Feminismus Soziales
Kinder sind kein Hobby
Care-Arbeit muss sich endlich lohnen – über Versäumnisse der Politik und wütende Eltern.
Die Lage für Eltern ist seit Wochen katastrophal. Viele sitzen mit kranken Kindern Zuhause oder sind selbst krank. Oft in diesem Muster: Erst ist Kind 1 krank, dann Mutter, dann Vater, dann Kind 2. Dann nochmal Vater. Und alles beginnt von vorne. Zwischen Taschentuchbergen und leeren Arzneimittelfläschchen versuchen die Eltern Alltag, Care-Arbeit und Lohnarbeit zu managen.
Schon der dritte Corona-Winter
Ist nicht das Kind krank, dann muss man in diesen Tagen darauf hoffen, dass alle Erzieher*innen gesund sind. In unserer Kita wird derzeit mit einem Ampel-System gearbeitet – die Ampel steht seit Wochen auf Orange, manchmal wechselt sie auf Rot. Dann heißt es Notbetreuung. Für Eltern und viele Kinder ist es bereits der dritte Corona-Winter in Folge. Bei vielen werden die Belastungsgrenzen seit Monaten immer wieder überschritten.
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Dabei sind es vielerorts gar nicht Corona-Viren, die an dem anfälligen System der Kleinfamilie rütteln. RSV, Grippe oder Rhinoviren schlagen derzeit mit einer Wucht um sich, dass die Gesamtgesellschaft die Folgen spürt. Sei es – bleiben wir bei unserem Beispiel – durch Betreuungsengpässe (was übrigens noch freundlich formuliert ist) in heimischen Kitas oder ausgedünnte Klassen- und Lehrer*innenzimmer.
Doch auch darüber hinaus sind die Folgen fatal: Kinderkliniken müssen kranke Kinder abweisen; Ärzt*innen sind endlos überlastet (und schließen aus Protest ihre Praxen).
Care-Arbeit muss sich lohnen
Ein Gefühl dabei bleibt: Wir Eltern werden von der Politik alleine gelassen. Seit Jahren. Viele von uns sind mittlerweile zu erschöpft, sich noch laut zu beschweren. Dabei ist der Staat doch darauf angewiesen, dass wir für Nachwuchs sorgen, damit der Generationenvertrag aufgeht. In ihrem Gastbeitrag auf Spiegel Online fordert die Journalistin und Autorin Nathalie Klüver daher ganz folgerichtig, dass sich Care-Arbeit endlich lohnen muss – und Familienpolitik die dringend nötige Anerkennung erhält.
Stellschrauben gäbe es viele: höhere Gehälter oder Zuwendungen und ein besserer Betreuungsschlüssel in Kitas, Schulen und Pflege; ausreichend Hortplätze oder eben auch eine dringend nötige Reform des Kinderkrankengeldes wären ein Anfang.
Verliererinnen der Pandemie
Doch bislang ruht sich der Staat darauf aus, dass es die Eltern (oder in vielen Fällen eben die Mutter) schon richten. Kein Wunder also, dass Frauen die wahren Verliererinnen der Corona-Pandemie sind – in den letzten Jahren mussten sie eben sehr viel richten.
Reform des Kinderkrankengeldes jetzt!
Unterzeichne hier die WeAct-Petition von Larissa Strohbusch und fordere, dass das Kinderkrankengeld reformiert wird.
Ohne funktionierende Betreuungssysteme, ohne ausreichend und fair entlohntes Pflegepersonal und genug Erzieher*innen in Kitas und Schulen, obliegt es den Eltern, sich für alle Krisen zu wappnen und alle Vernachlässigungen der Politik aufzufangen – und sich dabei immer weiter in die Erschöpfung zu kämpfen. Kindererziehung ist eben kein Hobby, dem Eltern in ihrer Freizeit nachgehen.