelpreisträger Mycle Schneider zu Spiegel online. „Ich würde zurzeit alle Informationen aus Japan mit der Pinzette anfassen.“ Der Atomexperte Schneider war mehrere Dutzend Male Atomgutachter in Japan.
Sollte es zu Kernschmelze kommen, wäre ein Austritt großer Mengen radioaktiver Stoffe zu befürchten. Alles hinge dann nur noch davon ab, ob der Sicherheitsbehälter den ungeheuren Kräften standhält. Fukushima ist die größte Nuklearanlage der Welt, der betroffene Reaktorblock ist einer der ältesten in Japan. Wir können nur für die Menschen in Japan beten (selbst ich als Agnostiker versuche das jetzt mal) und hoffen, dass es noch rechtzeitig gelingt, den Reaktor soweit herunter zu kühlen, dass ein Super-GAU noch verhindert werden kann. Denn das verheerende Erdbeben und die Tsunami-Flutwelle allein sind schon schrecklich genug. Es ist unvorstellbar, was die Menschen dort jetzt durchmachen müssen.
Im Atomkraftwerk Onagawa war zugleich an einem Turbinengebäude ein Feuer ausgebrochen. Die betroffenen Bereiche seien aber vom Reaktordruckbehälter räumlich getrennt, erklärte der Betreiber der Anlage. Inzwischen soll der Brand gelöscht sein. Radioaktive Stoffe sollen nicht ausgetreten sein. Das Erdbeben der Stärke 8,9 auf der Richterskala war das bisher stärkste in der Geschichte Japans. Eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle verwüstete die nordostjapanische Küste. Im Katastrophengebiet liegen mehrere große Nuklearanlagen.Die japanische Regierung hat immer behauptet, die japanischen Atomanlagen seien erdbebensicher.
Auch wenn die Erdbebengefahr nicht mit Japan vergleichbar ist, steht auch das Atomkraftwerk Neckarwestheim 1 auf erdbebengefährdetem Gebiet. In Süddeutschland kommt es regelmäßig zu Erdbeben. Das AKW Neckarwestheim steht zudem auf brüchigem Kalkgestein, das Grundwasser wäscht dort jedes Jahr 1000 Kubikmeter neue Hohlräume auswäscht. Bei der Genehmigung der beiden Atomkraftwerke in Neckarwestheim ging man aber davon aus, der Untergrund sei aus Fels.
Professor Dr. Gerhard Jentzsch, ehemaliger Präsident der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, kommt in einem Gutachten aus dem Jahr 2005 dagegen zu dem Ergebnis, dass in der Umgebung des AKW Neckarwestheim lediglich „mittelsteifer, poröser Untergrund“ vorliege (Bodenklasse M). Bei einem Erdbeben bedeute dies, dass mit um 30 Prozent stärkeren Erschütterungen zu rechnen sei. Um folgenschwere Schäden zu vermeiden, müssten Bauten auf solch instabilem Grund entsprechend stabiler errichtet werden. Doch die baden-württembergische CDU/FDP-Regierung weigert sich auch nur zu überprüfen, ob die Auslegung der Reaktoren in Neckarwestheim dafür ausreichend ist. Die japanischen Reaktoren sind mit Sicherheit viel besser gegen Erdbeben ausgelegt, als Neckarwestheim 1 und 2. Darüber hinaus weist der alte Schrottreaktor zahlreiche weitere Sicherheitsmängel auf, wie die Physikerin Oda Becker gerade erst wieder in einer Studie im Auftrag des BUND gezeigt hat. Auch im deutschen AKW Biblis drohte am 8. Februar 2004 in der Folge eines Ausfalls der externen Stromversorgung eine Kernschmelze.
Jochen Stay, der Sprecher unserer Partnerorganisation .ausgestrahlt sieht Parallelen zwischen der Informationspolitik der Bundesregierung und der japanischen Regierung. „Das Bundesumweltministerium betreibt eine unerträgliche Desinformationspolitik. Auch die japanische Regierung hatte behauptet, ihre AKW seien erdbebensicher. Was wir in diesen dramatischen Stunden erleben, ist ja gerade, dass selbst eine automatische Abschaltung nicht vor einer Kernschmelze schützt. Selbst nach einer Schnellabschaltung produzieren die Brennstäbe so viel Energie, dass sie ohne ständige Kühlung schmelzen. Das Erdbeben in Japan hat in Fukushima zum Ausfall der Stromversorgung und des kraftwerkseigenen Notkühlsystems geführt. Gleiches kann in deutschen Atomkraftwerken passieren“, so Stay heute in einer Presseerklärung. „Im AKW Neckarwestheim ist die Notstromversorgung besonders labil. Es ist der einzige Reaktor mit nur drei Hauptkühlkreisen. Und es gab bereits wiederholt Ausfälle der Hauptkühlmittelpumpen.“
Ein Grund mehr, morgen an der 45 Kilometer langen Menschenkette zwischen Stuttgart und Neckarwestheim 1 teilzunehmen. Gemeinsam können wir zwei Wochen vor der baden-württembergischen Landtagswahl ein deutliches Signal gegen die verantwortungslose Atompolitik von Ministerpräsident Mappus setzen. Nach Mappus eigenen Worten ist mit ihm die Stilllegung des gefährlichen Schrottreaktors Neckarwestheim 1 „nicht zu machen“. Dann halt ohne ihn. Kommt alle!
Update 19:55 Uhr: Spiegel online meldet, im Reaktordruckbehälter steige der Druck. Es werde überlegt, „Luft“ ( im Klartext: radioaktiven Dampf) abzulassen. Dabei würden zwangsläufig auch radioaktive Stoffe an die Umwelt gelangen. Aber wenn es zu einer Explosion im Reaktorgebäude käme, wären die Folgen noch schlimmer. Auch die Radioaktivität im Reaktorgebäude soll steigen. Unterdessen hat die US-Luftwaffe Kühlmittel aus den USA nach Fukoshima geflogen. Doch bislang scheint es noch nicht gelungen zu sein, den Reaktor herunter zu kühlen. Laut der ARD-Tagesschau sinkt der Kühlwasserspiegel weiterhin. Es droht weiterhin eine Katastrophe.
Welt online meldet: Im Erdbebengebiet im Nordosten von Japan wird auch die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho mit Notstrom gekühlt. Nach Aussage des international tätigen Atomexperten Mycle Schneider lägen dort rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird.
Wir bangen und hoffen mit den Menschen in Japan.
Hört mal, muss tatsächlich immer erst ein Unglück geschehen, damit die Bundesregierung merkt, was sie für einen Bullshit da macht? Erst waren alle für eine Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke, nun wird die Laufzeitverlängerung auf einmal aufgrund des Desasters in Japan ausgesetzt. Wir sollten deshalb den Appell an die Kanzlerin Angela Merkel unterschrieben, Atomkraftwerke in Deutschland endlich auszzuschalten. Sowie 100.000 Leute den Aufruf unterzeichnet haben, soll er als Anzeige in bundesweiten Tagesblättern publiziert werden. Unterzeichne hier
sorry, meinte natürlich zurückkatapultieren 🙂