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Wie Campact wirkt

Erst während meines dreimonatigen Praktikums ist mir klar geworden, dass ich lange gar nicht wusste, wie Campact-Protest funktioniert. Trotz der Erfolge der Kampagnen ist die Art und Weise, wie Campact wirkt, auch vielen anderen Menschen scheinbar nicht gänzlich bekannt – das lese ich zumindest aus so manchem (Vor)urteil, das Campact entgegen gebracht wird. Manche wollen […]

Erst während meines dreimonatigen Praktikums ist mir klar geworden, dass ich lange gar nicht wusste, wie Campact-Protest funktioniert. Trotz der Erfolge der Kampagnen ist die Art und Weise, wie Campact wirkt, auch vielen anderen Menschen scheinbar nicht gänzlich bekannt – das lese ich zumindest aus so manchem (Vor)urteil, das Campact entgegen gebracht wird.

Manche wollen sich zum Beispiel nicht in den Mail-Verteiler eintragen, weil sie SPAM befürchten, also zu viel irrelevante Post. Andere monieren gerade die Kürze der Texte, die Zuspitzung der Problematiken. Wieder anderen sind – je nach der eigenen politischen Überzeugung – die Appelle von Campact zu grün, zu rot oder zu liberal oder bürgerlich.

Mit der Zeit begannen mich die vorschnellen Urteile über Campact zu stören. Ich denke jetzt, wo mein Praktikum zu Ende geht, ist es an der Zeit mit einigen davon aufzuräumen: Also, wie wirkt Campact?

Zeit-Fenster der politischen Einflussnahme nutzen
Für Campact-Kampagnen braucht es einen aktuellen politischen Prozess, der als Ansatzpunkt für den Bürgerprotest dienen kann. Im englischsprachigen Raum gibt es den Begriff „crisistunity“. Im Deutschen fällt es schwerer die Worte „Krise“ und „Möglichkeit“ zu vereinen, aber genau um so einen Zeitpunkt geht es dabei.
Eine Möglichkeit für Veränderung kann etwa eine Abstimmung im Parlament sein, die dann als Anlass für massenweise Anrufe bei Abgeordneten genommen wird. Oder eine Bundesratsinitiative wie im Fall der Kampagne gegen Mietpreis-Explosion. In jedem Fall braucht es Politiker_innen, die aus bestimmten Gründen zum Zeitpunkt der Kampagne von den Bürger_innen beeinflussbar sind (Dazu auch der Blogbeitrag von Felix Kolb über die Grenzen und Möglichkeiten von Online-Kampagnen).

Bürger_innen protestieren auch offline
Das Sammeln von Online-Unterschriften ist allerdings nur der eine Teil der Campact-Strategie, um den Druck zu erhöhen. Ein anderer notwendiger Teil sind die Protest-Aktionen und die Presse-Bilder, die dabei entstehen. Manchmal muss ein aufblasbares Riesenhuhn in Auftrag gegeben oder lädierte Solarplatten zum Zerschlagen organisiert werden. Für die Organisation dieser Aktionen sind bei Campact fast so viele Angestellte verantwortlich, wie für die inhaltliche Arbeit. Kreative Aktionen sind also eindeutig ein Schwerpunkt, auch wenn manche Leute meinen, Campact beschränke sich auf Online-Protest. Das Lager von Campact gleicht mittlerweile einem Paradies für jede Theater Requisite.

Bildstarke Aktionen mit vielen Unterstützer_innen bringen Gehör
Ist das Thema politisch aktuell genug, schafft es der Bürger_innen-Protest so tatsächlich regelmäßig in die Zeitungen oder sogar in die Tagesschau. Ich denke also es ist klar, warum gute Bilder so wichtig sind: Mit einer vergleichsweise kleinen Protestaktion wird auf diese Weise der Standpunkt der Appell-Unterzeichner_innen öffentlich für ein Millionenpublikum.

Demokratie wird lebendig
Campact greift wichtige Themen und gute Argumente auf, die in der öffentlichen Diskussion zu kurz zu kommen drohen. Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz hat diese Rolle mal in einem Interview, wie ich finde sehr treffend, mit der eines Katalysators für Bürgerprotest verglichen. Soll heißen: Mit Campact kommt so mancher Ball erst so richtig ins Rollen.

Umfragen und Kampagnen-Infos per Mail
Dazu schickt Campact den Abonnenten des Newsletters regelmäßig E-Mails. An sie gehen Kampagneninfos, Umfragen (zu möglichen Kampagnen-Themen) oder die Spenden-Mailings. Über den Verteiler werden die Menschen erreicht, die Campact ausmachen, weil sie die Kampagnen und Aktionen legitimieren und oft finanziell überhaupt erst ermöglichen. Insofern ist es auch ureigenes Interesse von Campact, seine Abonnenten ausschließlich mit Maß Infos zu schicken.

Stufenweise Informationstiefe
Im Alltag der Menschen ist oft wenig Zeit übrig neben Arbeit, Familie, Hobbies etc. Campact bringt es in seinen Mails daher auf den Punkt. Angefangen mit Kurzmeldungen auf Twitter oder Facebook, über die knackigen Appelle und die ausführlichere 5-Minuten-Info, bis hin zu Verlinkungen auf Studien und Zeitungsartikeln wird jedem so viel Information zu der Kampagne geboten wie er/sie eben lesen mag.

Nur eigenen Grundsätzen verpflichtet
Dass Campact dabei, trotz Überparteilichkeit, manchmal mit Forderungen auf einer Linie mit einer Partei liegt, erklärt sich ebenfalls aus der Arbeitsweise: Die meisten „Hebel“ für Veränderung in einer parlamentarischen Demokratie sind eben parlamentarisch. Campact ist und bleibt aber nur den eigenen Grundsätzen verpflichtet und wer genau hinschaut, wird merken: Die Freunde in der Politik, die Campact mit der einen Kampagne gewonnen haben mag, hat Campact mit der nächsten Kampagne oft schon wieder verloren.

Fazit
Ganz normale Menschen wie Sie und ich, haben so in den letzten Jahren einigen mächtigen Politikern und Lobbyisten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit Campact’s Hilfe mischt sich das Souverän des demokratischen Staates (genau! Das sind wir Bürger_innen und Bürger) ganz souverän bei seinen Repräsentanten ein – effektiv gebündelt und professionell umgesetzt. Das wirkt!

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Autor*innen

Luca Vogel hat Campact drei Monate als Praktikant tatkräftig unterstützt. Nach seinem Abitur absolvierte er zwei Freiwilligendienste, ein Jahr in Deutschland in einer Psycho-Sozialen Einrichtung und ein Jahr in Malawi (Süd-Ost Afrika) an der Waisenschule Jacaranda. Die Zeit vor seinem Studium nutzt er, um Einblicke in Organisationen wie Campact und Greenpeace zu gewinnen und sich beruflich zu orientieren. Alle Beiträge

2 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ich stimme mit der Einschätzung überein; ich habe die Sicht auf die Aktionen (selbst ab und zu dabei) und die mediale Präsens. Was ist mit der Idee, Menschen des öffentlichen Lebens aus Kunst, Kultur, Wissenschaft, Politik ab und zu/ je nach Thema als Unterstützer_in zu gewinnen, um damit Campact und damit die Themen noch deutlicher in die Öffentlichkeit zu bringen.
    Weiter so und herzliche Grüße
    Sybille

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